Von dem Hype bei der Entwicklung von CAR-T-Zell- und Gentherapien haben auch die Hacke-und-Schaufel-Firmen etwas. Die explodierende Forschungsaktivität in der Akademie beschert Dienstleistern, Reagenzien- und Geräteherstellern sattes Wachstum.
Fragt man Martin Schleef, Chef von Plasmid Factory, könnten die Zeiten nicht besser sein. Der Entwickler sogenannter Minicircle-Plasmide profitiert von der Technologieentwicklung im Feld der Zell- und Gentherapie. „Rund drei Viertel der gut 350 derzeit entwickelten CAR-T-Zelltherapien befinden sich im präklinischen Entwicklungsstadium. Verbesserte Vektoren zur Transfektion von T- oder NK-Zellen, dendritischer Zellen etc werden fieberhaft in der Akademie entwickelt. Das spüren wir bereits seit zwei Jahren deutlich bei der Nachfrage nach unseren Plasmiden und Minicircle-DNA“, so Schleef, „auch im Feld Gentherapie.“
Der Trend zu Zelltherapien zeigte sich auch auf der Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH), Anfang Dezember in San Diego: Doppelt so viele Präsentationen (116) wie im Jahr zuvor (66), die meisten davon zu CAR-T-Zelltherapien (94; 2017: 46) zeugen davon, was sich derzeit in den F&E-Labors von Arzneientwicklern, aber auch akademischen Innovatoren tut.
Ähnlich wie Schleef, der Plasmide für die Herstellung der benötigten Virusvektoren produziert, profitieren auch andere Anbieter vom boomenden Feld der Zell- und Gentechnologie.
Einzelzellanalyse im Fokus
Die vom Fachblatt Science zur Technologie des Jahres 2018 gekürte Einzelzellanalyse wurde zwar bereits vor Jahren in großen Pharmafirmen erprobt, doch angesichts gewinnträchtiger Anwendungen drängt sie erst jetzt verstärkt in den Forschungs- und Anwendungsmarkt.
So berichteten unlängst österreichische Wissenschaftler darüber, dass sie dank epigenetischer Analysen vorbehandelter einzelner Krebszellen von Patienten Rückschlüsse auf die optimale Kombinationstherapie bei Blutkrebs ziehen konnten.
Neue Konzepte wie jenes der zellmembranlosen Kompartimentierung biologischer Funktionen wie der Transkriptionsaktivierung durch Phasentransfer setzen sogar Einzelzellanalysen voraus.
Ganz allgemein bietet die Einzelzellanalyse genaueren Aufschluss über die arbeitsteiligen Zellfunktionen in heterogenen Zellverbänden, wie zum Beispiel Tumoren, Organen oder Embryonen –und damit verbesserte Informationen über interessante Zielstrukturen für die Funktionsanalyse.
bessere Funktionsanalyse
Vor Studien auf Genom-, Transkriptions, Proteom- oder Metabolomebene ist jedoch zuallererst einmal die verlässliche Identifizierung und Isolierung einzelner Zellen durch Laser capture Microdissection, FACS, Microfluidics, Dielektrophoretische digitale Sortierung, Raman-Pinzetten etc. erforderlich. Erst dann lassen sich Zellmosaike einzeln analysieren und die Summe ihrer Funktionen danach wieder zusammenrechnen, um Rückschlüsse auf die Entwicklung von Geweben, Krankheiten oder biologischen Fehlfunktionen ziehen zu können.
Erschienen in |transkript 1/2019