Paion schockt mit Insolvenz

Die Aachener PAION AG steckt mitten in einer Kapitalerhöhung, als ein Insolvenzantrag über die Börsenticker läuft. Die Begleitumstände bleiben rätselhaft, Finanzvorstand Sebastian Werner muss wegen "Unregelmäßigkeiten" sofort seinen Hut nehmen.

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Die PAION AG (ISIN DE000A3E5EG5; Frankfurter Wertpapierbörse, Prime Standard: PA8), die sich selbst als Spezialpharmaunternehmen bezeichnet, stürzte mit einem Minus von 80% in den tiefsten Börsenkeller. Nach der Zulassung des Narkosemittels sollte eine Kapitalerhöhung für ausreichend finanzielle Mittel sorgen, um den Vertrieb der Alternative zu den heute gängigen Sedativa anzukurbeln. Doch „Unregelmäßigkeiten im Verantwortungsbereich des Finanzvorstands der Gesellschaft im Zusammenhang mit einer für die Gesellschaft wesentlichen Finanzierung“ stellen mit einem Schlag die Existenz von Paion in Frage.

Das vor Jahrzehnten als „Fledermaus-Firma“ gestartete Unternehmen hatte sich in der Zwischenzeit oft gewandelt, war aber seinem ursprünglichen Thema stets treu geblieben: eine Alternative für den Anästhesisten zu entwickeln, die besser auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden kann als die üblichen Standardmedikamente. Als dafür tatsächlich die Zulassung erteilt wurde, war dem Unternehmen damit das immer noch seltene Kunststück gelungen, als deutsches Pharmaunternehmen mit einem völlig neuen Wirkstoff eine Zulassung zu erhalten, und die Signale standen auf Grün.

Der Absturz ausgerechnet jetzt kommt für alle überraschend. Viele Marktbeobachter sind geradezu schockiert, warum ausgerechnet Paion zum „Scherbenhaufen der börsennotierten deutschen Biotech-Unternehmen“ beiträgt, wie ein Analyst schreibt. Die Umstände sind noch völlig unklar, Finanzvorstand Sebastian Werner mit jahrzehntelanger Pharmaerfahrung, unter anderem bei Hoffmann La Roche, eines Flüchtigkeitsfehlers eher unverdächtig. Doch der Börsenkurs lässt keine Fragen offen, alles „rennet, rettet, flüchtet“ (Schiller).

©|transkript.de

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