Lieber schlau als tot?
Die Corona-müden Menschen hierzulande stürzten sich geradezu in die Sommerferien. Diesmal wollte man sich von nichts und niemandem den Rückfall in den schönen alten Lebensstil vermiesen lassen. Dass es einigen derweil das eigene Heim unter dem Hintern wegschwemmte – dafür gibt es eine Spenden-Hotline. Ein anderes, global dramatisches Ereignis fand weit weniger Beachtung: Am 29. Juli war Erdüberlastungstag! Dieses jährlich neu festgesetzte Datum markiert den Zeitpunkt, an dem die Menschen die biologischen Ressourcen des Planeten des laufenden Jahres verbraucht haben – alles danach ist Raubbau und bedeutet langfristig den Untergang. Bei allem Gerede über Klima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Resilienz: Sind wir denn wenigstens auf einem guten Weg? Mitnichten!
Die Kipppunkt liegt schon 51 Jahre zurück: Im Jahr 1970 war der Erdüberlastungstag am 29. Dezember, der ökologische Fußabdruck ragte erstmals leicht über die rote Linie. Im Jahr 2000 war es schon der 23. September. Seither geht es immer schneller auf den Abgrund zu, die Corona-Bremsspur im Vorjahr ist Geschichte. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist der jüngste Alarmruf des Weltklimarates IPCC mehr als dringlich.
Alle bisherigen Anstregungen, unser Wirtschaften und Verbrauchen nachhaltiger zu gestalten, sind also eindeutig zu schwach. Langfristiges, globales Denken fällt den Menschen immer noch schwer. Wenn sie es nicht schnell lernen, ist das evolutionäre Experiment „menschliche Intelligenz“ gescheitert.
Leider traut sich niemand zu sagen, dass es einfach zu viele Menschen mit zu hohen Ansprüchen auf diesem Planeten gibt. Wenn alle so leben würden wie die Deutschen, bräuchten wir drei Erden. Und was macht unsere Regierung in dieser dramatischen Situation: Sie subventioniert tonnenschwere Elektro-SUVs, die angeblich emissionsfrei sind, obwohl die Emissionen nur andernorts anfallen. Oder sie schwadroniert darüber, dass jegliche finanzielle Belastung der Bürger durch den Klimaschutz sofort wieder ausgeglichen werden sollte. Wenn wenigstens die Wirtschaft durch konsequente, marktwirtschaftliche Rahmensetzung auf einen nachhaltigen Weg geführt werden würde. Der in den kommenden Jahrzehnten unausweichlich erscheinende Überlebenskampf wird neue Ideen und Produkte fordern. Die schon längst wieder eingestaubte „Biologisierung der Industrie“ könnte für Europa ein neues, hochattraktives Geschäftsmodell sein. Wirtschaften im Einklang mit den natürlichen Kreisläufen – der einzige Ausweg für das Überleben der Menschheit.
Also machen wir weiter mit der Biotechnologie, freuen uns zur Abwechslung mal über unsere Börsenchampions Biontech & Co. und darüber, dass wir demnächst die Kollegen wiedersehen dürfen. Am 7. September findet der Swiss Biotech Day in Basel statt (BIOCOM CARD-Abonnenten bekommen einen Teilnehmer-Rabatt) und am 6. und 7. Oktober steht die industrielle Biotechnologie im Mittelpunkt der EFIB in Wien.
In Österreich tut sich übrigens eine Menge in Sachen Biotechnologie – unser Spezial bietet einen Einblick. Darüber hinaus freuen wir uns, die Mitglieder des neuen und überaus dynamischen Branchenverbandes Biotech Austria als Leser begrüßen zu können.
Aus |transkript 3/2021, erschienen am 26. August.