In der Kneipe stehen Salzbrezeln auf dem Tresen – klar, denn so bestellen die Gäste mehr Getränke! Dass Salz durstig macht, ist eine Binsenweisheit. Stimmt aber nicht, sagen jetzt Berliner Forscher. Tatsächlich trinken Salzesser sogar weniger, haben dafür aber mehr Hunger.
Der erste Mann auf dem Mond brauchte keinen Picknickkorb. Beim ersten bemannten Flug auf den Mars wird das anders sein: Auf der monatelangen Reise muss auch die Verpflegung der Astronauten sichergestellt sein. Vor allem Wasser muss dabei gespart werden, wo es nur geht. Bisher ging man davon aus, dass die Sternenfahrer eine möglichst salzarme Kost erhalten sollten. Schließlich macht Salz durstig – oder? Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Vanderbilt University und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin wollten diese These prüfen und fanden heraus, dass das genaue Gegenteil der Fall war. Statt durstig machte das salzhaltige Essen die Probanden hungrig, schrieben sie im Journal of Clinical Investigation.
Zehn Männer wurden in zwei Experimenten in einer Raumschiff-Attrappe eingeschlossen, einmal 105 Tage und einmal 205 Tage lang. Sie aßen alle genau dasselbe, doch mit der Zeit änderte sich der Salzgehalt der Nahrung. Während salziges Essen den Durst kurzfristig verstärkte, tranken die Probanden insgesamt weniger, wenn sie mehr Salz aßen. Das Salz löst in den Nieren eine Art Wasserspar-Mechanismus aus, so die Forscher. Bisher galt, dass die Natrium- und Chlorid-Ionen, aus denen Salz besteht, an Wassermoleküle binden und diese in den Harn ziehen. Stattdessen zeigten die neuen Ergebnisse, dass das Salz im Harn bleibt, während das Wasser in die Niere und Körper zurücktransportiert wird. Für diesen Mechanismus ist vermutlich Harnstoff verantwortlich. In Studien zeigte sich, dass Harnstoff in den Nieren von Mäusen der wasserbindenden Kraft von Natrium und Chlorid entgegenwirkt. „Harnstoff ist nicht nur ein Abfallprodukt, wie wir bisher angenommen hatten“, sagt Mitautor Friedrich C. Luft von der Charité und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. „Stattdessen erweist er sich als ein sehr wichtiger Osmolyt – das ist eine Verbindung, die Wasser an sich bindet und so hilft, es zu transportieren. Harnstoff hält das Wasser im Körper, wenn wir Salz ausscheiden. So wird das Wasser zurückgehalten, das sonst durch das Salz in den Urin hineingetragen würde.“
Einen Nachteil hat das Ganze: die Synthese von Harnstoff kostet viel Energie – und sorgt daher für größeren Appetit. Auch im Experiment klagten die salzessenden Probanden über mehr Hunger.
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