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Umlaut.bio gewinnt Golden Ticket für BioLabs

Das Heidelberger Start-up Umlaut.bio hat das "Goldene Ticket 2023" von AbbVie gewonnen, das eine einjährige kostenlose Nutzung von Räumlichkeiten des Start-up-Inkubators BioLabs in Heidelberg beinhaltet.

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Das Heidelberger Start-up Umlaut.bio (aus dem EMBL) hat das „Goldene Ticket 2023“ von AbbVie gewonnen, das eine einjährige kostenlose Nutzung von Räumlichkeiten des Start-up-Inkubators BioLabs in Heidelberg beinhaltet. Auf dem Pitch Day in den BioLabs Heidelberg präsentierten vier Finalisten ihre innovativen Konzepte mit großer Leidenschaft und machten es der AbbVie-Jury nicht leicht.

Während des einjährigen Aufenthalts in den BioLabs Heidelberg erhält das Start-up um Bastian Linder und Lars Steinmetz Unterstützung von AbbVie, aber auch vom Management des BioLabs-Inkubators um Ann-Kristin Müller sowie der Clusterorganisation BioRN mit Julia Schaft und Team, um ihre F&E-Aktivitäten in den hochmodern ausgestatteten Laboreinrichtungen weiterverfolgen und von dem globalen Community-Netzwerk profitieren zu können.

Bastian Linder, einer der Mitbegründer, beschreibt Umlaut.bio als Pionier in der Entwicklung von Präzisionstherapeutika zur Krebsbekämpfung, die auf tRNA-Modifikationen abzielen, welche die onkogene Signalübertragung steuern. Im Fokus stehen modifizierte Nukleotide in Transfer-RNAs, also solche, die nicht den „Standardbuchstaben“ des genetischen Codes entsprechen. Diese modifizierten tRNA-Nukleotide seien häufig an der Genregulation beteiligt und besonders wichtig für Krebszellen. Warum das so ist, war bisher unklar. „Unsere Forschung hat nun einen Mechanismus identifiziert, durch den diese modifizierten tRNAs proteincodierende Boten-RNAs vor ihrem Abbau schützen“, sagt Linder. „Das betrifft vor allem mRNAs von Signalwegen, die Tumorzellen für ihr Wachstum benötigen, und zwar unabhängig von der genauen Art des Tumors.“ Damit wird die Hoffnung auf einen neuen Schalter genährt, der sehr generell die gestörte Regulation des Zellwachstums in Tumorzellen betrifft. Wäre dies therapeutisch anzugehen, könnten Wirkstoffe entstehen, die agnostisch über mehrere Krebsindikationen wirken.

Umlaut.bio will daher Wirkstoffe entwickeln, die die Entstehung von tRNA-Modifikationen modulieren können. „Damit können wir regulierend in die Genexpression eingreifen, und zwar einerseits so spezifisch, dass vor allem jene Signalkaskaden betroffen sind, die Tumorzellen für ihr Wachstum benötigen, andererseits aber auch so breit, dass unser Ansatz bei verschiedenen Krebsarten funktionieren sollte“, erklärte Bastian vor einigen Wochen auf einer Pitch-Veranstaltung des High-Tech Gründerfonds im IZB (Martinsried).

Da das Fehlen der tRNA-Modifikationen die Translation nicht behindert, sondern nur die Stabilität der mRNAs verändert, gehen Linder und Steinmetz davon aus, dass die meisten Zellen die von ihnen entwickelten Medikamente gut vertragen werden. „Unsere Wirkstoffe sollten nur auf Krebszellen wirken, die von den verschiedenen Signalwegen übermäßig abhängig sind. Damit eignet sich unser Ansatz für die Entwicklung einer neuartigen, nebenwirkungsarmen Krebstherapie“, sind die Forscher überzeugt, die im Bereich der RNA bereits als Unternehmensgründer (Steinmetz) oder Entwickler von Standardtechnologien (Linder)  bekannt sind.

Dass es vielfältige therapeutische Ansätze rings um die diversen natürlichen, natürlich modifizierten wie auch synthetisch modifizierten RNA-Molekülarten gibt, wurde aktuell im |transkript-Spezialthema „Alle Augen auf RNA“ in Heft 4-2023 beleuchtet.

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