Fit, fat, fantastic und das Geld anderer Leute
Navi
Mit dieser |transkript-Ausgabe werden Ihre Navigations-Künste gefordert, liebe Leser. Nicht auf der Straße, sondern beim Lesen. Die 104 Seiten bestehen ungewöhnlicherweise zu gleichen Teilen aus dem eigentlichen Heft und unserem Medizintechnik-Spezial medtech zwo in der Mitte. Viel interessante Lektüre aus und über die Life Sciences. Diese fifty-fifty Kombination bleibt jedoch eine Ausnahme: Im kommenden Jahr wird medtech zwo als separates Heft der |transkript-Lieferung beigelegt.
Klein und grün
Über eine Anzeige in den Publikumsmedien habe ich mich unlängst gefreut: Unter der Überschrift „Sie sind klein, grün und könnten die Zukunft des Biokraftstoffs sein“ informiert ausgerechnet ein Öl-Multi über Algen als erneuerbare Energiequelle und verweist auf die von ihm gesponserte Informationsseite EnergyFactor.com. Dort findet sich ein Beitrag mit dem schönen Titel „The fat, fit, fantastic green machine“ – erzählen und verkaufen können sie, die US-Amerikaner. Egal, ob ernstgemeint oder grünes Feigenblatt, eine publikumswirksame Anzeige mit einer algenbewohnten Petrischale rückt die Bioökonomie mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit als so manches Positionspapier, das zu dem Thema veröffentlicht wird.
Lang, lang her
Beim Schmökern in der |transkript-Ausgabe von vor 10 Jahren entdeckten Redaktionskollegin Maren Kühr und ich wieder allerlei Interessantes für die letzte Seite. Viel fand sich zur damaligen biopolitischen Diskussion um die Stammzellforschung. An CRISPR/Cas9 war da noch nicht zu denken, was die Biopolitiker heute auf den Plan ruft. Unsere Wahl für den „Rückblick“ fiel auf die trinationale Cluster-Tagung zum Thema Weiße Biotechnologie, die seinerzeit in Hannover stattfand. Als damaliger Moderator erinnere ich mich, wie unglaublich schwer sich die Akteure auf der Bühne damit taten, begeisternd von ihren Erfolgen zu berichten. Das hat sich leider bis heute nicht geändert. Den Biotechnologen ist es bisher nicht recht gelungen, ihre Arbeit und ihre Visionen einer breiten Öffentlichkeit inklusive Politik und Kapitalmarkt zu vermitteln. Stattdessen werden börsennotierte Schuh-Versender und Essens-Austräger bejubelt. Wie man es besser macht, zeigten kürzlich Bilder und animierte Filme sogar in den Fernsehnachrichten: Ein für den Normalo völlig abgehobenes Thema wie optische Signale von Gravitationswellen wurde am Beispiel der Verschmelzung zweier Neutronensterne optisch ungemein faszinierend präsentiert. Dabei fand das dargestellte Ereignis schon vor zig Millionen Jahren statt.
OPM
Dass es um das Wagniskapital hierzulande nicht besonders gut bestellt ist, bestätigte unlängst der Deutsche Start-up Monitor des Bundesverbandes der Start-up-Unternehmen: Über VC verfügen nur noch 16% der Firmengründer, für 80% der Jungunternehmer stehen eigene Ersparnisse an erster Stelle. Staatliche Förderung folgt auf Platz 2. Für die Langfristigkeit und die Ernsthaftigkeit der Gründungen ist der hohe Eigenkapitaleinsatz zunächst nicht schlecht, doch technologieorientierte Start-ups werden es ohne OPM kaum schaffen – other people‘s money.