Lehrbuch muss umgeschrieben werden
Forscher entdecken eine Vielfalt umweltrelevanter Mikroorganismen und liefern neue Einsichten zum Kohlenstoff- und Schwefelkreislauf in Ökosystemen.
Forscher des Leibniz-Instituts DSMZ, der TU Braunschweig, der Universität Wien und der University of Wisconsin entdeckten eine große Vielfalt umweltrelevanter Mikroorganismen, die das bisher Bekannte um das 4,5-Fache übertrifft. Ihre Studien zeigen, dass Mikroorganismen, insbesondere Sulfat-reduzierende und Schwefel-oxidierende Arten, entscheidende Rollen in biogeochemischen Kreisläufen spielen und Ökosysteme weltweit stabilisieren. Dabei identifizierten sie die bisher wenig erforschten Acidobakterien als neue multifunktionale „Sulfatreduzierer“, die sowohl Sulfat als auch Sauerstoff für ihreEnergiegewinnung nutzen können und komplexe pflanzliche Kohlenhydrate wie Pektin abbauen. Dies widerspricht dem bisherigen Lehrbuchwissen und zeigt, dass komplexe Pflanzenbestandteile auch von einer einzigen Bakterienart abgebaut werden können.
Die Forscher untersuchen nun die Auswirkungen auf den Kohlenstoff- und Schwefelkreislauf sowie deren Verbindung zu klimarelevanten Prozessen. Die zwei Studien, die im Oktober in Nature Communications und Fems Microbiology reviews veröffentlicht wurden, zeigten dass diese Bakterien unter Sauerstoffausschluss nicht nur durch ein koordiniertes Zusammenspiel verschiedener Mikroorganismen, sondern auch durch eine einzelne Bakterienart abgebaut werden können. Die genauen Auswirkungen dieser Entdeckung auf klimarelevante Prozesse werden derzeit von den Forschern der DSMZ und der TU Braunschweig untersucht.