Mit frischem Geld ins Herzschlagfinale
Revacept ist Advancecors Vorzeigeprodukt. Es handelt sich um ein aus zwei Teilen fusioniertes Protein: dem Glykoprotein VI (GPVI) und dem Fc-Fragment, der konstanten Region eines Antikörpers. Das Präparat bedeckt wie eine Art Gefäßpflaster arterielle Läsionen, hemmt so lokal die Aktivierung von Blutplättchen (Thrombozyten, Abb.) und verhindert damit Blutgerinnsel – ohne jedoch die Blutstillung systemisch zu beeinflussen. Das Mittel wird bereits im Rahmen von zwei klinischen Studien getestet, deren Finanzierung mit der aktuellen Kapitalmaßnahme gesichert ist. Michael Motschmann, Vorstand des Advancecor-Investors MIG AG, hofft, dass die Ergebnisse der Studien den Konzeptbeweis liefern. „Es zeichnet sich dann ein Verkauf des Assets oder die gemeinsame weitere Entwicklung mit einem großen Pharmapartner ab“, so Motschmann.
Das Kernteam des Herzspezialisten Advancecor kommt von der Corimmun GmbH, die 2012 für 100 Mio. US-Dollar von Johnson & Johnson (USA) gekauft wurde. Einen Anteil seines Erlöses steckte Corimmun-Mitgründer Götz Münch gleich wieder in die neue Firma Advancecor, die viele der Corimmun-Projekte weiterführte. Die erste Finanzierungsrunde über 6,5 Mio. Euro stemmten 2013 Leitinvestor MIG AG sowie Bayern Kapital, BioM, der High-Tech-Gründerfonds (HTGF) und die KfW Bank. 2015 kamen noch einmal 2,2 Mio. Euro in einer zweiten Finanzierungsrunde hinzu. Nach dem ersten Closing 2017 konnte Advancecor im Mai 2018 die dritte Runde über insgesamt 6 Mio. Euro schließen. Neu dabei sind die bisher nicht in den Life Sciences in Erscheinung getretenen Investoren First Capital Partner und Occident Group. Insgesamt wurden somit bisher 14,7 Mio. Euro Eigenkapital eingeworben. In Corimmun steckten beim Exit übrigens nur 13,5 Mio. Euro.
Knackpunkt Companion Diagnostic
An Corimmuns Hoffnungsträger Cor-1 gegen Herzschwäche wird laut Münch an der Universität Würzburg weiter geforscht. „Bei Cor-1 wurden bereits mit einem Diagnostikum Hochrisikopatienten identifiziert und gezielt behandelt. Bei Revacept versucht man nun, jene Patienten zu identifizieren, die ein besonders hohes Risiko für einen erneuten Schlaganfall haben“, erläutert Münch gegenüber |transkript. Die Entwicklung des Revacept-Begleitdiagnostikums ist noch in der frühen Phase. Aber zumindest in einer der beiden laufenden Studien wird bereits der auserkorene Biomarker – das endogene, auf der Blutplättchenoberfläche vorhandene Glykoprotein VI – erfasst. „Es gibt erste Daten, die die prognostische Qualität des Biomarkers andeuten“, so Münch. „Mit den Daten dieser Studie wollen wir belegen, dass ein hoher endogener GPVI-Spiegel mit einer schlechteren Prognose für den Probanden korreliert. Außerdem erwarten wir, dass Patienten mit einem hohen endogenen GPVI-Spiegel von Revacept besonders profitieren. Wir hoffen, dass wir in der Post-hoc-Analyse der Studie in diese Richtung gehende Hypothesen aufstellen können.“
Erschienen in |transkript 7-8/18