Aurobac – Joint Venture für neue Antibiotika
Boehringer Ingelheim gab gemeinsam mit der Hamburger Evotec SE und der französischen bioMérieux die Gründung eines Joint Ventures bekannt, in dem die nächste Generation von Wirkstoffen und Diagnostika zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen (AMR) entwickelt werden sollen. Aurobac soll einen Präzisionsansatz in der Antibiotikabehandlung entwickeln, die derzeit stark auf empirischen Ansätzen mit Breitspektrum-Arzneimitteln und nicht fokussierten Medikamenten beruht.
Aurobac, das 40 Mio. Euro-Joint-Venture mit Sitz in Lyon (Frankreich), wird von Boehringer Ingelheim als Hauptinvestor mit 30 Mio. Euro sowie von Evotec und bioMérieux mit jeweils 5 Mio. Euro finanziert und soll dabei die Expertise von Evotec im Bereich Infektionskrankheiten, mit derjenigen von bioMérieux in der Diagnostik von Infektionskrankheiten und mit den klinischen Entwicklungskapazitäten von Boehringer Ingelheim verbinden. Die Beteiligung von Boehringer Ingelheim an Aurobac ist Teil einer umfassenderen Pandemievorsorge-Initiative, zu der auch eine Investition von 50 Mio. Euro in den AMR-Aktionsfonds von Boehringer Ingelheim gehört. Der Boehringer Ingelheim Venture Fund hat sich zudem verpflichtet, bis zu 12 Mio. Euro in Unternehmen zu investieren, die sich mit AMR-Infektionen befassen.
Mit einem mehr als 200-köpfigen Antiinfektiva-Forschungsteam verfügt Evotec über viel Erfahrung mit verschiedenen Wirkstoffklassen. Zusätzlich zu seiner eigenen vorwettbewerblichen Technologieplattform für Pandemievorsorge und schnelle Reaktion ("PRROTECT") nutzt Evotec seine Kompetenzen im Bereich Infektionskrankheiten und ist in einer Reihe von Netzwerken aktiv, wie dem AMR Accelerator, der Teil der Innovative Medicines Initiative ("IMI") der EU ist. Werner Lanthaler, CEO von Evotec, begründet das Engagement: "Die düstere Aussicht auf ein post-antibiotisches Zeitalter hat viele Ursachen, aber nur eine Lösung: Die Entwicklung neuer, gezielter und wirksamer antimikrobieller Therapien. Wir freuen uns, Aurobac gemeinsam mit unseren Partnern bei Boehringer Ingelheim und bioMérieux auf den Weg zu bringen, um unsere komplementären Stärken zu kombinieren."
Der Antrieb von Boehringer Ingelheim ist der eklatante Mangel an neuen Wirkstoffen im Antibiotikabereich und die zunehmenden Multiresistenzen von Krankheitserregern. "Die Zunahme antibiotikaresistenter Infektionen – auch Antibiotikaresistenz oder AMR genannt – ist in der Tat eine drohende globale Krise", sagte Michel Pairet, Leiter des Bereichs Innovation bei Boehringer Ingelheim und Mitglied der Unternehmensleitung. "Jedes Jahr sterben weltweit etwa 1,27 Millionen Menschen an Antibiotikaresistenzen und Schätzungen zufolge könnten bis 2050 weltweit bis zu 10 Millionen Todesfälle auf AMR zurückzuführen sein, womit AMR tödlicher sein könnte als Krebs."
„bioMérieux hat eine starke Expertise im Bereich der antimikrobiellen Resistenz. Wir bieten die umfassendsten integrierten diagnostischen Lösungen zur Unterstützung eines angemessenen Antibiotikaeinsatzes (antimicrobial stewardship)“, ergänzte Alexandre Mérieux, Chairman und CEO von bioMérieux. „Unsere Aufgabe innerhalb des Joint Ventures ist es, diagnostische Tests zu entwickeln und zu vermarkten, einschließlich Companion Diagnostics, die schnelle, zuverlässige und verwertbare Ergebnisse liefern. Die Beteiligung an Aurobac ist perfekt auf das Engagement von bioMérieux abgestimmt, die Wirksamkeit von Antibiotika für künftige Generationen zu erhalten.“
Aurobac wird daran arbeiten, die Strategie der Antibiotikabehandlung zu ändern, die derzeit stark auf empirischen Ansätzen mit Breitspektrum-Arzneimitteln und nicht fokussierten Medikamenten beruht. Ziel ist es, dies in einen Präzisionsansatz umzuwandeln, bei dem neue hochwirksame und zielgerichtete Modalitäten zum Einsatz kommen, die mit einer schnellen und umsetzbaren Diagnostik zur raschen Identifizierung von Krankheitserregern und deren Resistenzmustern kombiniert und durch neue wirtschaftliche Modelle unterstützt werden.