25 Jahre IZB
Die Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum des IZB präsentiert 70 Portraits und Visionen erfolgreicher Biotech-Start-ups. Auf 360 Seiten wird die Entwicklung des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie zum führenden Biotechnologiezentrum Europas aufgezeigt.Das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) auf dem Campus Martinsried ist heute ein renommierter Standort der Biotech-Branche, der mit den weltweit anerkannten Biotech-Zentren in Boston und dem Silicon Valley in den USA in einem Atemzug genannt wird. 1995 startete das Gründerzentrum mit 1.000 m2 Labor- und Bürofläche und fünf Biotech-Start-ups. 160 Gründer haben seitdem das IZB als Firmensitz gewählt. Heute sind 50 Biotech-Start-ups auf 26.000 m2 mit über 700 Mitarbeitern angesiedelt. Ein Blick in die Historie zeigt, dass der Sitz inmitten der Forschungsinstitute des Campus Martinsried/Großhadern sowie die umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen des IZB attraktive Standortfaktoren für Unternehmensgründerinnen und -gründer sind. 70 Firmenportraits finden sich in der 360-seitigen Festschrift – besonders spannend die Statements der Entrepreneure, die anschaulich erläutern, was sie persönlich antreibt, in die Medizin der Zukunft zu investieren. Und sie sind sehr erfolgreich. Allein zwischen 2015 und 2020 konnten im IZB Finanzierungen und Deals in Höhe von über vier Milliarden Euro umgesetzt werden. Viele Biotech-Start-ups forschen an schwersten Erkrankungen wie Krebs, Alzheimer und Autoimmunerkrankungen. „Ich freue mich, dass die Dynamik am Standort seit 25 Jahren ungebrochen ist und sich gerade in Zeiten von Corona zeigt, dass unsere Start-ups an der Weltspitze mitforschen“, so Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer des IZB, zum 25-jährigen Jubiläum des IZB. Auch der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder und der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger haben in ihrem jeweiligen Grußwort in der Festschrift die Bedeutung der Biotechnologie und des IZB in Bayern gewürdigt.
Zu den Anfängen im IZB
Zur ersten Generation im IZB gehörten Biotech-Firmen wie MorphoSys, MediGene und Micromet. Wer hätte gedacht, dass sich diese allerersten Unternehmen im IZB einmal zu den renommiertesten Biotech-Firmen Deutschlands entwickeln würden. MorphoSys mit einer Marktkapitalisierung von 2,84 Milliarden Euro (Stand: 19.11.2020) hat in diesem Jahr sein erstes Krebsmedikament in den USA zugelassen. Micromet, das auf die Entwicklung von Krebsmedikamenten spezialisiert war, wurde nach nur sieben Jahren für 1,16 Milliarden Dollar im Jahr 2012 an Amgen verkauft.
Innovative Forschungansätze von Start-ups im IZB
In der Festschrift werden sowohl die aktuellen Start-ups als auch eine Auswahl an ehemaligen Start-ups in Kurzportraits präsentiert. Zudem wurde den Serial Entrepreneuren ein Extrakapital gewidmet. Eines ist diesen Unternehmensgründerinnen und -gründern gemeinsam: Sie brennen für ihre Vision, Krankheiten zu heilen. Nachstehend einige Statements der Start-ups aus der Festschrift:
Neue Immuntherapien gegen Krebs
„Wir setzen bei unseren Medikamentenentwicklungen auf neueste Forschungsergebnisse und internationale Zusammenarbeit mit den besten Forschern. CatalYm hat sich im Bereich innovativer Immuntherapien spezialisiert und entwickelt Ansätze, die den Kampf des patienteneigenen Immunsystems gegen den Krebs verbessern“, erläutert Dr. Manfred Rüdiger, Geschäftsführer der CatalYm GmbH. Das Unternehmen gab im November 2020 den Abschluss seiner Serie-B-Finanzierung über 50 Millionen Euro bekannt.
Verbesserung der Produkteigenschaften von Medikamenten
Michael Scholl, CEO der LEUKOCARE AG, unterstützt seine Partner in der Entwicklung von innovativen Arzneimitteln. „Unser Ziel ist es, die Produkteigenschaften von Biopharmazeutika zum Nutzen von Ärzten und Patienten zu verbessern. Der Einsatz von LEUKOCAREs Formulierungstechnologien ermöglicht vielfältige Vorteile, wie zum Beispiel eine optimierte Anwendbarkeit, erhöhte Stabilität und Haltbarkeit, Transport und Lagerung bei Raumtemperatur und vieles mehr. Durch eine vereinfachte Medikamentengabe, die es dem Patienten erlaubt, das Medikament selbst zu applizieren, ohne auf die Unterstützung des Arztes angewiesen zu sein, können Klinikaufenthalte vermieden werden.
