ProteinDistillery gewinnt NextEconomy Award 2023
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis 2023 würdigte mit der Auswahl der in Ostfildern angesiedelten ProteinDistillery nicht nur den aufstrebenden Zweig von neuartiger Ressourcenbeschaffung für die Lebensmittelindustrie, sondern auch das langjährige Bemühen der Gründer um Marco Ries, dem Grundstoff Hefe den bekannten Beigeschmack auszutreiben.
Mit dem innovativen Verfahren der Esslinger Hochschüler kann eine Proteinmischung aus den Heferesten des Bierbrauprozesses aufgereinigt werden, die so geschmacksneutral ist, dass sie sich zur Herstellung von Schaum für Cappucchino bis hin zu faseriger Struktur und würzigem Umami-Geschmack für Fleischersatzprodukte eignet. Und das alles ohne künstliche Zusatzstoffe.
Proteine aus Mikroorganismen sind ressourcenschonend und benötigen in der Herstellung deutlich weniger Wasser, Energie und Anbauflächen als andere Proteinquellen. Während die Entwicklung von Lebensmitteln beispielsweise aus Erbsenprotein daran krankt, dass der Erbsengeschmack immer mitschwingt, und andere bisher an der Hefe gescheitert waren, deren Beigeschmack zu entfernen, überzeugte das Verfahren von ProteinDistillery.
Im Gespräch mit |transkript.de verweist Marco Ries auf die breite Anwendung.
|tk: Seit wann gibt es die ProteinDistillery?
Marco Ries: Die ProteinDistillery entstand im Dezember 2021 und ist somit genau ein Jahr alt. Zuvor fand ein dreijähriger Forschungsversuch an der Hochschule Esslingen statt, nach dessen Durchbruch das Start-up ausgegründet wurde.
|tk: Wie seid Ihr finanziert?
Marco Ries: Wir sind bislang ausschließlich über Förderprogramme und erste Umsätze finanziert.
|tk: Wie stellt sich das Umfeld/Ökosystem für Gründer im Lebensmittelsektor in Baden-Württemberg dar?
Aus unserer Sicht ist für innovative Firmen im Bereich „food“ Baden-Württemberg ein sehr vorteilhafter Standort. Gerade die Nähe zu Universitäten wie Hohenheim und Stuttgart oder der Hochschule Esslingen erlaubt einzigartigen Zugang zu Forschungsmöglichkeiten. Auch die vielen Initiativen in Baden-Württemberg wie beispielsweise „the Länd“ machen den Standort attraktiv. Zusätzlich profitieren wir mit unserem Geschäftsmodell von der Nähe zu vielen Brauereien.
|tk: Wie geht es nun weiter?
Wir produzieren in einer eigenen Fabrik, für die die Planungen seit diesem Jahr laufen. Für das kommende Jahr arbeiten wir gemeinsam mit unseren Kunden an der Entwicklung von unterschiedlichen Anwendungen wie der veganen Frikadelle, veganen Salami, oder auch dem veganen Rührei. Ende 2023 möchten wir mit der Produktion von mehreren 100 Tonnen/Jahr beginnen und unseren ersten Kunden den Markteintritt ermöglichen.
|tk: Wo stecken die großen Herausforderungen?
Die größte Herausforderung sehen wir gerade in der nachhaltigen Nutzung von unterschiedlichen Reststoffen. Denn die Bierhefe ist nur ein erster Schritt, um mit dem Prozess, den die ProteinDistillery entwickelt hat, die Hefezelle für die Protein-Nutzung anwendbar zu machen. Dieser Prozess kann nicht nur auf die Bierhefe angewendet werden, sondern auch auf jeden anderen einzelligen Mikroorganismus. Somit gibt es mit unserer Idee und Technologie in einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft noch unglaubliches Potential zu heben.
#startupderwoche
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