Im Rahmen einer erweiterten Serie A-Finanzierung sammelte das Life Science-Start-up mit Sitz in Essen und Düsseldorf insgesamt 43 Mio. Euro bei zum Teil neuen Investoren ein. Abalos entwickelt auf Basis von therapeutischen Viren einen neuartigen immuntherapeutischen Ansatz gegen Krebs.|transkript sprach mit CEO Dr. Marcus Kostka.
Mit dem Investment will das Unternehmen in präklinischen Studien weitere Daten zu dem neuen Behandlungsansatz sammeln und anschließend dessen Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Studien validieren.
„Mit unserer Immuntherapie schlagen wir ein neues Kapitel im Kampf gegen Krebs auf“, sagt Dr. Marcus Kostka, CEO von Abalos Therapeutics. „Neue Therapieansätze sind gerade in der Onkologie enorm wichtig, da viele Krebspatienten bislang leider noch nicht optimal behandelt werden können“, ergänzte Dr. Aristotelis Nastos, Leiter des Teams Life Science/Venture Capital bei der NRW.BANK, die bereits bei der initialen Serie A-Finanzierung 2019 eingestiegen war. „Der Arenaviren-basierte Behandlungsansatz von Abalos ist bisher einzigartig und hat enormes therapeutisches Potential.“
Abalos Technologies setzt bei der Therapie gegen Krebs auf Arenaviren. Diese sind in der Lage, sich in Zellen zu vermehren und dort die volle Kraft des gesamten Immunsystems gegen den Krebs zu aktivieren. Der Behandlungsansatz soll dafür sorgen, dass alle relevanten Immunzelltypen nicht nur den Primärtumor, sondern auch entferntere Metastasen angreifen. Er wurde ursprünglich in den Unikliniken Düsseldorf und Essen entwickelt. Unter der Leitung erfahrener Biotech-Unternehmer und Immunologie-Experten gelang es Abalos, erste Produktkandidaten mittels einer firmeneigenen „fast-evolution“-Plattform zu identifizieren, die Virusstämme mit optimierten anti-tumoralen Sicherheitseigenschaften generiert.
Im Gespräch mit |transkript.de erläuterte Marcus Kostka den Ansatz näher.
|tk: Was macht die Arenaviren so besonders geeignet für einen neuen Therapieansatz?
Marcus Kostka: Zwei Jahre haben wir damit Zeit verbracht, diese Viren zu optimieren. Initial verändern sich Arenaviren sehr schnell. Damit können sie sich an unterschiedliche Wirtszellen anpassen. Wir, beziehungsweise die wissenschaftlichen Köpfe hinter Abalos Prof. Dr. Karl Lang und Prof. Dr. Philip Lang, haben eine „fast-evolution“-Plattform entwickelt, die eine gezieltere Viren-Mutation, ja eine Evolution im Labor ermöglichte in Anpassung an verschiedenste Tumorgewebe.
|tk: War das ein "Trainingslager" für die Viren?
Kostka: Genau, mit uns als Trainern, die ein wenig Ordnung hineingebracht haben.
|tk: Für den therapeutischen Einsatz ist ein munter mutierendes Virus aber keine optimale Lösung?
Kostka: Natürlich nicht. Aber speziell diese Balance von hoher Spezifität auf Tumorzellen und Mutationsstabilität hat uns die letzte Zeit stark beschäftigt. Wir sind mit unserem jetzt ausgewählten Virus-Portfolio hier sehr gut unterwegs.
|tk: Die Schwierigkeit vieler immuntherapeutischer Ansätze ist, in das Gewebe vorzudringen, das Tumor-Mikroenvironment zu überwinden. Wie verhalten sich da die Arenaviren?
Kostka: Die Arenaviren bieten den einzigartigen Vorteil, dass sie sehr breit das gesamte Immunsystem anregen, sowohl die adaptive als auch die angeborene Immunantwort. Mit unseren „dressierten“ Viren haben wir dann eine echte Speerspitze, die einen Zugang in dieses Gewebe schafft. Wir sehen ganz deutlich, wie viel besser die relevanten Immunzellen auf diese Weise in das Tumorgewebe einwandern können.
|tk: Kommen wir zur Finanzierungsrunde und den Investoren. War dies eine schwierige Reise, und wo sind die amerikanischen Investoren in dieser Runde?
Kostka: Das Immuntherapie-Feld ist hochkompetitiv und die Investoren suchen sehr genau nach einzigartigen Konzepten und valider Wissenschaft. Das haben wir sehr gut deutlich machen können. Ich würde das als einen besonderen Erfolg verbuchen wollen, dass wir nicht nur erfolgreich waren, so viel Geld einzuwerben, sondern dass ausreichend europäische Geldgeber eingestiegen sind und wir die Amerikaner gar nicht gebraucht haben. Wir selbst haben den Deckel drauf gemacht, hätten aber auch noch mehr Geld bekommen können.
|tk: Wie weit kommen Sie nun mit dieser Finanzierung?
Kostka: Wir haben die Serie A aus 2019 (|transkript berichtete) bewusst deswegen noch einmal geöffnet und erweitert, um auf einen Schlag finanziell so ausgestattet zu sein, die nächsten vier Jahre laufen zu können. In zwei Jahren wollen wir in der Klinik sein, und diese Ergebnisse wollen wir – und alle jetzigen Investoren – dann auch sehen und bewerten. Das bietet für uns die komfortable Situation, nicht in zwei Jahren schon wieder auf Roadshow zu müssen.
Ein ausführlicheres Gespräch findet sich in |transkript 4/2021, das Anfang November erscheint.
Die Serie-A-Erweiterung wurde von Seventure Partners mit Unterstützung von Coparion geleitet, hinzugekommen sind Ventura BioMed Investors und Hx Bio Ventures sowie Beiträge bestehender Investoren aus der ersten Serie-A-Runde mit Boehringer Ingelheim Venture Fund (BIVF), Gründerfonds Ruhr, NRW. BANK und High-Tech Gründerfonds (HTGF).
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