Bessere Diagnostik durch KI-gestützte menschliche Proben
Dr. Sophia Doll, Geschäftsführerin der OmicEra GmbH, ist sich sicher: „Wir stehen am Beginn einer neuen Ära: der Omic-Ära. Neue ‚Omic‘-Technologien revolutionieren die Medizin, indem sie große Datensätze für die molekulare Analyse menschlicher Proben erstellen. OmicEra Diagnostics möchte diese Revolution katalysieren. Bei OmicEra bieten wir massenspektrometrische Analysen für menschliche Proben an, wie zum Beispiel Blutplasma, Liquor, Urin und jede Art von FFPE oder gefrorenes Gewebe. Unsere Ergebnisse basieren auf innovativer KI-Technologie und maximieren somit den Einblick in die Proben“, erläutert Dr. Doll ihre aktuelle Forschung.
Entwicklung neuer Medikamente, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden
„Origenis’ Vision ist es, Krankheiten mit neuartigen niedermolekularen Medikamenten zu heilen, für die noch keine Medikamente entdeckt wurden. Deshalb bauen wir unsere KI-Innovationsplattform auf und wenden sie an, um die Medikamente der Zukunft zu entwickeln. Unsere Technologien BRAINstorm™ und EYEdeal™ liefern die Schlüsseldaten zur Überwindung der Blut-Hirn-Schranke und des Tränenfilms, die die meisten anderen Medikamente daran hindern, ihr Zielorgan zu erreichen“, erläutert Dr. Michael Thormann, Geschäftsführer der Origenis GmbH, seine Vision.
Beste Clinical Research Organisation für epigenetische und epi-proteomische Projekte in Europa
Dr. Moritz Völker-Albert, Geschäftsführer von EpiQMax, hat das Ziel, die beste Clinical Research Organisation für epigenetische und epi-proteomische Projekte in Europa zu werden. „Unsere Hauptmotivation liegt darin, epigenetische Mechanismen in verschiedenen Krankheiten zu entschlüsseln, denn wir sind davon überzeugt, dass die Epigenetik ein Schlüssel zur Weiterentwicklung für die personalisierte Medizin ist“, so Dr. Völker-Albert.
Neue Medikamente für chronische Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen
Unsere Mission ist es, sichere, wirksame und komfortable neue Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit chronischen Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen zu entwickeln“, erläutert Dr. Daniel Vitt, CEO der Immunic Therapeutics, der die Firma schnell in ein transatlantisches, an der Nasdaq gelistetes Unternehmen mit einem wachsenden Team und einer innovativen Pipeline verwandelt hat.
Statement ehemaliger IZB-Start-ups
Dr. Christian Schetter, ehemaliger Geschäftsführer der Rigontec GmbH, der sein Unternehmen 2017 an MSD verkaufte, gibt den Biotech-Erfindern einen Rat mit auf den Weg: „Auch mit besten Voraussetzungen erreichen nur ganz wenige Ansätze trotz Zwischenerfolgen wirklich Patienten. Gerade deswegen halte ich es für wichtig, insbesondere junge GründerInnen und WissenschaftlerInnen darin zu bestärken, dass die nächste Idee trotzdem wieder genau die gleiche Begeisterung und Überzeugung verdient. Davon lebt der Kreislauf der Innovation, gerade auch in der Biotechnologie.“
Auch Dr. Simon Moroney, ehmaliger CEO von MorphoSys und derzeitiges Mitglied des Aufsichtsrates bei Novartis, beantwortete die Frage, ob er genau diesen Weg noch einmal einschlagen würde, mit einem überwältigenden „Ja“. „Die Technologieplattform, die wir zur Herstellung vollständig menschlicher Antikörper aufgebaut haben, hat sich immer wieder bewährt und MorphoSys wurde für viele Pharma- und Biotech-Unternehmen zum Partner der Wahl. Als CEO hatte ich 27 Jahre lang das Privileg, die Firma zu leiten, neue technologische Standards zu setzen, zu medizinischen Fortschritten zum Wohle der Patienten beizutragen und mit vielen engagierten und talentierten Kollegen zusammenzuarbeiten“, so Moroney.
