Das Kölner Bioökonomie-Unternehmen BluCon Biotech startet mit einer Millionen-Förderung in die industrielle Umsetzung. Der Zuwendungsbescheid aus der Bioökonomie-Förderlinie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) beläuft sich auf über 930.000 Euro. Damit kann BluCon sein einzigartiges Verfahren zur fermentativen Herstellung von L-Milchsäure – einer Vorstufe des Biokunststoffs Polymilchsäure (PLA) – aus dem Labormaßstab in die industrielle Umsetzung überführen.
Die Förderung wird für die Skalierung der unternehmenseigenen Fermentationstechnologie eingesetzt, die aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie Stroh eine Vorstufe des Biokunststoffs Polymilchsäure (PLA) herstellt. Die von BluCon Biotech entwickelte Technologie bietet gegenüber den bisher verfügbaren Fermentationsverfahren für L-Milchsäure aus Zuckerrüben, Zuckerrohr oder Mais den entscheidenden Vorteil, dass keine Lebensmittel als Rohstoffe verwendet werden. Die Blucon-Plattform arbeite mit Lignocellulose als Rohstoff und könne dafür verschiedene Stroh-Arten (von Weizen, Mais, eventuell auch Reis), Holz(abfälle), Bagasse, Baumwollstengel etc. verwenden.
L-Milchsäure dient als Grundbaustein für Polymilchsäure (PLA), einem sowohl biobasierten als auch biologisch abbaubaren Kunststoff, der eine nachhaltige Alternative zu erdölbasiertem Plastik darstellt. Die Unterstützung des BMWi ermöglicht es BluCon Biotech, die im Labormaßstab bereits validierten Versuche zur fermentativen Umwandlung von zellulosehaltigen Rohstoffen in den Pilotmaßstab zu überführen – auf eine Bioreaktorgröße von bis zu zehn Kubikmetern –, und damit die Industrialisierung dieses nachhaltigen Verfahrens.
Das Kerngeschäft der BluCon Biotech GmbH liegt unmittelbar im Fokus des BMWi-Förderprogramms, das die industrielle Bioökonomie voranbringen will, indem innovative Prozesse im industriellen Maßstab breit umgesetzt und der Transfer bioökonomischer Produkte und Verfahren in die industrielle Praxis gefördert werden. Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker, die BluCon als einem der ersten Unternehmen einen Förderbescheid innerhalb dieses Programms übergab, erläuterte: "Dieses Bundes-Förderprogramm soll die Ressourceneffizienz im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft steigern sowie zur Einhaltung der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele beitragen. Auch angesichts der weltweiten Verschmutzung der Meere durch nichtabbaubares Mikroplastik ist die Produktion von biobasiertem und biologisch abbaubarem PLA ein wichtiger Fortschritt. Dass dazu Reststoffe aus Land- und Fortwirtschaft als Ausgangsstoffe genutzt werden sollen, ist ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. BluCon wird neben den Produkten auch die zugrundeliegende Technologie an den Markt bringen. Damit ist das Projekt ein gutes Beispiel dafür, dass die Industrie in Deutschland nicht nur Leitmarkt, sondern auch internationaler Leitanbieter von klimaschonenden Produkten und Verfahren wird."
Dr. Albrecht Läufer, Geschäftsführer der BlueCon Biotech GmbH, kommentierte: "Die innovative Technologie der BluCon Biotech ist das weltweit erste Verfahren, das mit Hilfe der bakteriellen Fermentation den Rohstoff für den Bio-Kunststoff PLA nicht auf Basis von Nahrungsmitteln, sondern auf der Grundlage von Reststoffen der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion herstellt und damit einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft leistet." Und Co-Geschäftsführer Markus Fehr ergänzte: "BluCon leistet mit diesem Verfahren einen positiven Beitrag für die Umwelt, da diese Reststoffe einer stofflichen Verwertung zugeführt und nicht, wie heute noch in vielen Regionen der Welt üblich, mit hoher Feinstaubbelastung verbrannt werden. Die Blucon-Technologie ist geeignet, Erdöl-basiertes Plastik weitestgehend zu ersetzen und damit zukünftig hunderte Millionen Tonnen CO2-Emissionen zu verhindern und im Wiederverwertungs-Kreislauf zu binden. Wir tragen damit aktiv zu einer nachhaltigen, umwelt- und gesellschaftsfreundlichen zirkulären Bioökonomie bei und helfen gleichzeitig, den Technologiestandort Deutschland zu sichern."
Investoren und Partner gesucht
Die Zukunft will Läufer mit BluCon Biotech ganz pragmatisch angehen und erläuterte dazu |transkript.de: „Der nächste Schritt ist nun in der Tat erst einmal die Umsetzung dieses Pilotierungsprojekts, das ist schon eine Herausforderung, vom Labor in den Kubikmetermaßstab in den Fermenter zu kommen und auch alle Prozesse des Downstream-Verfahrens zu optimieren. Mit den gewonnenen Daten soll dann das Design einer 'Pilotanlage aus einem Guss' gelingen, das heißt vom Anfang des Prozesses bis zum Produkt, so wie es uns die Kollegen von Clariant in Straubing vorgemacht haben.“ Auf der Finanzierungsseite ist dem Biotech-Veteran Albrecht Läufer nicht bange: „Das Marktpotential für PLA, biobasiert, bio-abbaubar ist riesig. Parallel suchen wir nun Investoren und strategische Partner, mit denen wir das bauen können. Und dann gemeinsam in dieser Pilotanlage vermarktbare Produkte oder 'technology packages' entwickeln.“
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