Von Heftklammern, Irrwegen und bräsigem Stillstand
Sie ist klein, wiegt noch nicht einmal ein Gramm und war im Zeitschriftenwesen ein Symbol: die Heftklammer. Sie stand für schnelle Produktion, wie sie Nachrichtenmagazine einst benötigten. Die Klebebindung brauchte länger. Rund 4,8 Millionen Heftklammern haben |transkript im Laufe der Jahre zusammengehalten. Mit dieser Ausgabe ist damit Schluss. Das schreibe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Einerseits bin ich traurig, dass eine Epoche (nicht nur bei uns) zu Ende geht, andererseits ist nichts so beständig wie der Wandel – Nachrichten werden heute schneller über die elektronischen Kanäle übermittelt, von gedruckten Zeitschriften erwarten die Leser inzwischen Reflektion und Tiefe. Und die haben es nicht mehr ganz so eilig. Und so halten Sie, liebe Leser, hiermit ein neues Magazin in Händen, das trotzdem in den wesentlichen Elementen das alte ist. Eingebettet in ein neues Informationsangebot – die BIOCOM CARD – bietet |transkript nun deutlich mehr Hintergrundinformationen, doch werden Sie die vertrauten Rubriken – besser geordnet – wiederfinden. Daneben gibt es allerlei Neues, das hoffentlich Ihr Interesse findet. Lassen Sie uns wissen, ob Ihnen die neue Zeitschrift gefällt. Über eine E-Mail würden wir uns freuen: transkript(at)biocom.de
So gar nicht mit der Zeit gehen in Deutschland „die Politik“ im Allgemeinen und die verbleichenden sogenannten Volksparteien im Besonderen. Schön ist das an zwei Aussagen der SPD-Chefin Andrea Nahles nach der Wahl in Bayern zu erkennen. In einer ersten Stellungnahme jammerte sie, das schlechte Bild der GroKo habe verhindert, dass die SPD mit ihren „Themen durchgedrungen“ sei. Auf dem anschließenden Parteitag verwies sie auf die Erfolge der Partei, aber: „Es spricht nur keine Sau darüber!“ Dass sie gar nicht auf die Idee kommt zu hinterfragen, ob die SPD denn vielleicht die falschen Themen hat, zeigt das ganze Dilemma der Koalitionsparteien. Könnte es nicht sein, dass die Menschen ganz andere Dinge umtreiben als noch mehr soziale Umverteilung oder Crazy Horst? Die Beispiele häufen sich: Den Umgang der Regierung mit den Abgasbetrügern kann kein gesetzestreuer Bürger verstehen. Die Autoindustrie wird wie eine Heilige Kuh behandelt, statt die Krise zum Anlass zu nehmen darüber nachzudenken, ob es nicht an der Zeit wäre, diese Erfindung des 19. Jahrhunderts durch etwas Neues abzulösen. Warum nicht die Mobilitätskonzepte der Biologie des Menschen anpassen? Statt seine Freizeit im Pendlerstau sitzend zu verbringen, sollte der Bürger lieber zu Fuß zur Arbeit gehen. Das Umweltbundesamt hat soeben Grundzüge einer bundesweiten Fußverkehrsstrategie vorgelegt. Wohnen und Arbeiten müssen wieder in räumliche Nähe gebracht werden. Das würde auch ein anderes, dringliches Thema betreffen, das die Regierung derzeit verschläft: den Klimaschutz. Oder der jüngste Aufreger: Mikroplastik in unserer aller Körper. Oder die Agenda Biologisierung? Und, und, und … Die derzeitige politische Stimmung in Berlin erinnert an die Bräsigkeit der letzten Jahre der Regierung Kohl. Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Startups Florian Nöll brachte die Erfahrung vieler im Gespräch mit Regierungsvertretern auf den Punkt: „Wir haben das Gefühl, dass wir immer wieder von vorne mit dem Erklären anfangen.“