Boehringer Fund beteiligt sich an Methusalem-Firma
Die Kölner Refoxy Pharmaceuticals sichert sich 9,1 Mio. Euro für die Weiterentwicklung ihres innovativen FOXO3-Therapeutikums bei idiopathischer Lungenfibrose und hat mit diesem Master-Schalter vieler altersbedingter Krankheiten noch mehr vor.
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Die Refoxy Pharmaceuticals GmbH hat eine Seed-Extension-Finanzierung in Höhe von 9,1 Mio. Euro abgeschlossen. Angeführt wurde die Runde vom Boehringer Ingelheim Venture Fund (BIVF), unterstützt durch Apollo Health Ventures, NRW.Venture und den High-Tech Gründerfonds (HTGF). Die bisher präklinische Biotech-Firma mit Sitz in Köln will das Kapital einsetzen, um die Entwicklung neuartiger therapeutischer Medikamente bei der Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) voranzubringen. Dabei baut sie auf die Aktivierung des in der „Langlebigkeitsszene“ als Methusalem-Gen diskutierten FOXO3 und auf den breiteren Einsatz in weiteren altersbedingten Indikationen.
„Wir orientieren uns an der Biologie“, erklärt dazu Dr. Victor Bustos, Mitgründer und CEO von Refoxy. „Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass die Aktivierung von FOXO3 therapeutisch relevant sein kann, nehmen nicht nur bei IPF, sondern auch bei verschiedenen chronischen Erkrankungen zu. Diese Finanzierung bringt uns einen Schritt näher, die FOXO3-Biologie für neue Therapeutika zu nutzen.“
FOXO3 gehört zu den Genen, die am stärksten mit einer längeren und gesünderen Lebensspanne in Verbindung gebracht werden. Es hilft den Geweben und Organen, verschiedenen Stressarten entgegenzuwirken, was es zu einem vielversprechenden Ziel für die Arzneimittelforschung macht. Trotz des Potentials dieses Gens war die therapeutische Nutzung bisher aufgrund der komplexen Biologie von FOXO3 begrenzt. Bustos und Prof. Wolfgang Link gründeten Refoxy in Partnerschaft mit Apollo Health Ventures. Die VC-Gesellschaft hat sich auf Indikationsgebiete und neue therapeutische Ansätze spezialisiert, die in einer alternden Gesellschaft zunehmende Relevanz erhalten. Der Ansatz von Refoxy konzentriert sich darauf, FOXO3-Aktivatoren über eine firmeneigene Arzneimittelforschungsplattform zu identifizieren. Diese basiert auf der bahnbrechenden Forschung von Professor Link, der das sogenannte F.act finder-System entwickelt hat (FOXO-Aktivatorfinder). Das System hat eine Substanzreihe hervorgebracht, die das therapeutische Potential der FOXO3-Modulation in IPF-Modellen belegt und das Unternehmen veranlasst, die Entwicklung fortzusetzen.
Idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist eine chronische, altersbedingte interstitielle Lungenerkrankung, die weltweit rund drei Millionen Menschen betrifft. Sie ist durch die Bildung von Narbengewebe (Fibrose) in den Lungen gekennzeichnet, was die Atmungsfähigkeit zunehmend einschränkt und mit einer hohen Mortalität einhergeht. Refoxy verfolgt einen innovativen Ansatz, um die komplexe Biologie der IPF zu adressieren. Dabei wird ein Transkriptionsfaktor modifiziert, der in der Lage ist, biologische Prozesse auf mehreren Ebenen zu steuern und so das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
„Wir sind begeistert, Refoxy bei der Erforschung der FOXO3-Aktivierung als vielversprechenden therapeutischen Ansatz zu unterstützen“, erklärt Dr. Niklas Czeloth, Investment-Manager bei BIVF und Vorstandsmitglied bei Refoxy. „Dies passt perfekt zu unserer Mission, bahnbrechende Entwicklungen zu fördern und innovative Therapien für Patienten mit IPF zur Verfügung zu stellen.“ Neben BIVF wird der Vorstand von Refoxy durch die Ernennung von Dr. Anela Vukoja von Apollo Health Ventures, Dr. Vera Mehler-de Graaff von NRW.Venture und Dr. Christian Kannemeier als Beobachter von HTGF gestärkt.
„Als Mitgründer-Investoren von Refoxy freuen wir uns auf die Zusammenarbeit mit dem Team und dem starken Investoren-Syndikat, um die Pipeline der FOXO3-Aktivatoren in der Fibrosebehandlung und darüber hinaus voranzutreiben“, sagt Dr. Anela Vukoja, Principal bei Apollo. „Die Mission des Unternehmens entspricht dem wachsenden Bedarf an innovativen Therapien für alle altersbedingten Erkrankungen.“
Der HTGF unterstützt ebenfalls den Einfluss der neu entwickelten Moleküle: „HTGF ist stolz darauf, weiterhin in vielversprechende neue Arzneimittelziele zu investieren und dabei zu helfen, diese dringend benötigte Behandlung näher an IPF-Patienten zu bringen“, erklärt Christian Kannemeier, Senior Investment Manager bei HTGF.
Vor mehreren Jahren beschäftigte sich in den USA bereits die Tolerion Inc. mit Peptidwirkstoffen und dem Zielmolekül FOXO3. Der Firma ging jedoch 2021 das Geld aus, die bis dahin generierten Daten hatten keinen bleibenden Eindruck bei den US-amerikanischen Investoren hinterlassen. Auf Basis neuerer wissenschaftlicher Grundlagen steht nun das Homeobox-Gen auch in Köln im Fokus. Bestimmte Genvarianten davon tauchen bei 100-Jährigen in unterschiedlichen Weltregionen auf und haben den Ruf als „Greisen- oder Methusalem-Gen“ geformt. Die konkrete Wirkung der Transkriptionsfaktoren der Genfamilie reicht von der Apoptoseregulierung bis zum Anschalten der angeborenen Immunabwehr. Sie wird als pleiotrop bezeichnet – die Phänotypen der Auswirkungen sind vielgestaltig. Refoxy setzt auf eine gezielte Modulation dieses Zielmoleküls in mehreren Indikationen. Ob die Wissenschaft bereits alles bis ins Detail verstanden hat, ist die Frage.