Deals im IZB über 4 Milliarden Euro von 2015 bis 2020
Die Martinsrieder Start-ups kooperieren seit jeher mit internationalen Pharmafirmen. Allein von 2015 bis 2020 konnten im IZB Deals und Finanzierungen im Wert von über vier Milliarden Euro durchgeführt werden. Sechs Start-ups sind in diesem Zeitraum erfolgreich verkauft worden. 2015 erwarb Baxter International die SuppreMol GmbH, die Behandlungsmöglichkeiten für Autoimmunerkrankungen und Allergien entwickelte, für 200 Millionen Euro. 2016 konnte die 4SC Discovery, die die Software „4Scan“ zur Wirkstoff-Entdeckung und -Optimierung entwickelte, von BionTech Small Molecules für 650.000 Euro erworben worden. Im gleichen Jahr wurde die auf die strukturbasierte Wirkstoffforschung spezialisierte Crelux GmbH vom chinesisch-amerikanischen Unternehmen WuXi AppTec aufgekauft. Der Verkaufserlös wurde nicht genannt. Das amerikanische Pharmaunternehmen MSD kaufte 2017 die Rigontec GmbH für bis zu 464 Millionen Euro. Das Unternehmen entwickelte einen neuartigen Ansatz in der Krebsimmuntherapie, der eine sofortige und langfristige Anti-Tumor-Immunität verspricht. 2018 wurde die Exesome Diagnostics, ein Entwickler für Liquid-Biopsy-Tests, vom US-amerikanischen Unternehmen BioTechne für bis zu 575 Millionen US-Dollar übernommen. Auch die ChromoTek GmbH war für den amerikanischen Markt von großem Interesse. Proteintech erwarb das Biotech-Unternehmen in Jahre 2020. Der Verkaufserlös wurde nicht veröffentlicht.
COVID-19-Projekte im IZB
Auch in Zeiten der Corona-Krise sind es unter anderem Unternehmer aus dem IZB, die an zukunftsweisenden Lösungen arbeiten. Die GNA Biosolutions GmbH wird im Winter 2020 einen Corona-Schnelltest auf den Markt bringen. Die Immunic Therapeutics ist in eine klinische Phase II für ein COVID-19-Medikament eingestiegen und sowohl die Eisbach Bio GmbH als auch die Origenis GmbH starten die Entwicklung eines neuartigen, spezifischen Wirkstoffes gegen SARS-CoV-2-Viren. Die LEUKOCARE AG entwickelt mit einem europäischen Konsortium einen Impfstoff gegen COVID-19. Die Exosome Diagnostics, ein Entwickler von Liquid-Biopsy-Tests, führt COVID-19-Tests in ihren klinischen Labors im IZB durch. Und auch die Ella Biotech GmbH hat die Produktion stark ausgeweitet, um vielen Firmen Bausteine (Oligonucleotide) für Coronatests zu liefern.
Nobelpreisträger und Spitzenforschung auf dem Campus Martinsried
Auf dem Life-Sciences-Campus Martinsried sind Lehre, Grundlagenforschung und klinische Forschung sowie technologische Innovationen auf einem Standort vereint. Gerade die räumliche Nähe zu den Spitzenforschern des Campus macht den Standort so attraktiv. Geschäftsführer Dr. Peter Hanns Zobel hat das IZB zu einem international anerkannten Biotechnologiestandort mit exzellenter Infrastruktur aufgebaut. Im neuen Faculty Club G2B (Gateway to Biotech) trifft man sich mit am Campus ansässigen Nobelpreisträgern, Direktoren oder Nachwuchsgruppenleitern der Max-Planck-Institute für Biochemie und Neurobiologie, Professoren und Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität oder den hervorragenden Ärzten des Klinikums Großhadern sowie den Spitzenforschern des Helmholtz-Zentrums sowie des Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE e.V.). Die Biotech-Start-ups sind oft Ausgründungen aus den umliegenden Instituten. Diese kurzen Entfernungen fördern Interaktionen und Kooperationen zwischen Biotech-Unternehmen und der Forschung.
Statements der Politik
Der Freistaat hat erfolgreich in die Biotechnologie investiert und ist stolz auf sein Gründerzentrum: Der ehemalige bayerische Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu nannte das IZB „ein Biotop, in dem die Biotechnologie richtig wächst“. Für den ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber ist das IZB ein „herausragendes High-Tech-Projekt im Freistaat“. Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer sprach von einem „Leuchtturm im Freistaat“ und der derzeitige Ministerpräsident Dr. Markus Söder nennt es das „Biovalley in Deutschland“. Der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger macht in dem Grußwort der Festschrift deutlich, dass es das Ziel der Bayerischen Staatsregierung ist, die Biotechnologie als Säule der bayerischen Wirtschaft zu erhalten und auch weiter auszubauen.
Link zur Festschrift: www.izb-online.de/festschrift-25-jahre-izb/
Mehr Infos unter www.izb-online.de