Frauen auf Investorenseite – längst nicht angekommen
Alter, weißer Mann schaut auf den #Weltfrauentag? Das kann nur schiefgehen, aber einen Versuch hat man(n) ja normalerweise frei. Frei auch deswegen (aber das muss absolut unter uns bleiben!), weil die sehr geschätzte Hüterin des gepflegten Wortes, des seriösen Kontextes und des grammatikalisch korrekten Ausdruckes heute ..., Sie ahnen es: frei hat! Ja, Berlin gönnt sich diesen Tag als staatlich anerkannten Feiertag. Was viele andere Bundesländer nur am Muttertag kennen, passiert heute also noch mal extra in der Hauptstadt: Blumen, Girlanden, Kuchen, Spaziergänge – das ganze Repertoire. Aber halt, das ist ja schon wieder der "alte Männerblick", denn viele Frauen haben heute überhaupt nicht frei. Sie sitzen auch heute direkt an den Schalthebeln der Macht, und damit kommen wir langsam zum Kern: den Schalthebeln der Finanzierungswelten in unserer Branche.
Wer sich jedoch diese kürzlich publizierte Liste der "Wichtigen" ansieht, den männlichen und weiblichen VC-Investoren auf ihren Social-Media-Kanälen, und wem man unbedingt folgen sollte (https://www.deutsche-startups.de/2022/02/04/investoren-twitter/?mc_cid=938054e724 ), der kann sich schnell zusammenrechnen, dass das weibliche Geschlecht hierbei deutlich unterrepräsentiert und an wenigen Fingern abzuzählen ist. Liegt das an einer größeren Zurückhaltung und geringerem Bedarf am sich "Zur-Schau-Stellen" der XX-Chromosomenträger, oder gibt es wirklich nur so wenige?
Eine oberflächliche Suche im eigenen Netzwerk findet schon die langjährig aktiven, erfahrenen weiblichen Investoren bei den bekannten Namen von LSP (gerade umbenannt zu EQT Lifesciences), Wellington Partners, HTGF, Atlas Health, Occident ..., doch dann wird es schon recht schnell dünn, oder? (Wer sich jetzt endlich ausreichend beleidigt fühlt ... wird sich melden. ;-) Doch es gibt ein positives Beispiel, das allen Leser:innen (heute darf ich das einmal) diesen Weltfraueninvestorentag versüßen sollte: Die französische Jeito Capital.
Die Venture-Gesellschaft in Paris wird so sehr von Frauen dominiert, dass sich die paar Männer vielleicht mit Hilfe eines kleinen Mitleidsbonus eingeschlichen haben dürften, oder hat gar eine Quote geholfen? Es ist amüsant, die Männerwelt-Klischees hier einmal genau andersherum anzuwenden, tun Sie das doch auch:
https://www.jeito.life/en/team/
Und Jeito Capital ist überaus erfolgreich! Im vergangenen Jahr gelang der 2020 frisch aufgesetzten Beteiligungsgesellschaft ein beeindruckendes Closing bei 534 Mio. Euro, der erste Fonds hatte 2020 noch bei 200 Mio. Euro das Ende der Fahnenstange erreicht. Die treibende Kraft hinter allem: Rafaèle Tordjman. Vielleicht gibt so ein Beispiel ja Inspiration auch für die deutschsprachige Szene, damit es bei nächsten Listen und Rankings zu größerer Geschlechterparität kommen wird.
Wir wünschen allen Leserinnen hiermit heute einen ganz besonderen Tag der Aufmerksamkeit.
Kommentare gerne über unsere Social-Media-Kanäle, z.B. https://twitter.com/transkriptde