Opto Biolabs - Geistesblitz aus Freiburg
Optogenetische Werkzeuge ermöglichen isolierte, funktionelle Untersuchungen fast aller Signalmoleküle innerhalb komplexer Signalwege. Vergleichbar mit dem Lichtschalter im Wohnzimmer, wird dadurch eine "Fernsteuerung von Zellen" ermöglicht, in dem Lichtreize bestimmter Wellenlänge selektive Genaktivitäten induzieren, und das Schicksal einer Zelle bestimmen. Im Laborsetting ist ein Haupthindernis die kontrollierte Zuführung von Licht zur Zellprobe. Daher sind die beliebtesten Instrumente für optogenetische Studien mikroskopische Zellanalysen und In-vitro-Experimente, oft in dunklen Kellern untergebracht und mit der Limitation der Analyse von wenigen Zellen bei hohem Zeitaufwand. Das Durchflusszytometer hat gegenüber dem Mikroskop den Vorteil, schnell Tausende von Zellen mit Einzelzellauflösung zu messen. Dennoch wird es in der Optogenetik noch nicht häufig eingesetzt. Bis zu dem Zeitpunkt, als eine Freiburger Biologie-Doktorandin genug hatte von diesen dunklen, kühlen Laborräumen und einer unendlich langsamen Analytik am Mikroskop: Der Geistesblitz von Kathrin Brenker brachte ein Bauteil hervor, das die "Dunkelheit zum Gefäß" bringt und damit das ehrwürdige Durchflusszytometer und eine schnelle Zellanalytik für die Optogenetik nutzbar werden lässt.
In einer nächsten Generation kombiniert Opto Biolabs die Möglichkeiten der Optogenetik und der Durchflusszytometrie direkt in einem Gerät, dem LED Thermo Flow. Dieses Gerät beleuchtet Zellen bei bestimmten Wellenlängen, Lichtintensitäten und Temperaturen während durchflusszytometrischer Messungen. Es kann kostengünstig gebaut und mit den meisten gängigen Durchflusszytometern verwendet werden. Es entstehen nun immer mehr Versuchsprotokolle, die an fast alle optisch kontrollierten Substanzen angepasst werden und damit die Palette der möglichen Experimente erheblich erweitern. Damit wird sich die Entdeckung und Entwicklung neuer optogenetischer Werkzeuge erheblich vereinfachen.
Der Geistesblitz von Kathrin Brenker brachte sie völlig ungeplant mit dem bisher unbekannten Patentwesen und der Technologietransferstelle der Universität Freiburg zusammen – mit Erfolg. Patentgeschützt konnten 2018 eine Exist-Forschungstransfer-Förderung eingeworben, das Baden-Campus-Acceleratorprogramm absolviert und verschiedene erste Lorbeeren bei Gründerwettbewerben gewonnen werden. Mit Matthias Bissinger stieg ein erster Business Angel ein, der weitere public-private Finanzierungsrunden möglich machte, und just als das junge Unternehmen zum Sprung auf die Fachmessen und Kongresse ansetzen wollte, bremste die Pandemie.
Im Gespräch
Wie nun aktuell mit neuem Schwung und einem weiteren Business Angel, Philipp Baaske, Mitgründer von nanotemper, die "Revolution der Optogenetik" mit Hilfe aus Freiburg gelingen soll, schilderten die Gründerin und der Investor im Gespräch mit |transkript.de.
|transkript.de: Frau Brenker, Sie erfinden neues Equipment für optogenetische Untersuchungen und Experimente. Tragen Sie selbst auch ein "Gründer-Gen" in sich?
Kathrin Brenker: Eigentlich nicht. Ich mag zwar Abenteuer, bin aber wirklich durch Zufall zur Gründerin geworden. Das war nicht von langer Hand geplant. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt auch noch nie etwas vom Gründerbüro der Universität Freiburg gehört, vom Technologietransfer oder der Patentstelle.
|transkript.de: Auf welches Umfeld treffen Sie nun mit Ihren Entwicklungen, müssen Sie viel Überzeugungsarbeit leisten?
Kathrin Brenker: Ja, wir machen mit unseren Werkzeugen eine Revolution möglich. Das ist für mich und meine Mitgründer, das Team, völlig klar. Das verstehen draußen bisher schon die Aktiven und Eingeweihten in diesem Feld, aber natürlich müssen wir als kleines Start-up hier auch viel Überzeugungsarbeit leisten. Wir haben uns auf ein echtes Abenteuer eingelassen.
|transkript.de: Wo holen Sie sich dazu die nötige Unterstützung?
