Schluss mit Glatze? Mallia Therapeutics kuriert die Haarfolikel

Die Mallia Therapeutics GmbH, ein Start-up aus Erlangen, hat nach mehreren Fördergeldern nun erstmals ausreichend Kapital im Rahmen einer Seed-Finanzierung eingeworben und gründet. Das Unternehmen entwickelt lösliches CD83 (sCD83) zur Behandlung von Haarausfall und plant die Weiterentwicklung des sCD83-Kandidaten auf der Basis präklinischer und Ex-vivo-Humandaten, die erstmals im Juni vorgestellt wurden.

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Mallia Therapeutics hat erfolgreich eine Seed-Finanzierungsrunde zur Fortsetzung der präklinischen Forschung abgeschlossen. Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse der laufenden präklinischen Studien mit löslichem CD83 (sCD83) zur Behandlung von Haarausfall, einschließlich der Ergebnisse mit Gewebeproben von Patienten, hoffen die Gründer, innerhalb der nächsten zwei Jahre in die klinische Phase eintreten und mit der Behandlung von Patienten beginnen zu können.

Man mag darüber diskutieren, ob Haarausfall eine "Krankheit" ist und dementsprechend überhaupt einer Therapie bedarf. Doch gerade der Haarausfall in jungen Jahren kann zu starken psychischen Begleiterkrankungen führen und damit zu einer Therapienotwendigkeit. Der "Weltmarkt der Kopfbehaarung" allgemein ist bemerkenswert: Weltweit sind mehr als 50 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen nach der Menopause von hormonell bedingter androgenetischer Alopezie (Haarausfall) betroffen, weitere 147 Millionen leiden an autoimmunbedingtem kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata). Trotz des großen Bedarfs an wirksamen Therapien gibt es derzeit nur Behandlungsmethoden, die lediglich den Lebenszyklus der vorhandenen Haare verlängern und häufig nicht zu neuem Haarwuchs führen oder das Immunsystem systemisch unterdrücken, was mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden ist.

Das lösliche CD83 ist ein "Zufallsfund" aus dem Labor von Prof. Dr. Alexander Steinkasserer, der eigentlich in der Grundlagenforschung zur Immunmodulation zuhause ist und sich rings um den Oberflächenmarker von dendritischen Zellen, CD83, um Themen kümmert wie CD83-induzierte immun-regenerative Prozesse und Entzündungsauflösung, Immunmodulation bei Autoimmunität und Transplantation, Transkriptionelles In-vivo-Targeting von dendritischen Zellen, zellspezifische biologische Funktion von CD83-exprimierenden Immunzellen und der Interaktion zwischen dendritischen Zellen und Viren. Dass eine Immunreaktion, ausgelöst durch eine Abbaustufe von Testosteron, wohl zum Absterben der Haarfollikelzellen führt, ist lange bekannt.

Nun konnte die Gruppe um Steinkasserer zeigen, dass ein lösliches CD83 nicht nur in der Lage ist, Immunreaktionen zu dämpfen. Es führte bei den Haarfollikelzellen zu einer Neubildung dieser Wurzelzellen für das Haar – sowohl in der Maus als auch bei einem Gewebemodell menschlicher Kopfhaut im Labor. Dies ist nach Angaben der Forscher das erste Mal, dass ein solcher Effekt zu beobachten war, und führte zu großer Aufmerksamkeit für die Arbeiten aus Erlangen.

Nun hat sich zum durchaus industrieerfahrenen Wissenschaftler Steinkasserer (ein Südtiroler mit Stationen bei Baxter und Novartis in Wien) auch der erfahrene Biotech-Entrepreneuer Manfred Gröppel gesellt (vorher 4SC und Immunic), der nach einer reiseaktiven Auszeit mit "aufgetankten Akkus" als Co-Geschäftsführer des Start-ups auf dem IZB-Pitch-Day gemeinsam mit Steinkasserer präsentierte.

Gerade der offensichtlich duale Wirkmechanismus als Immunmodulator und als Stammzelltrigger für Haarfollikelzellen des löslichen CD83 soll die Schwächen bisheriger Therapien adressieren. Nun gelte es, gute Sicherheitsdaten zu generieren und möglichst bald mit einer Serie A-Finanzierung die Entwicklung zu beschleunigen, so die beiden Gründer auf dem Event in Martinsried vor rund 50 Investoren. Das Interesse an Gesprächen nach der Präsentation war jedenfalls groß.

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