Millionenbetrag für Moosforschung
Die EU fördert das Projekt Mosstech als Innovatives Training Netzwerk (ITN) innerhalb ihres Programms „Horizon 2020“ mit mehr als 1,6 Mio. Euro für die nächsten vier Jahre. Davon geht knapp eine halbe Million Euro an die Universität Freiburg, deren Fakultät für Biologie auf dem Gebiet der Moosforschung führend ist. Die Technische Universität Dänemark in Kopenhagen betreut das Mitte Oktober gestartete Vorhaben federführend; außerdem sind die Universität Lund (Schweden), das Institut Gulbenkian (Portugal) sowie die Firmen Taxa Biotechnologies (USA), Transactiva (Italien), ArcticMass (Island) und Mosspiration Biotech (Dänemark) an dem Vorhaben beteiligt.
Die Arbeitsgruppe um den Freiburger Pflanzenbiotechnologen Ralf Reski konnte zeigen, dass das Erbgut des Laubmooses Physcomitrella patens etwa 10.000 Gene mehr enthält als das menschliche Genom und dass viele dieser Gene für die Synthese hochkomplexer chemischer Moleküle, wie zum Beispiel mehrfach ungesättigter langkettiger Fettsäuren, verantwortlich sind. Außerdem entwickelten die Freiburger Forscher gentechnische Methoden, um das Moosgenom gezielt und basengenau zu verändern. In Freiburg werden im Rahmen von Mosstech Jungforscher die Spezialmethoden lernen, um später mit den industriellen Partnern in Dänemark beziehungsweise Italien an konkreten Anwendungen zu arbeiten. „Ich freue mich sehr, dass wir vier für uns bisher neue kleine und mittelständische Unternehmen für die Moostechnologie begeistern konnten und damit eine weitere Möglichkeit bekommen, unsere Forschung in konkrete Produkte zu überführen“, so Reski. „Die so international und praxisnah ausgebildeten jungen Wissenschaftler werden allerbeste Chancen auf dem europäischen Arbeitsmarkt haben.“
Die ebenfalls in Freiburg ansässige Greenovation Biotech GmbH vermeldete erst Mitte Oktober, dass die Phase I-Studie mit dem ersten weltweit in Mooskulturen hergestellten Wirkstoffkandidaten beendet wurde. Die Daten sollen demnächst vorgestellt werden. Greenovation arbeitet an einer Enzymersatztherapie für Patienten mit der lysosomalen Speicherkrankheit Morbus Fabry: Moss-aGal bezeichnet eine in Mooskulturen hergestellte Variante des Enzyms alpha-Galactosidase A, die ein Glykosylierungsmuster mit endständiger Mannose aufweist. Die Mannose sorgt dafür, dass das Ersatzenzym über den Mannose-Rezeptor effizient zu seinen subzellulären Zielorten, den Lysosomen, transportiert wird. Präklinische Vergleiche von moss-aGal mit Agalsidase alfa, der aktuellen Behandlungsoption, stimmen das Unternehmen optimistisch, die fortschreitende Akkumulation von Glykosphingolipiden infolge des Enzymmangels effizient beheben zu können.
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