Weltkrebstag: weniger Tote, aber nicht während der Pandemie

Zum Weltkrebstag am heutigen 4. Februar warnt die Deutsche Krebshilfe vor einem weiteren Ansteigen der Zahl der Krebstoten, da während der Pandemie deutlich weniger Krebsbehandlungen, aber auch Vorsorgeuntersuchungen stattgefunden hätten. Der BPI hingegen weist auf die im Langzeitverlauf sichtbare Absenkung der Zahl der Krebstoten hin. Das BMBF gründet die neue "Allianz für Patientenbeteiligung".

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Unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Krebs in Deutschland. Das Statistische Bundesamt hatte anlässlich des Weltkrebstages an diesem Freitag berichtet, die Zahl der stationären Krebsbehandlungen habe sich im ersten Corona-Jahr 2020 um sechs Prozent auf 1,45 Millionen verringert. Zugleich gab es fünf Prozent weniger Krebsoperationen, so die Statistiker. Daher erwartet die Deutsche Krebshilfe zum nächsten Jahreswechsel eine erhöhte Krebssterblichkeit, die mit der Verschiebung von Operationen, verspäteter Diagnose und schlechterer Versorgung der Krebspatienten (Stichwort überlastete Krankenhäuser) im Zusammenhang stünde, aber sich erst verzögert zeige, so der Vorstandsvorsitzende Gerd Nettekoven.

Jedes Jahr erkranken nach Angaben der Deutschen Krebshilfe in Deutschland 510.000 Menschen neu an Krebs – Tendenz steigend. Über vier Millionen Menschen leben mit der Krankheit. Und rund 40 Prozent aller Krebsfälle könnten durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden. Bis 2030 soll die Zahl der Ersterkrankten auf rund 600.000 jährlich ansteigen, Grund: die höhere Lebenserwartung.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hält dem eine andere Statistik und Perspektive entgegen. Danach sei in den vergangenen 20 Jahren die Sterberate um etwa ein Viertel gesunken, zurückzuführen insbesondere auf eine Vielzahl an effektiven Therapiemöglichkeiten: Neben den Fortschritten im Bereich der Früherkennung und operativen Behandlung von Tumoren haben sich vor allem zielgerichtete Arzneimittel und moderne Ansätze in der Immun- sowie Gen- und Zelltherapie entscheidend weiterentwickelt. „Insbesondere auf dem Gebiet der Gen- und Zelltherapie gibt es viel Bewegung. Diese Therapien nutzen die durch genetische Modifizierung gezielte Aktivierung der Immunzellen von Patienten, um Tumorzellen zu bekämpfen. Besonders bei einigen Blutkrebsarten greifen die Ansätze bereits sehr gut“, so Dr. Pablo Serrano, Geschäftsfeldleiter für Innovation und Forschung sowie Biotechnologie beim BPI.

Fehlt noch die Perspektive der Betroffenen. Dazu hat am heutigen Tag Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger auf einer Pressekonferenz am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) eine „Allianz für Patientenbeteiligung“ ins Leben gerufen. Der EU-weit aktive Patientenvertreter Jan Geißler ist dort maßgeblich beteiligt, der schon länger auf eine bessere Berücksichtigung der Lebensqualität bei Therapiemaßnahmen dringt, und diese aber aus Sicht des Patienten selbst bewerten lassen will.

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