Merck lizenziert Vertex-Tool an Vertex
Die Lizenzvereinbarung 2017 dürfte mit einer Vorabzahlung von 230 Mio. US-Dollar von Merck (Xetra:MRK) an Vertex (NASDAQ:VRTX) deutlich teurer gewesen sein, als die Ende Januar vorgestellte Übereinkunft. Vertex erhält auch nur die Lizenzen für einen eng abgesteckten Bereich: Konkret darf die US-Firma zwei dieser Verstärkersubstanzen (2017 waren es vier) parallel zu eigenen Genomeditierungstherapien von sechs Erbleiden einsetzen. Merck behält die Lizenzen für alle anderen Einsatzszenarien – auch solche in der Onkologie.
Wie der DAX-Konzern mitteilte, erhält er eine Vorauszahlung sowie Meilensteinzahlungen und Lizenzzahlungen auf zukünftige Umsatzerlöse. Weitere Details wurden nicht veröffentlicht.
Bei den Wirkstoffkandidaten handelt es sich um sogenannte DNA damage response (DDR)-Inhibitoren, die DNA-abhängige Proteinkinasen hemmen. Die niedermolekularen Substanzen werden von Merck als klassische Krebstherapeutika entwickelt. Allerdings steigern diese Moleküle auch die Effizienz von CRISPR-vermittelten Insertionen über den homologiegesteuerten Reparaturweg (HDR-Pfad), weil der konkurrierende Reparaturweg (non-homologous end joining, NHEJ) durch die DDR-Inhibitoren deaktiviert wird. Genau das will Vertex für seine therapeutischen Genomeditierungen nutzen. Das Verstärkerpotential könnte aber auch zum Beispiel in der Onkologie in Kombination mit Radio- oder Chemotherapien gehoben werden.
Von den beiden lizenzierten Programmen ist eines bekannt: M9831 (VX-984). Das Molekül durchlief bereits die Phase I der klinischen Tests.
Vertex ist in Mitteleuropa nicht nur mit Merck im Austausch. Im Herbst 2018 startete in Regensburg (Deutschland) eine von Vertex und CRISPR Theapeutics (Schweiz) initiierte klinische Studie mit dem Genscherensystem CRISPR/Cas9 – die erste von einem Unternehmen finanzierte CRISPR-Studie in Europa überhaupt.
© transkript.de/ml