BASF SE biologisiert Kosmetika

Jahrelang lag die BASF in Sachen Biologisierung der Industrieproduktion wie ein Tanker im Wasser. Jetzt trumpft der Chemiegigant mit mikrobieller Kosmetik auf.

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Die welterste Verjüngungskur für die Haut auf Basis eines auf jugendlicher Haut vorkommenden Bakteriums bietet die größte, bisher auf Erdölbasis arbeitende Chemiefirma an. Ganz im Zeichen des "No-Aging"-Trends soll Probiobiolift, so der Markenname, Stirnfalten glätten und die Hautdichte erhöhen. Ein zweites Produkt Post-Biolift, ebenfalls auf Basis des auf alternder Haut schwindenden Bakteriums Lactobacillus crispatus, soll Krähenfüße und den Teint ebenmäßiger machen, wirbt die Ludwigshafener BASF SE. L. crispatus, ein grampositives, anaerobes Stäbchenbakterium, ist Teil der natürlichen Mikroflora der Haut und wurde bislang vor allem in Produkten zur Verbesserung der Vaginalflora eingesetzt.

Die Konsumenten seien sich „zunehmend der gesundheitsfördernden Eigenschaften biotischer Inhaltsstoffe bewusst, unabhängig davon, ob es sich um Prä-, Pro- oder Postbiotika handelt", kommentierte Cécile Kalem, BASF Launch Managerin für kosmetische Wirkstoffe in Europa. „Lebende Hautbakterien in kosmetische Formulierungen zu integrieren und sie aktiv zu halten – mit Probiolift haben wir das geschafft".

Die Produktentwicklung basiert auf einer BASF-Studie über die unterschiedliche Zusammensetzung der Mikroflora im Gesicht junger und älterer Menschen. Demnach nimmt die Dichte von Lactobacilli in reifer Haut im Bereich unter den Augen deutlich ab und war in Falten älterer Probandinnen nicht mehr nachweisbar.

BASF hat in ein und demselben Biofermentationsprozess zwei kosmetische Inhaltsstoffe entwickelt: Probiolift, ein Probiotikum mit den ruhenden Kulturen lebender L. crispatus-Bakterien, und Postbiolift, der Fermentationsüberstand mit den von L. crispatus gebildeten Metaboliten. Bei 29 Probandinnen bewirkte  eine Basiscreme mit 0,05% im Vergleich zu einer Placebo-Basiscreme, dass die Haut der Probandinnen nach zwei Monaten dichter war. Stirnfalten wurden im Vergleich zum Placebo um 5% reduziert. Statistisch signifikant schnitt dagegen die Anwendung von L. crispatus-Metaboliten in einer Studie mit 30 Probandinnen mit Krähenfüßen, Falten und Pigmentflecken im Gesicht ab. Nach 28 und 56 Behandlungstagen mit einer Creme, die 1% des Inhaltsstoffs enthielt, verbesserten sich Elastizitätsparameter der Haut bis zu 10% im Vergleich zum Placebo. Zudem reduzierte Postbiolift nach 56 Tagen das Erscheinungsbild von Krähenfüßen und pigmentierten Altersflecken im Vergleich zum Placebo um knapp 7%. Das klingt zwar nicht sensationell, ist aber eine Wende in der bisherigen Kommunikation biotechnologischer Innovationen. Erst unlängst hatte das Unternehmen begeistert das Erreichen eines F&E-Meilensteins bei der Herstellung eines Kosmetikgrundstoffes aus CO2 durch den Industriepartner Lanzatech Inc. bekanntgegeben.

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