Vier Biotech-Unternehmen haben sich zusammengeschlossen, um Lobbyarbeit für die Therapeutika-Forschung im Kampf gegen COVID-19 zu machen.
In der Biotech Emergency Alliance for Therapies against COVID-19 (BEAT-COV) haben sich die deutschen Biotech-Mittelständler Aicuris, Atriva, Immunic und Inflarx zusammengeschlossen. Alle vier haben nach eigener Auskunft erfolgversprechende COVID-19-Therapieansätze in späten Phasen der klinischen Entwicklung. BEAT-COV fordert nun einen staatlichen Förderfonds zur Finanzierung von Therapieoptionen, um späte Phasen der klinischen Entwicklung voranzubringen sowie die Produktion, Zulassung und Markteinführung zu unterstützen. Dafür seien zwischen 500 und 750 Mio. Euro erforderlich.
"Die Anzahl schwer erkrankter Patienten ist hoch, ca. ein Viertel aller COVID-19-Patienten in Deutschland, die intensivmedizinisch behandelt werden mussten, versterben. Das können wir nicht hinnehmen", sagt Daniel Vitt, Vorstandvorsitzender der Immunic AG in Gräfelfing. Derzeit gebe es keine zugelassenen Medikamente, die ausreichend wirksam seien und das Virus sowie die sehr unterschiedlichen Krankheitsverläufe und -symptome adressierten. Ärzte hätten daher nur begrenzte Möglichkeiten, um Menschenleben zu retten oder die Verweildauer im Krankenhaus deutlich zu reduzieren. "Wir benötigen unterschiedliche Therapieoptionen und es besteht dringender Handlungsbedarf", sagt Vitt.
Die klinischen COVID-19-Studien sowie die Herstellung von Medikamenten für den Markteintritt sind jedoch teuer. Sie können nach Darstellung von BEAT-COV nicht allein gestemmt werden. Die bestehenden Finanzierungen der Unternehmen durch private Investoren – auf Life Sciences spezialisierte Venture Capital Fonds oder durch eine Börsennotierung – seien für ihre ursprünglich geplanten Entwicklungsprogramme in unterschiedlichen Indikationen vorgesehen. Die Unternehmen seien nun ihrer wissenschaftlichen Expertise gefolgt und ins Risiko gegangen, um Therapieentwicklungen in Deutschland voranzutreiben.
"Wir fordern eine finanzielle Unterstützung für die Durchführung der zulassungsrelevanten Studien sowie für die Herstellung und Vorbereitung des Markteintritts der neuen Medikamente", so Niels C. Riedemann, Vorstandsvorsitzender und Gründer von Inflarx in Jena. Eine interdisziplinäre Expertenkommission solle die therapeutischen Projekte evaluieren. Dieser Kommission sollten etwa Fachleute aus Immunologie, Infektiologie und Intensivmedizin sowie Zulassungsexperten und Gesundheitsökonomen angehören. Gute Beispiele seien die Biomedical Advanced Research and Development Authority (BARDA) in den USA und die dortige Initiative "Operation Warp Speed", die binnen kürzester Zeit den Entwicklern von Impfstoffen und Medikamenten eine gemeinsame Plattform und über 10 Mrd. US-Dollar zur Verfügung gestellt hätten. Davon entfiele auf die Therapien etwa 1 Mrd. US-Dollar.
Erst jüngst hatten die Regierungsfraktionen von Freien Wählern und CSU im bayerischen Landtag bekanntgegeben, 50 Mio. Euro für bayerische Therapeutika-Entwickler bereitzustellen.
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