Konzept geht auf in Göttingen
transkript. Was hat sich seit der Eröffnung in den vergangenen Monaten in der Life Science Factory getan?
Hodel. Das Jahr 2022 bedeutet für uns als Team der Life Science Factory das Wahrwerden unseres seit 2018 geplanten Konzeptes: Seit der Eröffnung im Januar, noch unter erschwerten Corona-Bedingungen, ist sie mittlerweile ein Ort der ständigen Begegnung von Wissenschaftlern und Forschern aus ganz Deutschland. Mit über 50 geführten Touren durch das Gebäude und einem vielfältigen eigenen und auch externen Veranstaltungsprogramm zieht die Life Science Factory laufend neue Start-ups an. Bis zu 60 junge Unternehmen haben bisher den Weg zu uns gefunden, beispielsweise beim 3. Life Science Start-up-Day, der in diesem Jahr wieder erfolgreich neun Start-ups eine Bühne bot und gemeinsam mit startup.niedersachsen, Ottobock und Satorius als Kooperationspartner stattfand. Ein großes Highlight war vor allem die Zusammenarbeit mit der Bits & Pretzels in München. Im Juni waren wir das erste Mal zwei Tage bei der Bits & Pretzels Healthtech auf der Bühne. Ende September hatten wir mit unserem Vertical for Future of Life Science das Vergnügen, Branchenexperten aus unserem Netzwerk sowie aufstrebende Bio- und Technologie-Start-ups zusammenzubringen.
transkript. Aber das Jahr ist ja noch nicht zu Ende. Wie sehen die weiteren Planungen aus?
Aktuell ist die Life Science Factory mit den teilnehmenden Start-ups des ELSA-Programms gefüllt, das in Kooperation mit Fraunhofer AHEAD und Helmholtz München nun mittlerweile das 4. Mal wieder vor Ort stattfindet. Die Gründerteams profitieren vom Know-how unserer Coaches, die auf Themen wie Strategie und Geschäftsentwicklung, Technologieexpertise, IP und Regulierung spezialisiert sind. Nach Abschluss von drei Check-ins bietet unser Pitch Bowl im Dezember den Start-ups die Möglichkeit, ihre Entwicklung vor einer erfahrenen Jury zu präsentieren. Es steht also bis Ende des Jahres noch einiges an.
transkript. Worin bestehen die größten Herausforderungen für Start-ups?
Hodel. Gerade zu Anfang ist der Kapitalbedarf für die Produktentwicklung immens, während kaum Umsätze generiert werden und der Druck, in einem gewissen Tempo zur Marktreife zu kommen, hoch ist. Diese Spannung zwischen der Suche nach Investoren und einem soliden Fundament, um überhaupt attraktiv für Investoren zu sein, ist besonders herausfordernd für die Start-ups. Daneben sehen wir in unserer alltäglichen Arbeit mit den Gründern, dass es für die Forschung häufig an großflächigen, komplett ausgestatteten Laboren außerhalb der Universität fehlt. Denn jedes Start-up hat andere Anforderungen an ein Labor, und genau dafür machen wir ein niederschwelliges und auf das Start-up zugeschnittenes Angebot.
transkript. Gibt es in der Life Science Factory ein Start-up, das besonders beeindruckt?
Hodel. Es fällt mir schwer, mich festzulegen. Allein beim ELSA-Programm in der vergangenen Woche hat mich wieder der Enthusiasmus von so vielen Gründern beeindruckt. Ich entscheide mich deshalb einfach für unser neuestes Life-Science-Mitglied: Cultimate Foods. Wir heißen sie seit Oktober vor Ort in der Life Science Factory willkommen. Das Vierer-Team entwickelt eine Lebensmittelsubstanz, die alles daransetzt, kultiviertes Fett auf nachhaltige und ethische Weise herzustellen. Diese Lösung ergänzt pflanzliche Fleischalternativen mit nahezu authentischem Geschmack, Geschmackserlebnis und Textur. Die Vorstellung, irgendwann solche hybriden Produkte in einem Supermarkt zu finden, fasziniert mich.
Das Interview wurde der aktuellen Ausgabe von |transkript entnommen.