Minimalinvasives Implantationssystem entwickelt
Im Rahmen seiner Promotion entwickelte Dr. Moritz Burger an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg ein innovatives Implantatsystem für die Behandlung von gebrochenen Augenhöhlenböden.
Rund 1.500 Brüche des Augenhöhlenbodens werden jährlich in Deutschland operiert. Sie entstehen bei Stürzen oder Unfällen. Bisher werden die Frakturen durch das Einsetzen eines Implantats über das Unterlid behandelt. Ein Eingriff, der häufig zu Komplikationen führt. Im schlimmsten Falle wird beim Einsetzen ein Sehnerv beschädigt. Das soll ein neuartiges Implantationssystem samt Implantat nun ändern. Genutzt wird dafür ein minimalinvasiver Zugang zur Fraktur über den Nasengang und die Kieferhöhle. Diese Behandlungsmethode wurde vor einigen Jahren von Prof. Dr. Thomas Kühnel vom Universitätsklinikum Regensburg entwickelte. Das dazu passende Implantatsystem samt Implantat entstand nun im Rahmen der Promotion von Dr. Moritz Burger am Labor für Medizinprodukte, einem Mitgliedslabor des Regensburg Center of Biomedical Engineering (RCBE).
Dieser verschaffte sich zunächst als Beobachter im OP-Saal einen Überblick über die Anforderungen, die an ein solches Implantat gestellt werden – aus Sicht der Patienten, aber auch aus Sicht der Operateure.
Der Weg zum Prototyp
Im Labor für Medizinprodukte an der OTH Regensburg wertete Burger zahlreiche klinische CT-Scans aus, um die Anforderungen an das Implantat sowie das Implantationssystem zu definieren: Wie groß darf das Implantationssystem maximal sein? An welcher Stelle trieb der Bruch auf? Was muss das Implantat können? Ein Schädel aus dem 3D-Drucker bildete die Anatomie detailgetreu ab und ermöglichte es, das Design daran anzupassen.
Die besondere Herausforderung: Das Implantat muss durch eine circa 12 Millimeter große Öffnung eingeführt werden und sich dann an die Bruchstelle anpassen. Gemeinsam mit dem Industriepartner Gerresheimer Regensburg GmbH in Wackersdorf fertigte Burger einen serientauglichen Prototyp.
Bei diesem ist das Implantat zunächst aufgerollt und auf der Spitze des Implantationssystems platziert. Mit Hilfe eines Betätigungshebels entfaltet der Chirurg das Implantat durch die Mechanik in der Spitze des Implantationssystems, es spreizt sich in die Kieferhöhle und drückt den Bruch zurück in die Ausgangsform. Bei Bedarf kann das Implantat millimetergenau modelliert werden.
Industriepartner gesucht
Prof. Dr.-Ing. Thomas Schratzenstaller leitet das Labor für Medizinprodukte und war der Doktorvater von Moritz Burger. „Gerne würden wir das neue Implantationssystem gemeinsam mit Industriepartnern auf den Markt bringen und somit die bisherige Methode ablösen. Eine Zulassung kann jedoch bis zu fünf Jahre dauern.“
Bereits zu Beginn der Doktorarbeit hatten Burger, Schratzenstaller und Kühnel ein Patent für ihre gemeinsame Arbeit angemeldet.