Kathrin Brenker: Es ist natürlich viel Learning by doing dabei, aber wir haben das Glück im Baden-Campus-Accelerator-Programm mit vielen erfahrenen Leuten in Kontakt zu kommen. Wir ziehen demnächst in das Freiburger Innovationszentrum um. Wir haben schon einen Business Angel an Bord und mit Philipp Baaske von nanotemper nun noch einen zweiten: also hier haben wir sehr gute Voraussetzungen, nur die Pandemie hat uns ziemlich ausgebremst.
|transkript.de: Wie meinen Sie das, wie hat sich Corona hierbei ausgewirkt?
Kathrin Brenker: Nun, wir waren gerade startklar, um auf Messen zu gehen, in die Labore mit unserem Equipment, da ging plötzlich nichts mehr. Mit einer Neuigkeit kann man aber nur im persönlichen Austausch überzeugen, diese zwei Jahre waren schon eine Herausforderung, weil die Leute auch irgendwann keine Motivation mehr aufbringen konnten, sich für neue Anwendungen und Experimente begeistern zu lassen. Zum Glück ist das seit Jahresbeginn wieder sehr viel besser und das macht uns nun auch sehr optimistisch. Wir gehen wieder viel auf die Fachmessen und Optogenetik-Kongresse, es geht jetzt richtig los.
|transkript.de: Frage an den neuen Investor Philipp Baaske: Sind das Erfahrungen, die man als Start-up eben macht, machen muss? Oder können Sie etwas weitergeben an Opto Biolabs, wie man damit umgeht?
Philipp Baaske: Ich habe hier mein erstes privates Investment gemacht, weil ich das Feld irre spannend finde, das Team einen sehr guten Ansatz gewählt hat, und auch sehr kompetent und dynamisch an die Sache herangeht. Wenn ich gefragt werde, kann ich schon Erfahrungswerte weitergeben, aber einfach meine gesammelten Weisheiten absondern, das würde sicherlich niemandem gefallen.
|transkript.de: Womit dann kann ein erfahrener Business Angel konkret helfen?
Philipp Baaske: Ich wurde zuerst angesprochen, ob ich denn einen Investor wüsste, da hat es bei mir selbst "Klick" gemacht. Weil ich das Feld Optogenetik schon lange beobachte, sich hier in kurzer Zeit gewaltige Fortschritte gezeigt haben bis zu therapeutischen Ansätzen, die beispielsweise in der Zelltherapie eine große Bedeutung erlangen werden. Ich halte es da aber mit den Werkzeugherstellern, die für ein neues Feld die Tools bereitstellen. Da kenne ich mich eher aus, wenn auch das ganze Investment bewusst weit weg ist von den Einsatzgebieten von nanotemper, es ist eine rein private Sache für mich, ohne Interessenskonfliktpotential.
|transkript.de: Dann versuche ich nochmal bei Frau Brenker mein Glück: Verbinden Sie mit dem Einstieg von Philipp Baaske auch noch weitere Hoffnungen als "nur" den finanziellen Aspekt?
Kathrin Brenker: Nun, wir wissen schon, dass er ja einen Hauptberuf hat und wir nicht plötzlich seine erste Priorität sein werden. Für uns ist es eine besondere Auszeichnung, dass sich unsere beiden Business Angels für uns entschieden haben. Aber sie mischen sich jetzt nicht operativ ein und das erwarten wir auch überhaupt nicht. Jeder von ihnen bringt natürlich bestimmte Erfahrungen mit, sei es im Vertrieb oder der Geräteentwicklung allgemein. Davon kann man einfach im Gespräch wahnsinnig viel profitieren. Aber wir haben jetzt kein "rotes Telefon" nach München.
Philipp Baaske: Ich denke auch, es sind dann mal Einzelfragen, wo man etwas Input geben kann. Beispielsweise bei der Preisgestaltung, in welches Segment sollte man zielen, wie kann man ein Preisschild verargumentieren als echten Kundennutzen und solche Dinge.
|transkript.de: Wie geht es weiter bei OptoBiolabs, wenn Sie nun wieder ungebremst loslegen können?
Kathrin Brenker: Ja, es steht viel an: ein Umzug, ein Gerätelaunch. Wir kommen im Gründerzentrum in ein neues Umfeld mit vielen anderen Start-ups und freuen uns sehr auf diesen Austausch. Wir wollen zu einem Systemanbieter für das optogenetische Labor werden ... Also da tut sich gerade einiges und hier freuen sich alle wahnsinnig, dass die Corona-Bremse nun gelöst wird. Das nächste Abenteuer erwartet uns.
©|transkript.de/gkä