Die Hamburger Indivumed GmbH will die Qualität der Proteomdaten ihrer Krebsdatenbank verbessern und vertraut den Proteinanalyse-Fertigkeiten der Schlierener Biognosys AG. Insbesondere der hohe Durchsatz der Probenbearbeitung gab laut Indivumed den Ausschlag für die Biognosys-Technologie.
Finanzielle Details der Anfang Dezember verkündeten Zusammenarbeit wurden nicht öffentlich gemacht. Laut Hartmut Juhl, Geschäftsführer und Gründer von Indivumed, spielen „Proteomik und Phosphoproteomik eine entscheidende Rolle für das Verständnis der Krebsbiologie”. Die Aufnahme der Biognosys-Technologie in das Multi-Omics-Profil von Indivumeds Indivutype-Angebot werde seinen Kunden in der Pharma- und Biotech-Branche relevante Entdeckungen ermöglichen, so Juhl. Indivutype ist eine Datenbank im Bereich der Onkologie. Sie zeichnet sich durch die standardisierte Gewinnung, Verarbeitung und Analyse von Biopsien von Tumorgewebe in Partnerkliniken rund um den Globus aus. Neben Daten der Proteomik, Genomik, Transkriptomik und Immunphänotypisierung mittels Bildgebung sind in der Datenbank auch Angaben zu den Patienten und deren Behandlungen vermerkt.
„Das Indivutype-Projekt ist bei der Erstellung von Multi-Omics-Krebsprofilen vorn mit dabei”, zeigt sich Oliver Rinner, CEO und Gründer von Biognosys, beeindruckt. „Der Fokus von Indivumed auf Probenqualität und -skalierung ist in diesem Bereich einzigartig. Proteomik ist seit langem als eine Technologie mit relativ geringem Probendurchsatz bekannt. Mit der Entwicklung unserer auf einer parallelen Datenerfassung basierenden Massenspektrometrie-Technologie der nächsten Generation ist die Proteomik sowohl sensitiver als auch durchsatzstärker geworden. Wir sind davon überzeugt, dass die groß angelegte Erhebung von Proteomik- und Phosphoproteomik-Daten aus gut charakterisierten Probenkohorten der quantitativen Biologie und insbesondere der Krebsbiologie einen Schub verleihen werden.”
Nach einem ersten Closing Anfang 2016 hatte die Biognosys AG in Schlieren (Schweiz) Mitte 2017 ihre Serie C-Runde auf 5 Mio. US-Dollar erweitert. Das Geld wurde unter anderem für die Entwicklung von Biognosys' markerfreien Proteomik-Methoden genutzt. Außerdem wurde der Vertrieb gestärkt. Redalpine Capital, Zürcher Kantonalbank, Syngenta Ventures und Privatinvestoren gehörten zu den Geldgebern der 2008 als Spin-off des Labors von Ruedi Aebersold (ETH Zürich) gegründeten Firma. Neben Indivumed vertraut zum Beispiel auch das Flüssigbiopsie-Start-up Freenome (USA) der Schweizer Technologie. „Freenomes künstliche Intelligenz-Plattform ist ein natürlicher Partner für unsere Proteomik-Technologie”, sagte Rinner anlässlich des Beginns der Zusammenarbeit im Frühjahr 2018.
Zu den Kunden von Indivumed gehört zum Beispiel die ebenfalls in Hamburg ansässige Evotec SE. Der Wirkstoffentdecker setzt auf die Indivumed-Daten, um molekulare Zielstrukturen für die Entwicklung neuer Darmkrebstherapeutika zu identifizieren. Indivumeds Wachstum wurde auch durch ein Darlehen der Europäischen Investitionsbank möglich.
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