Der Schweizer PCR-Spezialist Ender Diagnostics AG arbeitet mit der Lufthansa-Tochter SWISS zusammen, um das Flugpersonal auf SARS-CoV-2 zu testen.
Die Zusammenarbeit mit SWISS sieht vor, deren Besatzung vor Langstreckenflügen mit Hilfe der schnellen, isothermen Amplifikationstechnologie der Ender Diagnostics AG vor Abflug zu testen. Die Technologie gilt zwar als weniger empfindlich als der Labordiagnostik-Standard RT-PCR, weist das neue Coronavirus aber empfindlicher nach als die derzeit in den Markt drängenden Antigentests von Roche, Abbott, Becton Dickinson und Quidel.
"Die Sicherheit und das Vertrauen unserer Passagiere und Mitarbeiter sind für SWISS von höchster Bedeutung. Die Entscheidung für die schnellen, innovativen und einfach zu handhabenden Testlösungen, die von Ender Diagnostics entwickelt wurden, unterstreicht unser absolutes Engagement, Flugreisen so sicher wie möglich zu machen", erklärt Martin Knuchel, Leiter Krisenmanagement, Emergency & Business Continuity Management der Lufthansa Group Airlines und Pandemiekoordinator.
Ender Diagnostics ist aus dem veterinärdiagnostischen Unternehmen Livet hervorgegangen, das auf die Diagnose von Atemwegserkrankungen bei Pferden spezialisiert ist. In Windeseile hat das neugegründete Unternehmen auf Basis der Livet-Technologie zwei CE-gekennzeichnete Tests in Europa eingeführt: ender LAB im Juni und ender MASS im August 2020. Der ender LAB-Test ermöglicht Laboren den direkten Nachweis von SARS-CoV-2 auf Standard-Echtzeit-PCR-Geräten innerhalb von 30 Minuten nach fünfminütiger Extraktion der viralen RNA. Dies ist wesentlich schneller als kommerziell erhältliche PCR-Tests, die in der Regel 90 bis 120 Minuten für den Amplifikationsschritt benötigen. Der ender MASS-Test ermöglicht Vor-Ort-Tests und die Analyse in mobilen Laborens etwa auf Flughäfen, in Schulen oder auf Kreuzfahrtschiffen. Noch in diesem Jahr will das ambitionierte Start-up einen dritten, mobil einsetzbaren Test, Ender mobile, auf den Markt bringen, der aus Rachenabstrichen in fünf Minuten die virale RNA extrahiert, dabei aber ohne Extraktionsröhrchen auskommt.
Die Nachfrage nach COVID-19-Vor-Ort-Schnelltests ist derzeit groß. Diagnostikweltmarktführer Roche kündigte diese Woche an, bis Ende September einen SARS-CoV-2 Point-of-Care-Antigentest in der EU vermarkten zu wollen, der gemeinsam mit der südkoreanischen SD Biosensor Inc. entwickelt wurde. Roche will anfangs 40 Millionen Tests monatlich, bis Jahresende 80 Millionen Tests anbieten, die Virus-Antigene binnen 15 Minuten in Pharengealabstrichen nachweisen. Roche teilte mit, dass auch beabsichtigt ist, eine Notfallzulassung (Emergency Use Authorisation, EUA) bei der US Food and Drug Administration (FDA) zu beantragen, die der EUA bereits vier ähnlichen Antigentests erteilt hat: von Abbott (Sensitivität 97,1%, Spezifität 98,5%), Lumira Dx UK (Sensitivität 99,3%, Spezifität 98,4%), Becton Dickinson (Sensitivität 84%, Spezifität 100%) und Quidel Corp (Sensitivität 96,7%, Spezifität 100%). Roche sagte, dass der Test eine Sensitivität von 96,52% und eine Spezifität von 99,68% aufweist, basierend auf 426 Proben aus zwei unabhängigen Studienzentren.
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