Nur 1 statt 80 Mikrogramm – Curevacs neuer mRNA-basierter Tollwut-Impfstoff CV7202 ist deutlich niedriger dosiert als die Vorgängerformulierung CV7201. Wie die Tübinger Firma Anfang 2020 bekanntgab, induzierte die Impfung mit CV7202 bei sämtlichen Probanden eine Immunantwort und zeigte sich gut verträglich.
Mitte 2017 wurden die Ergebnisse der Phase I-Studie mit dem RNActive-Impfstoff CV7201 (Nadorameran) publiziert. Es war laut Curevac das erste Mal, dass bei der Gabe eines mRNA-Impfstoffes ein Anstieg funktioneller Antikörper gegen virale Antigene beobachtet wurde. CV7201 kodiert das Glykoprotein RABV-G des Tollwutvirus. Obwohl der Kandidat auch gut verträglich war, war klar, dass es mit CV7201 nicht weitergehen würde: „Die vielversprechenden Ergebnisse dieser Studie haben uns bestärkt, unseren Tollwutimpfstoff mit optimierter Formulierung Anfang 2018 erneut in einer Phase I-Studie zu testen. Dieser soll schon in einer sehr geringen Dosierung vollen Impfschutz gewährleisten”, äußerte sich 2017 der damalige Curevac-Chef Ingmar Hoerr. Er sei überzeugt, mit der verbesserten Technologie „neue Standards in der weltweiten Impfstoffversorgung" setzen zu können.
Zweieinhalb Jahre später liegen nun die ersten Daten der versprochenen Phase I-Studie mit dem mRNA-basierten prophylaktischen Tollwut-Impfstoff CV7202 vor. Laut Curevac zeigten sich nach zwei Impfungen mit der niedrigsten Dosis von jeweils 1 µg mRNA-Impfstoff bei allen Probanden schützende virus-neutralisierende Antikörpertiter, deren Werte über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO lagen. Bei der CV7201-Studie betrug die niedrigste Dosis 80 µg. Zudem wurde auch bei der aktuellen Studie die Impfung von den Probanden wieder gut vertragen.
„Diese Ergebnisse übertreffen unsere Erwartungen und zeigen deutlich die Leistungsfähigkeit sowie das große Potential unserer mRNA-Technologie“, so der aktuelle CEO der Curevac AG, Daniel L. Menichella.
Laut einem Curevac-Sprecher sei die finale Entscheidung über eine Phase Ib/II-Studie mit CV7202 noch nicht gefallen, allerdings gehe er davon aus, dass sie kommen werde. Gegenüber transkript.de verdeutlichte er aber noch einmal die Bedeutung der Studie für Curevac, indem er die Eignung der verbesserten Formulierung für die Entwicklung von Immuntherapien zur Behandlung von Krebserkrankungen unterstrich. Curevacs mRNA wird vor der Verabreichung in kleine Kügelchen verpackt, sogenannte Lipid-Nanopartikel (LNP).
In der aktuellen Meldung weist Curevac darauf hin, dass man mit der optimierten Formulierung auch neue Therapien für Patienten anbieten könne, die an seltenen Krankheiten leiden. US-Konkurrent Moderna hatte jüngst erst einen Rückschlag mit seiner mRNA-Therapie mRNA-3704 gegen die seltene Stoffwechselerkrankung Methylmalonazidurie einräumen müssen: Für eine Phase I/II-Studie konnten nicht genügend Probanden gewonnen werden.
Curevacs aktuelle Tollwutstudie läuft derzeit noch. Detaillierte Ergebnisse will das Unternehmen daher erst später auf einer wissenschaftlichen Konferenz präsentieren.
© transkript.de/ml