Bayer sucht wohl Nachfolger für CEO Baumann

Bayer-Chef Werner Baumann steht möglicherweise vor dem Aus. Bereits in den vergangenen Jahren stand er im Visier verärgerter Aktionäre, entging aber einer Entlassung. Damit könnte es bald vorbei sein.

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Der Aufsichtsrat des Unternehmens hat eine Suche nach Baumanns Nachfolger eingeleitet, obwohl sein aktueller Vertrag erst 2024 ausläuft, berichten Quellen wie Reuters. Das Unternehmen werde nach internen und externen Kandidaten für die Nachfolge Baumanns suchen und den Kandidaten auf der nächsten Aktionärsversammlung im April 2023 vorstellen, heißt es dort. Die Entscheidung des Aufsichtsrates könnte ein Anreiz für den CEO sein, vor Ablauf seines Vertrages zurückzutreten und die Zügel an einen Nachfolger zu übergeben, spekulierte Bloomberg unter Berufung auf "mit der Angelegenheit vertraute Quellen".

Bei Bayer selbst wird auf die einstimmige Entscheidung des Unternehmens aus dem Jahr 2020 verwiesen, Baumanns Vertrag bis 2024 zu verlängern. Der Aufsichtsrat sei überzeugt, dass er die richtige Führungspersönlichkeit sei, um die Transformation des Unternehmens voranzutreiben.

Baumann war in den vergangenen Jahren nach der 63-Milliarden-Dollar-Übernahme von Monsanto in die Kritik geraten. Nach dem Kauf des Agrarriesen sah sich Bayer mit zahlreichen Klagen konfrontiert, weil Monsantos Unkrautvernichtungsmittel Roundup bei längerem Gebrauch Krebs verursacht haben soll. Die gerichtliche Befassung beansprucht viel Zeit im Bayer-Management, mal gehen die Urteile zu Gunsten der Leverkusener aus, mal zu deren Ungunsten – ein Schlussstrich scheint jedoch noch immer in weiter Ferne. Die Belastungen sind auch finanzieller Art: Infolge dieser Klagen musste Bayer Vermögenswerte aus seinem breit gefächerten Portfolio veräußern, um den Schaden zu decken, darunter etwa den Großteil seiner Beteiligung an Elanco Animal Health für 1,6 Mrd. US-Dollar.

Zu Beginn dieses Jahres versuchten die Anteilseigner des Unternehmens, Baumann zu entlassen, da sie mit der laufenden operativen Leistung des Unternehmens unzufrieden waren. Sowohl die in Singapur ansässige Temask Holdings als auch Alatus Capital, zwei Anteilseigner des Unternehmens, forderten im Frühjahr schon eine neue Führung für das hundertjährige Pharmaunternehmen. Damals erklärte Alatus, dass der Aktienkurs von Bayer seit Bauman im Jahr 2016 Vorstandsvorsitzender wurde, um 48% gesunken sei. Zu jenem Zeitpunkt hatten die Äußerungen von Temask kurzfristig sogar eine positive Wirkung auf den Aktienkurs, der um etwa 20% zulegte, sich seither aber wieder bei um die 50 Euro eingependelt hat.

Im Pharmabereich hat Bayer eine große Investitionswelle sowohl in externe Innovation als auch in die eigenen (hiesigen) Standorte losgetreten, erneuert sich und die Forschungsschwerpunkte gerade massiv und legt laut aktuellsten Verlautbarungen einen immer größeren Schwerpunkt auf die Onkologie – insbesondere im Forschungs- und Innovationszentrum in Boston, USA. Ob Baumann diese Früchte noch selbst wird ernten können, scheint zunehmend fraglich.

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