Hoffnung im Kampf gegen multiresistente Bakterien
Ein neuer Therapieansatz soll eine verbesserte Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Erregern ermöglichen. Die Technik beruht auf einem bereits bekannten Prinzip zur Bekämpfung von Viren.
Neutralisierende Antikörper aus menschlichen Abwehrzellen werden bereits bei der Bekämpfung von Viren genutzt. Diesen Ansatz nahm sich ein Kölner Forscherteam zur Vorlage, um neue Antikörper gegen das multiresistente Bakterium Pseudomonas aeruginosa zu finden. Das gegen viele Antibiotika resistente Bakterium kann bei schwer erkrankten und immungeschwächten Menschen zu Lungeninfektionen und Blutvergiftungen führen. Da immer mehr Erreger Resistenzen gegen bereits bekannte Antibiotika ausbilden, besteht Bedarf an neuen Behandlungsmöglichkeiten.
Das Team aus Wissenschaftlern der Universität zu Köln, der Uniklinik Köln, des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf isolierte Antikörper aus Immunzellen chronisch erkrankter Mukoviszidose-Patienten, die mit dem Bakterium P. aeruginosa infiziert waren. Experimente in Zellkultur und an Tieren bestätigten die Wirksamkeit der Antikörper. Der Wirkmechanismus dieser Pathoblocker unterschiedet sich von dem herkömmlicher Antibiotika. Sie töten die Bakterien nicht ab, sondern blockieren deren Pathogenität, indem sie das Typ-III-Sekretionssystem hemmen. Es ist für die Sekretion bakterieller Proteine in die Körperzellen zuständig, was zur Schädigung der Wirtszelle führt.
„Viele der therapeutischen Antikörper, die bereits heute gegen Viren zum Einsatz kommen, wurden aus infizierten, genesenen oder geimpften Individuen isoliert und weiterentwickelt“, erklärt Dr. Alexander Simonis, Erstautor der Studie.
Das Wissenschaftlerteam veröffentlichte seine Studienergebnisse im Fachmagazin Cell. Geplant ist eine Weiterentwicklung der Antikörper gegen P. aeruginosa, um diese auch für eine passive Immunisierung nutzen zu können. Die Erkenntnisse können auch zur Entwicklung von Therapien gegen andere multiresistente Bakterienarten genutzt werden.