Impfstoff: Valneva bricht Verhandlungen mit EU ab
Die Valneva SE, ein unter anderem auf Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten spezialisierter französisch-österreichischer Pharmakonzern, stoppt Verhandlungen mit der Europäischen Kommission über Lieferungen seines COVID-19-Impfstoffkandidaten VLA2001. Stattdessen will das Unternehmen nun bilateral mit europäischen Ländern verhandeln.
Noch im Januar hatte der Impfstoffhersteller ein "fortgeschrittenes Stadium" der Gespräche bekanntgegeben. Die Verhandlungen hatten demnach bereits im dritten Quartal 2020 begonnen. Die Europäische Kommission selbst hatte im Januar den Abschluss von Sondierungsgesprächen mitgeteilt. Demnach sei ein Vertrag geplant gewesen, der die Lieferung von bis zu 60 Millionen Dosen vorsah. Im September kündigte Valneva die Zusammenarbeit mit der britischen Regierung an. Vereinbart wurde die Herstellung von bis zu 190 Millionen Dosen VLA2001 bis 2025. 100 Millionen Dosen seien bereits bestellt worden.
"Wir haben viel Zeit und Mühe investiert, um zu versuchen, die Anforderungen des zentralen EG-Beschaffungsprozesses zu erfüllen. Trotz unserer jüngsten klinischen Daten haben wir keine bedeutenden Fortschritte gemacht und noch keine Liefervereinbarung erhalten", sagte Thomas Lingelbach, Vorstandschef von Valneva. Daher konzentriere sich das Unternehmen nun auf diejenigen EU-Mitgliedstaaten, die Interesse zeigten. "Wir sind überzeugt, dass VLA2001 in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, einschließlich Auffrischungsimpfungen oder möglicher Modifikationen des Impfstoffs, um Varianten zu berücksichtigen." Valneva bereitet nach eigenen Angaben derzeit eine Phase III-Studie vor, die voraussichtlich Ende April 2021 beginnen wird. Ziel sei, im Herbst 2021 die Zulassungsanträge zu stellen.
Die EU-Kommission weist die Schuldzuweisungen laut einem Bericht der FAZ zurück. Bisher sei es zu keinen Vertragsabschluss gekommen, weil Valneva entscheidende Bedingungen nicht erfüllt habe. „Bis jetzt sind die Bedingungen des Unternehmens von den Mitgliedstaaten nicht als akzeptabel angesehen worden“, zitiert die FAZ einen Kommissionssprecher. Parallele Gespräche des Unternehmens mit einzelnen EU-Mitgliedstaaten seien nicht möglich. Die Länder dürften keine bilateralen Verhandlungen führen. Dies sei erst möglich, wenn Valneva seine Verhandlungen mit der EU komplett abbreche.
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