Einmal ist keinmal? Man muss nicht täglich Pizza futtern, um sein Diabetesrisiko zu erhöhen. Schon eine fettreiche Mahlzeit reicht aus, um Insulinresistenzen hervorzurufen, sagen Diabetes-Forscher.
Klar, wer jeden Tag Cheeseburger mit Pommes isst, steigert damit sein Diabetesrisiko enorm. Doch Forscher aus Deutschland und Portugal haben nun herausgefunden, dass schon eine einzige Sünde ausreicht, um die Insulinwirkung zu vermindern, also Insulinresistenz hervorzurufen und den Fettgehalt der Leber zu erhöhen. Das berichten die Wissenschaftler am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) und am Helmholtz Zentrum München (HMGU) im Fachmagazin Journal of Clinical Investigation.
In ihrer Studie gaben die Forscher jungen, schlanken Männern entweder ein Glas Wasser oder ein Palmöl-Getränk, dessen Fettgehalt dem von zwei Cheeseburgern mit Speck und einer große Portion Pommes Frites entsprach. Bei den Probanden, die den Fettdrink zu sich nahmen, beobachteten sie Stoffwechselveränderungen, die den Veränderungen gleichen, wie sie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes oder nichtalkoholischer Fettlebererkrankung beobachtet werden.
„Überraschend war, dass eine einzige Palmöl-Dosis bei gesunden Menschen so schnell und direkt Auswirkungen auf die Leber hat und durch die verabreichte Fettmenge bereits eine Insulinresistenz ausgelöst wird“, erklärt Michael Roden, Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstand am DDZ. „Eine Besonderheit unserer Untersuchung ist, dass wir den Leberstoffwechsel von Menschen mit einer überwiegend nichtinvasiven Technologie, d. h. durch eine Magnetresonanzspektroskopie, überprüft haben. Diese erlaubt es, die Zucker- und Fettspeicherung sowie den Energiestoffwechsel der Mitochondrien (Kraftwerke der Zelle) beim Menschen zu verfolgen.“
Dank neuer Untersuchungsmethoden konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass die Einnahme des Palmöl-Cocktails Muskeln, Leber und Fettgewebe in ihrer Stoffwechselaktivität beeinträchtigt. So führt die hervorgerufene Insulinresistenz zu einer vermehrten Zuckerneubildung in der Leber und einer gleichzeitig verminderten Zuckeraufnahme in der Skelettmuskulatur. Genau dieser Mechanismus lässt bei Typ-2-Diabetes und seinen Vorstufen den Blutzuckerspiegel ansteigen. Zudem bewirkt die Insulinresistenz des Fettgewebes eine vermehrte Freisetzung von Fetten in die Blutbahn, welche wiederum die Insulinresistenz weiter fördern. Die erhöhte Verfügbarkeit von Fett führt dadurch zu einer gesteigerten Arbeitslast der Mitochondrien, was langfristig diese zellulären Kraftwerke überfordern und zur Entstehung einer Lebererkrankung beitragen kann.
Ein Trost gibt es für gelegentliche Sünder. Je nach Prädisposition der Gene stecken gesunde Menschen diese kurzfristigen Auswirkungen der fettreichen Mahlzeit vermutlich schnell weg, so Roden und sein Team. Problematisch würde es, wenn die extragroße Pizza öfter auf dem Speiseplan steht.
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