Infektionen erkennen
Die Covid-19-Pandemie hat in dramatischer Weise die große Bedeutung von schnellen, exakten Diagnosen bei Infektionskrankheiten aufgezeigt. Zugleich wurde in der Auseinandersetzung mit dem Virus aber auch deutlich: Die dringend benötigten diagnostischen Tests gelangen vor allem dann schnell zu Ärzten und Patienten, wenn die Kooperation zwischen öffentlicher Forschung, privatwirtschaftlicher Entwicklung und Stakeholdern des Gesundheitswesens gut organisiert ist und auf Augenhöhe stattfindet.
Ein erfolgreiches Modell für solche Kooperationen wurde im Jahr 2014 über eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ermöglicht: Egal ob Viren, Bakterien oder Pilze – im InfectoGnostics Forschungscampus Jena arbeiten Kliniker, Grundlagenforscher und Industrie-Entwickler direkt in Projekten und sogar unter einem Dach zusammen. So entwickelten die Jenaer Campusforscher zum Beispiel in kürzester Zeit gemeinsam mit regionalen Firmen neue Antigen- und Antikörpertests für Sars-CoV-2 und bieten seit Ende Januar 2021 auch ein kostenfreies Portal zur Gensequenz-Analyse für das neue Coronavirus an. Darüber hinaus arbeiten die Forscher intensiv an Lösungen zur schnellen Vor-Ort-Bestimmung von Antibiotikaresistenzen.
ÖPP mit Langzeitperspektive
Im Oktober 2020 startete InfectoGnostics seine zweite Entwicklungsphase innerhalb der Forschungscampus-Initiative des BMBF mit fünf neuen Leitprojekten. Neben dem Schwerpunkt molekulare und photonische Detektion resistenter Erreger soll nun auch stärker die Immun-antwort auf Infektionen und Impfungen sowie die Diagnostika-Entwicklung für den Einsatz in der Tiermedizin in den Fokus rücken. Zudem wird ein direkter Dialog mit Hausärzten etabliert, um Vor-Ort-Tests besser in den Alltag von Arztpraxen zu integrieren. Ein weiteres zentrales Projekt zur infektiologischen Wasseranalytik startete zu Beginn des Jahres 2021. Der Bund fördert Projekte im Campus bis mindestens 2025.
Unter Führung von vier InfectoGnostics-Partnern und mit BMBF-Förderung in Höhe von über 120 Mio. Euro entsteht darüber hinaus auch eine einzigartige klinische Translationsinfrastruktur in Jena: das Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung (LPI). „Mit dem Forschungscampus und dem LPI können wir den beteiligten Unternehmen und Instituten eine Langzeitperspektive unter einem Dach aufzeigen. Für forschungsintensive Life Sciences und auf dem stark regulierten Markt für Medizinprodukte ist das entscheidend. Jena wird so als Standort für Kooperationen zwischen privaten und öffentlichen Partnern aufgewertet und stellt einen Leuchtturm für anwendungsorientierte Forschung in Thüringen dar“, sagt Prof. Dr. Jürgen Popp, Vorstandssprecher von InfectoGnostics.
Als starke Partnerin unterstützt die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG Thüringen) Unternehmer, Forscher sowie Investoren aus aller Welt bei der Verwirklichung ihrer Geschäftsideen in Thüringen.
Der Text ist im Cluster-Spezial des Life Sciences-Magazin |transkript 1/2021 erschienen.