Ironwood zahlt 1 Mrd. US-Dollar für VectivBio

Das Jahr für das mit zwei 100 Mio. CHF-Finanzierungen im ersten Quartal gut gestartete Schweizer Biotech geht munter weiter. Mitte Mai einigten sich die Verwaltungsräte der Ironwood Pharmaceuticals Inc. und der VectivBio Holding AG auf ein Übernahmeangebot von 17 US-Dollar pro Aktie und eine Bargeldtransaktion. Auf dem Swiss Biotech Day 2023 wurde der aus der Terachon AG mit 3,1 Mio CHF gestarteten Schweizer Apraglutid-Entwickler, der 2022 durch Aktienverkauf Kapital von 125 Mio. US-Dollar für eine Phase III-Studie mobilisiert hat, gefeiert.

Der Hauptkandidat von VectivBio, Apraglutid, ein Glucogon-like peptide-2 (GLP-2)-Analogon wird in der zulassungsrelevanten Studie an Patienten mit der seltenen Erkrankung Kurzdarmsyndrom mit intestinalem Versagen (SBS-IF) getestet, deren erste Ergebnisse voraussichtlich Ende dieses Jahres vorliegen werden. Nach Angaben von VectivBio könnte das an vier Stellen durch Aminosäureaustausch modifizierte Peptid zur klassenbesten GLP-2-basierten Behandlung des SBS-IF werden und die Abhängigkeit von parenteraler Ernährung der Patienten beenden. Im Gegensatz zu dem von Takedas auf eine Halbwertszeit von zwei Stunden optimierten GLP-2-Analogon Temuglutid, das enzymatisch abgebaut wird, beträgt die Halbwertzeit von Apraglutid im Körper 30 Stunden. Um die Verweilzeit im Darm zu verlängern, muss nun kein Loperamid zusätzlich verabreicht werden, und das Bindungsverhalten an Plasmaproteine wurde optimiert.

Neben dieser wichtigen Indikation hat der Wirkstoff in einer Proof-of-concept-Studie zusätzlich Potential bei der Behandlung der akuten Transplantat-gegen-Wirt-Krankheit (aGVHD) bei Patienten, die eine allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSCT) erhalten haben. Der Magen-Darm-Trakt ist einer der am stärksten von akuter GVHD betroffenen Bereiche, und signifikante aGVHD-Symptome im Darm sind ein Prädiktor für eine schlechte Prognose bei HSCT.

Ironwood Pharmaceuticals prognostiziert, dass Apraglutid nach Zulassung einen Spitzen-Nettoumsatz von 1 Mrd. US-Dollar pro Jahr erzielen könnte und finanziert die Übernahme mit Barmitteln und Geldern aus einer vierjährigen revolvierenden Kreditfazilität in Höhe von 500 Mio. US-Dollar, die in Verbindung mit der Transaktion eingerichtet wurde. Die Übernahme wurde von der Citibank, Citizens Bank, JPMorgan Chase, Royal Bank of Canada und Wells Fargo finanziert.

Voraussetzung für die Transaktion ist, dass mehr als 80% der ausgegebenen und ausstehenden Aktien von VectivBio angedient werden. VectivBios Financiers Orbimed, Forbion, Versant Ventures sowie das Management von VectivBio, welche 28,6% des Aktienbesitzes halten, haben sich verpflichtet, ihre Aktien im Rahmen des Übernahmeangebots anzudienen. Vorbehaltlich der Angebotsbedingungen ist der Abschluss der Transaktion für die zweite Hälfte des Jahres 2023 geplant.