Good News bei Medikamenten schicken Impfstoff-Kurse auf Talfahrt
Ende vergangener Woche veröffentlichte Pfizer positive Nachrichten über seine orale antivirale Behandlung Paxlovid, die eine 89%ige Verringerung der Hospitalisierung oder des Todes bei nicht hospitalisierten Hochrisikopatienten mit COVID-19 bewirken soll. Die Ergebnisse stammen aus der Phase II/III-Studie, die auf Empfehlung des Data Monitoring Kommittees (DMC) aufgrund der überwältigenden Wirksamkeit vorzeitig abgebrochen wurde, da nur 0,8% der Patienten, die Paxlovid innerhalb von drei Tagen nach Auftreten der Symptome erhielten, ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten (3 von 389) im Vergleich zu 7% in der Placebo-Gruppe (27 von 385) mit sieben Todesfällen in der Placebo-Gruppe gegenüber 0 in der Paxlovid-Gruppe. Bei Patienten, die den Wirkstoff innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der Symptome erhielten (n=607), lag die Wirksamkeit der Behandlung bei 85% gegenüber Placebo (n=612). Die vollständigen Daten werden laut Pfizer bis zum 25. November bei den Zulassungsbehörden eingereicht.
Bereits vorher hatte Merck & Co. ebenfalls Behandlungserfolge mit dem Medikament Mulnopiravir berichtet. Dort war es eine Reduktion um 50% bei Patienten mit mildem bis mittlerem COVID-19-Verlauf, deren Krankenhausaufenthalt oder schwere Krankheitsfolgen verhindert werden konnten. Merck hat etwas Vorsprung zu Pfizer, da beispielsweise in den USA und auch schon in Großbritannien eine Zulassung erteilt wurde. In Resteuropa läuft noch das Verfahren der EMA dazu. Pfizer versucht nun, dies durch Erhöhung des Drucks auf die Behörden wettzumachen.
Die Börsen reagieren schnell auf diese Nachrichten: So gaben die Aktien der COVID-Impfstoffentwickler am Montag deutlich nach (BioNTech -21%, Valneva -11,5%; später konnten die Mainzer den Verlust etwa halbieren). Die Analystin Olga Smolentseva von der europäischen Investmentbank Bryan, Garnier & Co. sieht das als übertrieben an und kommentiert: "Unserer Ansicht nach stellt das eine Überreaktion dar. Wir glauben, dass sich die Regierungen in nächster Zeit weiterhin auf die Impfung konzentrieren werden, da sie das wirksamste Mittel ist, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen." Zudem zeigt sich Smolentseva nicht so überzeugt, dass das Pfizer-Medikament sehr rasch in großen Mengen verfügbar sein wird. Pfizer selbst gehe davon aus, dass im Jahr 2022 50 Millionen Paxlovid-Einheiten zur Verfügung stehen werden, zudem müsse bei der Kombination mit dem HIV-Arzneimittel Ritonavir auch dessen Verfügbarkeit mitberücksichtigt werden. Die Analystin konstatiert abschließend: "Alles in allem glauben wir, dass eine wirksame orale Behandlung ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung der Pandemie ist, auch wenn sie allerdings nicht die Notwendigkeit einer Impfung ersetzt."
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