Doppelinfektion fördert Krebsentstehung

Die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs wird durch eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) und dem Bakterium Chlamydia trachomatis begünstigt. Bisher war das nur ein Verdacht, den Würzburger Wissenschaftler nun bestätigten.

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Die Forscher um Dr. Cindrilla Chumduri, Gruppenleiterin am Lehrstuhl für Mikrobiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, nutzten für ihre Studie ein Gebärmutterhals-Organoid-Modell, das sie aus den Zellen gesunder Spenderinnen schufen.

"Unsere Studie verwendet Organoid-Modelle, um die Gefahr von Mehrfachinfektionen zu zeigen. Diese schaffen eine einzigartige zelluläre Mikroumgebung, die möglicherweise zur Umprogrammierung von Geweben und damit zur Entstehung von Krebs beiträgt“, fasst Chumduri das zentrale Ergebnis ihrer Untersuchungen zusammen.

Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf Ektozervix und Endozervix, Gewebe, die das Eindringen von Krankheitserregern in die Gebärmutter verhindern. Die Übergangszone der beiden Gewebetypen ist laut Chumduri jedoch besonders anfällig für Infektionen und Neoplasmen. Die meisten Gebärmutterhalskrebserkrankungen entstünden dort.

HPV und C. trachomatis gehören laut Erstautorin Dr. Stefanie Koster zu den am weitesten verbreiteten sexuell übertragbaren Krankheitserregern. Die DNA des HP-Virus ist in mehr als 90 Prozent der Krebserkrankungen nachweisbar. Von den mehr als 80 Prozent der Frauen, die sich mit HPV infizieren, erkranken jedoch weniger als zwei Prozent. Deshalb vermuteten die Wissenschaftler, dass eine zusätzliche Infektion mit C. trachomatis die Entstehung der Krebsart begünstigt. Das Problem: Mit Krebs assoziierte Bakterien hinterlassen selten nachweisbare Elemente in Krebszellen, wie Chumduri erläuterte. Trotzdem gelang es den Forschern, einen Beleg für ihre Vermutung zu finden, indem sie die pathologischen Veränderungen in den Zellen aufklärten: Beide Krankheitserreger verursachen eine zelluläre Umprogrammierung, die die zelluläre und genomische Stabilität in der Stammzelle beeinträchtigen und das Fortschreiten von Neoplasmen begünstigen könnte.

Aber nicht nur das Zusammenspiel der beiden Krankheitserreger konnten die Würzburger aufklären. Sie konnten auch den Nachweis erbringen, dass die von ihnen entwickelten 3D-Organoide des Gebärmutterhalses neue Möglichkeiten zur Erforschung von chronischen Infektionen und zur Arzneimittelprüfung unter nahezu physiologischen Bedingungen bieten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in Nature Communications.

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