Kunststoffstents sollen Tumore angreifen
Wissenschaftler der RWTH und vom Uniklinikum in Aachen verfolgen im Projekt ProNano2 einen neuen Ansatz zur Bekämpfung von Tumoren in Hohlorganen. Sie wollen diese mit Stents aus einem speziellen Kunststoff angreifen, der kontrolliert aufheizbar ist und durch die Hitze Tumorzellen schädigt.
Bisher haben Patienten mit einem Tumor in Hohlorganen wie den Gallengängen eine schlechte Überlebensprognose, da der Tumor meist nicht operativ entfernt werden kann. Lediglich eine kurzzeitige Öffnung des Hohlorgans mit einem Stent als röhrchenförmiger Prothese ist möglich. Weil der Tumor aber durch einen solchen Stent hindurch wieder einwächst, muss der Stent in regelmäßigen Eingriffen ausgetauscht werden.
Einen neuartigen Ansatz zur Bekämpfung dieser Tumore verfolgen Wissenschaftler der RWTH Aachen und der Uniklinik RWTH Aachen im Projekt ProNano2. Sie arbeiten an einem Kunststoffstent, der mittels Nanopartikeln kontrolliert aufheizbar ist. Durch die Erwärmung lassen sich die Tumorzellen gezielt angreifen, denn anders als gesunde Zellen reagieren sie bereits ab Temperaturen von 43 Grad mit einer irreversiblen Schädigung.
Zunächst untersucht das Forschungsteam um PD Dr. Ioana Slabu vom Institut für Angewandte Medizintechnik und Benedict Bauer vom Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen die Leistungsfähigkeit und Wirksamkeit des neuartigen Kunststoffstents. Dieser soll gleichermaßen stützend wie selbstreinigend wirken, und dank der Schädigung des Tumorgewebes entfällt das risikoreiche Auswechseln des Stents.
Zusätzliche Partner sind die Chirurgische Klinik der Uniklinik RWTH Aachen mit PD Dr. Anjali Röth und das Institut für Technologie- und Innovationsmanagement der RWTH mit Dr. Susan Stead. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis Februar 2026 mit 1,76 Millionen Euro. Nach Projektende ist eine Verwertung über eine Lizenzierung oder Ausgründung geplant.