Evotec SE

Evotec will Just-Evotec an Sandoz verkaufen

Strategiewechsel in Hamburg: Evotec plant den Verkauf des Biologika-Standorts der Just-Evotec in Toulouse an Sandoz und sieht dies als strategischen Schritt zur Kapitalfokussierung. Die Ära Lanthaler und strategische Konzepte einer wertschöpfenden frühen Wirkstoffentwicklung bis zur Produktion ("Autobahn") werden damit endgültig ad acta gelegt.

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Die Evotec SE hat ein nicht-bindendes Term Sheet mit der Sandoz AG unterzeichnet, das den geplanten Verkauf von Just – Evotec Biologics mit dem Produktionsstandort in Toulouse vorsieht. Mit der Transaktion würde Sandoz den Standort vollständig übernehmen und sich gleichzeitig den Zugang zur proprietären, kontinuierlichen, sehr stark automatisierten Biologika-Herstellungstechnologie von Evotec sichern.

Der Kaufpreis für den Standort liegt bei rund 300 Mio. US-Dollar in bar, ergänzt um technologiebezogene Gegenleistungen, Entwicklungsumsätze, Meilensteinzahlungen und Lizenzbeteiligungen. Damit stellt die Vereinbarung einen wichtigen Meilenstein in der Umsetzung von Evotecs Strategie dar, ihr Geschäftsmodell künftig kapitalfokussierter auszurichten und hohe Infrastrukturbelastungen zu vermeiden.

Trotz des Eigentümerwechsels bleibt Just – Evotec Biologics ein „zentrales Element im Technologiekern des Unternehmens“, wie sich dies auch immer in der Realität ausgestalten wird. Die Transaktion soll es Evotec ermöglichen, sich stärker auf margenstarke, technologiegetriebene Dienstleistungen zu konzentrieren und gleichzeitig die langjährige Partnerschaft mit Sandoz weiter auszubauen. Der Standort in Toulouse war bereits 2023 in einer millionenschweren Kooperation mit Sandoz stärker auf deren Bedürfnisse zugeschnitten worden. Aus dem damaligen Deal hatte sich Evotec jedoch langfristig Erträge in der Größenordnung von 600-700 Mio. Euro erwartet, die abhängig von bestimmten Projektmeilensteinen waren. Die jetzige Verkaufsvereinbarung löst diese damalige Übereinkunft ab – mit einem gewissen Abschlag.

Im stark auf Sparmaßnahmen setzenden Transformationsprozess des neuen Evotec-CEOs ist mit der Trennung von Just-Evotec ein weiteres Erbe der Lanthaler-Ära abgestreift. Evotec hatte Just Biologics 2019 für nur rund 90 Mio. Euro erworben. Nach einigen Eingliederungsruckeleien lieferte Just einen ständig wachsenden Beitrag an Umsatzerlösen in den Gesamtkonzern ab, der längst den Kaufpreis ausgeglichen hat. Dennoch ist das CDMO-Geschäft ein anderes und ein anderer Wettbewerb als die frühe Wirkstoffforschung einer CRO. Zu diesem Kerngeschäft, das Evotec beispielsweise in der langjährigen und millionenschweren Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb par excellence verwirklicht hat, kehren die Hamburger nun vollständig zurück.

Durch die immer stärkere Verlagerung der Pharmaforschung in solche externen CROs ist in diesem Bereich zwar die Nachfrage weiter hoch, doch auch hier hat sich ein breiter Wettbewerb etabliert.  Zwar können dabei Spezial-CROs auch eine Nische finden oder sich mit weiteren Partnern beständig verstärken. Von Hause aus breiter aufgestellte CROs müssen aber quasi in der Hochgeschwindigkeit der globalen Forschung auch selbst mithalten können, um die neuesten Technologien und Methoden auch im eigenen Portfolio anbieten zu können. Was gestern noch modern und an der Spitze des Wissensstandes gewesen sein mag, ist heute und morgen gewöhnlich oder sogar ein „alter Hut“. Ohne Investitionen in die ständig zu erweiternden eigenen Forschungskompetenzen wird es also auch für eine schlankere CRO nicht gehen. Nur mit Verschlankung und Sparmaßnahmen ist eine Evotec nicht zukunftsfähig zu machen.

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