Bayer im Krisenmodus nach Kursrutsch

Bei der Leverkusener Bayer AG haben negative Meldungen aus einer klinischen Studie und ein US-Urteil zu einem milliardenschweren Ausgleich von Monsanto-Geschädigten den Kurs gleich mehrfach in den Keller geschickt. Dabei drängt sich eine Aufspaltung in Pharma und Agrotech immer mehr auf, denn einzelne Pharmaentwicklungen zeigen zumindest Zukunftspotential.

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Die Bayer AG musste vor kurzem einen Rückschlag beim Herzmedikament Asundexian melden, das sich im Vergleich zu Apixaban (Pfizer/BMS) bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko als wirkungslos erwies. Die entsprechende Studie werde mit sofortiger Wirkung eingestellt, ließ das Unternehmen wissen. Die Phase III-Studie OCEANIC-STROKE, wo es alleine um die Schlaganfallprävention des Bayer-Mittels geht, soll mit dem Faktor-XIa-Inhibitor fortgesetzt werden. Der negative Teil dieser Nachricht kam jedoch bei den Aktienhändlern deutlicher an und führte zu einem Kursminus von rund 16%.

Zu der schwierigen Börsenperformance kam eine weitere Meldung: Die Bayer-Tochter Monsanto muss nach einem Urteil des Geschworenengerichts in Jefferson City (Missouri) drei Klägern in den USA über 1,5 Mrd. Dollar Schadensersatz zahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Kläger wegen ihrer jahrelangen Verwendung von Glyphosat an Krebs erkrankten. Bayer will das Urteil nicht akzeptieren, da das Gericht unhaltbare Vorwürfe der Kläger zugelassen habe wie den, dass bei der europäischen Zulassung von Glyphosat Sicherheitsbedenken geäußert worden seien. Bayer pocht darauf, dass diese Behauptung falsch sei, denn die EU habe gerade erst wieder – nach ausführlicher Bewertung der Sicherheits- und Umweltaspekte des Pflanzenschutzmittels – einer Zulassungsverlängerung für weitere zehn Jahre zugestimmt. Das Leverkusener Unternehmen sieht das Urteil damit als nicht endgültig an und wird den Weg der Berufung beschreiten.

Für den Börsenkurs waren dies jedoch zu viele schlechte Nachrichten auf einmal und die Händler schickten die Bayer-Aktie mit aktuell rund 33 Euro auf einen Tiefststand, der letztmalig 2006 gesehen worden war. Zugleich rutschte das Traditionsunternehmen mit seiner Marktkapitalisierung ans Ende der DAX-Konzerne.

Die Spekulationen um eine Aufspaltung der beiden Bereiche Pharma und Agrotechnik erleben damit wieder Auftrieb, nicht zuletzt durch den Bayer-CEO Bill Anderson selbst, der Anfang November eine Straffung des Managements verkündete und strategische Neuausrichtungen bis zur Aufspaltung zumindest als nicht unmöglich bezeichnete. Dabei steht im Raum, den Pharmasektor in zwei Teile (Innovationen und das rezeptfreie Geschäft) aufzuspalten.

Gerade im Bereich der Pharmainnovationen hat sich Bayer über viele Kooperationen und Zukäufe eine breite Basis von zwar frühen, aber eben auch zukunftsträchtigen Entwicklungen aufgebaut. Insbesondere die Schwerpunkte in der Zell- und Gentherapie sind zwar stark US-lastig angelegt, doch mit einem neuen Forschungszentrum in Kooperation mit der Berliner Charité auch mit einem deutschen Fußabdruck verbunden. Erst kürzlich hatte Bayer eine weitere Entwicklungskooperation in den USA gemeldet, die das Entwicklungspotential in der Onkologie deutlich voranbringen könnte: Bayer und Recursion Pharmaceuticals, Inc., ein US-amerikanisches TechBio-Unternehmen in Salt Lake City, hatten bekannt gegeben, dass sie den Fokus ihrer Forschungskooperation auf die Präzisionsonkologie verlagern und die Fähigkeiten von Recursion, im Bereich der künstlichen Intelligenz, die „Biologie zu Dekodieren“ (Unternehmensmitteilung), auf der großen Wirkstoffbibliothek von Bayer anwenden wollen.

„Die Methode, mit der Recursion künstliche Intelligenz in der Wirkstoffforschung einsetzt, könnte eine der bahnbrechendsten Technologien unserer Zeit sein“, hatte Dr. Jürgen Eckhardt, Mitglied des Executive Committee der Pharmaceuticals Division von Bayer, Leiter von Business Development & Licensing / Open Innovation sowie von Leaps by Bayer, diese Kooperation kommentiert. „Da sich unsere Zusammenarbeit und der Einsatz von künstlicher Intelligenz weiterentwickeln, freuen wir uns darauf, mit Innovatoren aus der Industrie zusammenzuarbeiten, um neue Wirkstoffziele für onkologische Indikationen zu identifizieren.“

Wann diese in die Zukunft gerichteten Entwicklungsstränge der Pharmasparte auch auf dem Börsenparkett wieder für mehr positive Phantasie sorgen, ähnelt einem Blick in die Glaskugel. Viel Erwartung liegt daher auf dem Kapitalmarkt-Informationstag des Unternehmens, der im März 2024 stattfinden wird.

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Die Wiener HeartBeat.bio erhält 4,5 Mio. Euro in der Pre-Seed-Finanzierung für ihre Organoid-basierte Screening-Plattform, die auf humanen 3D-Herzmodellen in der Petrischale basiert zur Erforschung neuer Therapien gegen Herzerkrankungen. Investoren sind Invest AG, i&i Biotech Fund, aws Gründerfonds II und Tensor Ventures.

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