Mit der erfolgreich abgeschlossenen Serie A-Runde in Höhe von 12 Mio. Euro kann die Modag GmbH in Wendelsheim in Rheinland-Pfalz nun die Vorbereitungen für klinische Studien und den Start des Phase I-Programms für ihren Leitkandidaten angehen. Das Potential von Anle138b soll in der Indikation Multisystematrophie untersucht werden, weitere neurodegenerative Leiden folgen später.
Derzeit verfügbare Arzneien gegen neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer lindern oft nur die Symptome. Gefragt sind daher Substanzen, die die Ursache der Krankheit bekämpfen. Einen solchen Wirkstoff hofft nun die Modag GmbH in den Händen zu halten. Der niedermolekulare Wirkstoff Anle138b ließ in präklinischen Studien das Potential aufblitzen, das Fortschreiten der Multisystematrophie zu stoppen.
Das Ende Juni bekannt gewordene Investment in Modag kommt offenbar vollständig von der Massa Investment Group, einem Investmentvehikel eines Family Office, das das Geld bisher vorwiegend in Immobilienprojekte gesteckt hat. „Es besteht ein langjähriger Kontakt zu dem Investor”, so ein Modag-Sprecher gegenüber transkript.de. „Dieser hat unsere Entwicklung beobachtet und ist angetan von den Daten, dem innovativen differenzierten Ansatz im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen, dem Team und dem klinischen Entwicklungsplan.”
Anle138b zielt darauf ab, durch die gezielte Behandlung der krankheitsverursachenden Pathologiemechanismen das Fortschreiten der Multisystematrophie, einer atypischen Form der Parkinson-Krankheit, zu stoppen. Konkret bindet es spezifisch an toxische Oligomerstrukturen von α-Synuklein, dem Protein, das die charakteristischen pathologischen Aggregatstrukturen bei Parkinson-Erkrankungen bildet.
Zu den derzeit oft diskutierten Ansätzen gehören zum Beispiel auch Antikörper gegen Monomere von α-Synuklein (Abbvie/Bioarctic), Impfstoffe (United Neuroscience) oder Inhibitoren des Enzyms LRRK2 (Servier/Oncodesign). Anle138b ist nun die laut Modag erste Verbindung der neuen Wirkstoffklasse der Oligomer-Modulatoren. „Die wesentliche Bindungsstelle für Anle138b findet sich in Oligomeren, die bereits aus etlichen Synuklein-Molekülen bestehen. Diese Oligomere sind funktionell dadurch charakterisiert, dass sie mit zellulären Membranen interagieren und dort pathologische porenartige Strukturen bilden können. Diese Oligomerspezies kann auch als Prä-Amyloid-Oligomere bezeichnet werden und hat neben der direkten zelltoxischen Wirkung das Potential, als Aggregationskeim für die Bildung und Vermehrung von Amyloidfibrillen zu dienen”, so der Modag-Sprecher.
Als weitere Vorteile gegenüber Antikörper-Ansätzen führt Modag den einfachen Transport über die Blut-Hirn-Schranke ins Zytoplasma von Neuronen und Gliazellen sowie die Möglichkeit der oralen Gabe ins Feld. „Darüber hinaus verursacht Anle138b im Gegensatz zu Antikörpern gegen extrazelluläre Amyloid-Proteinstrukturen keine neuroinflammations-bezogenen negativen Nebenwirkungen. Ein weiterer Vorteil ist, dass es im Gegensatz zu anderen Ansätzen nicht die Proteinfibrillen fragmentiert. Fragmentierte Fibrillen können als Keim für die weitere Propagation und die Ausbreitung der Pathologie im Gehirn dienen.”
Die Unternehmensgründung 2013 basierte auf den Vorarbeiten von Armin Giese von der Ludwig-Maximilians-Universität München und Christian Griesinger vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen zur pathologischen Proteinaggregation. Im Zuge der Finanzierungszusage wurde Giese zum Wissenschaftsvorstand von Modag ernannt. CEO wird Torsten Matthias, der mit mehr als zwanzig Jahren Erfahrung als Eigentümer, CEO und CSO der Aesku-Gruppe nun auch Modag lenken wird. „Obwohl die Multisystematrophie als seltene Krankheit gilt, hätte die Möglichkeit, ihr Fortschreiten zu stoppen, erhebliche Bedeutung für viele neurodegenerative Krankheiten mit ähnlicher Pathologie, für die es derzeit keine Behandlungsmöglichkeiten gibt. In Kombination mit der Finanzierung und der exklusiven Lizenz für die SERY-Technologie sind wir in einer optimalen Position, um innovative Lösungen für eine Krankheit anzubieten, die lange Zeit vernachlässigt wurde“, so Matthias. Die SERY-Technologie bezeichnet Modag als Schlüssel zur Entwicklung „einer neuen Generation von Verbindungen mit modifizierten pharmakologischen Eigenschaften, die das Potential für alternative Dosierungsschemata haben und es ermöglichen, verschiedene Gruppen von Patienten optimal zu adressieren”.
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