Paul-Martini-Preis 2023

Prof. Dr. Andrea Ablasser forscht an der Schweizer École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) auf dem Gebiet des angeborenen Immunsystems. Ihr Ziel ist es, Immunreaktionen besser zu verstehen und damit die Basis für neue Behandlungsmöglichkeiten von schweren Erkrankungen zu schaffen. Außerdem gehört sie zu den Gründern von IFM Due, einem Tochterunternehmen von IFM Therapeutics (Boston, USA). Das Unternehmen entwickelt Medikamente, die den cGAS-STING-Signalweg hemmen.

Über diesen Signalweg werden normalerweise Abwehrreaktionen des Immunsystems eingeleitet, zum Beispiel bei Virenbefall. Aber es kann auch Überreaktionen kommen, die dem Patienten schaden, wie Ablasser herausfand. Bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten veranlasste der cGAS-STING-Signalweg eine schädliche Interferon-Ausschüttung. Diese trug zu einer zerstörerischen Überreaktion des Immunsystem in der Lunge bei. Eine medikamentöse Hemmung des Signalwegs könnte daher schwere COVID-19-Verläufe abmildern und auch bei anderen chronischen Entzündungen hilfreich sein.

Prof. Dr. Stefan Endres, von der Ludwig-Maximilians-Universität München und wissenschaftlicher Berater der Paul-Martini-Stiftung, begründete die Jury-Entscheidung: „Manches am menschlichen Immunsystem liegt bis heute im Dunklen. Doch in einen wichtigen Teil davon hat die Preisträgerin mit ihrem Team Licht gebracht: in den cGAS-STING-Signalweg, über den Abwehrreaktionen eingeleitet werden, etwa gegen Virenbefall. Ihre Ergebnisse weisen den Weg zu neuen Medikamenten gegen unterschiedliche Krankheiten, bei denen das Immunsystem in die richtige Richtung gelenkt werden muss. Mehrere solcher Medikamente sind bereits in vorklinischer Entwicklung.“

Der Paul-Martini-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Er wird jährlich von der gleichnamigen gemeinnützigen Stiftung vergeben, deren Träger der Verband forschender Arzneimittelhersteller vfa ist.