Meilensteinzahlungen von bis zu 1,1 Mrd. US-Dollar winken der Immatics Biotechnologies GmbH im Zuge einer Partnerschaft mit GlaxoSmithKline.
Einmal mehr zeigt sich für Immatics Biotechnologies, dass sich der 2015 vollzogene Wandel vom Krebsvakzinehersteller zum Spezialisten für T-Zell-basierte Immunonkologie gelohnt hat. Nach einer mit Celgene 2019 vereinbarten Entwicklungspartnerschaft ist die frisch vereinbarte strategische Zusammenarbeit mit GlaxoSmithKline (GSK) der zweite Milliardendeal im lukrativen Feld der TCR-T-Zelltherapie – einen dritten gibt es mit GenMab A/S im Feld bispezifischer Antikörper.
Für eine Einmalzahlung von 50 Mio. US-Dollar und zunächst je 550 Mio. US-Dollar an in Aussicht gestellten Meilensteinzahlungen erhalten die Briten Zugang zu zwei TCR-T-Programmen von Immatics. Die präklinisch von dem Unternehmen mit Standorten in Tübingen, München und Houston, sowie klinisch von GSK entwickelten und kommerzialisierten TCR-T-Zelltherapien richten sich gegen diverse solide Tumorarten.
GSK vertraut dabei auf die mehrfach validierte Fähigkeit von Immatics, mit deren Targetfindungsplattform XPRESIDENT® seltene, jenseits des Entwicklungs-Mainstreams liegende tumorspezifische Arzneimittelziele aufzuspüren. Gegen zunächst zwei dieser von Immatics aufgespürten Targets sollen zunächst patienteneigene T-Zellen gerichtet werden. Diese wurden im Labor mit T-Zellrezeptoren (TCRs) ausgestattet und mit Hilfe von Immatics' XCEPTOR® TCR-Discovery-Plattform identifiziert. Wegen der hohen Produktionskosten patienteneigener T-Zell-Therapien haben sich die Briten aber die Option offengehalten, später auch Immatics' ACTallo®-Technologie zu nutzen, um allogene Zelltherapien aus kostengünstiger zu produzierenden Spenderzellen zu entwickeln.
Marktzulassungen gibt es aktuell allerdings nur für autologe adoptive Zelltherapien, die sich gegen hämatologische Tumore richten. Insofern setzt die strategische Partnerschaft auf einen noch nicht erschlossenen, aber hochlukrativen Zukunftsmarkt. So ist denn auch die Vereinbarung über zwei Krebstargets vorläufig. Im Erfolgsfall können der Vereinbarung zufolge gegen entsprechende Einmal- und Meilensteinzahlen weitere Krebstargets hinzukommen. Auch kann Immatics in zu vereinbarenden Fällen die Phase I-First-in-man-Studien zusammen mit GSK durchführen und eine Ko-Kommerzialisierung vereinbaren.
"GSK ist ein führendes pharmazeutisches Unternehmen, das sich bereits sehr für die Entwicklung von T-Zell-Rezeptor-Therapien engagiert und einen klaren Fokus darauf legt, neue Plattformen und Technologien zu entwickeln, um die Wirkung und Verträglichkeit dieser Therapien zu steigern", so Harpreet Singh, Chief Executive Officer von Immatics Botechnologies Inc. gegenüber |transkript.de. "Indem wir GSKs Expertise mit unseren Technologie-Plattformen für die Entdeckung von Zielstrukturen und T-Zell-Rezeptoren kombinieren, hoffen wir, neuartige, effektiv wirksame zelluläre Immuntherapien der nächsten Generation entwickeln zu können – insbesondere für Patienten mit soliden Tumoren, für die es derzeit nur wenige Therapiemöglichkeiten gibt."
Da die Immatics XPRESIDENT-Plattform mehr Krebstargets liefert als Immatics aus eigenen Kräften entwickeln kann, ist die Partnerschaft mit GSK hochwillkommen. "Die Kooperation mit GSK ermöglicht es uns, insbesondere den Bereich der T-Zell-Rezeptor-Therapien für die Behandlung von soliden Tumoren weiter auszubauen", so Singh. Die Konkurrenz im Bemühen, T-Zellen gegen Tumore zu aktivieren, um die Wirkung von Checkpoint-Blockern und deren Patientenpopulation zu verbreitern, ist groß. Immatics vertraut indes auf die ausgewiesenen Fähigkeiten der firmeneigenen Plattformen, in deren Zentrum XPRESIDENT steht.
Im Vergleich zu den Plattformen der Wettbewerber sieht Singh zahlreiche Vorteile. Laut dem CEO
- ist XPRESIDENT® die führende Massenspektrometrie-basierte Plattform, um pHLA-Zielstrukturen zu identifizieren,
- ist XPRESIDENT® ultra-sensitiv (im attomolaren-Bereich) und ermöglicht eine quantitative Analyse der Zielstrukturen pro Tumorzelle,
- kann XPRESIDENT® die relevantesten und tatsächlich natürlich vorhandenen Krebs-Zielstrukturen aufspüren,
- nutzt XPRESIDENT® ein äußerst umfangreiches Datenset nicht nur von Tumoren, sondern auch von Normalgewebe und ermöglicht durch Analyse der On- und Off-Target-Toxizität die Auswahl der T-Zell-Rezeptoren mit der höchsten Spezifität.