NanoString Inc.

Bruker gewinnt Auktion um NanoString

Aus dem Konkursverfahren heraus und gegen das (deutlich niedrigere) Gebot der Investmentfirma Patient Square über rund 220 Mio. US-Dollar erwirbt Bruker die US-amerikanische Nanostring für rund 390 Mio. US-Dollar. Damit will sich die 1960 in Karlsruhe gegründete Bruker weitere Expertise im Feld der "spatial biology" sichern, einem Bereich der hochaufgelösten Analytik von Zellgewebe.

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Die US-amerikanische Firma Nanostring war deutlich in Schwierigkeiten. Vor einigen Monaten musste sie das Insolvenzverfahren einleiten, da der bereits begonnene Restrukturierungsprozess nicht schnell genug die hohe Schuldenlast beseitigen konnte. Das seit zwei Jahrzehnten aktive Unternehmen hatte sich zuvor in einem jahrelangen sehr intensiv und öffentlich ausgetragenen Patentstreit gegen die Firma 10x Genomics nicht durchsetzen können, eine von dieser einlizenzierte Technologie ebenfalls nutzen zu dürfen.

Die in Seattle ansässige Nanostring leitete den Verkaufsprozess ein, indem sie gemeinsam mit drei ihrer Tochtergesellschaften Anfang Februar Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-amerikanischen Konkursrechts beantragte. Nanostring machte ein Geschworenenurteil in Höhe von 31 Mio. US-Dollar dafür verantwortlich, das im November vergangenen Jahres in einem Patentverletzungsverfahren des Konkurrenten 10x Genomics gegen das Unternehmen verhängt wurde.

Nanostring hat gegen das Urteil Berufung eingelegt und reagierte auf den Schiedsspruch der Geschworenen, indem es die Prognosen für das Gesamtjahr 2023 in Höhe von 175 bis 185 Mio. US-Dollar zurücknahm sowie rund 10% der Belegschaft sofort entließ. Doch die hohen Schulden zwangen das Unternehmen, zusätzlich neue Eigentümer zu suchen oder den Geschäftsbetrieb vollständig aufzugeben. So kam es zur Auktion, bei der Bruker das erste Angebot noch deutlich aufstockte, um den Mitbewerber auszustechen. Bruker wird nach dem Gewinn der Auktion den Großteil der Vermögenswerte des insolventen Unternehmens für rund 392,6 Mio. US-Dollar in bar zuzüglich der Übernahme der Verbindlichkeiten erwerben.

„Als weltweit führendes Unternehmen in der Branche für biowissenschaftliche Analyseinstrumente ist Bruker in einer einzigartigen Position, um den kontinuierlichen Zugang der Kunden zu den Innovationen von Nanostring sicherzustellen“, sagte Brad Gray, Präsident und CEO von Nanostring, in einer Erklärung, mit der er diese Entwicklung feiert.

Bruker macht mit der Übernahme erneut deutlich, im Bereich der „spatial biology“ weiter expandieren zu wollen. Die mit Hauptsitz in Billerica, MA/USA oft als amerikanischer Konzern angesehene Bruker stieg im Jahr 2020 mit dem Kauf von Canopy Biosciences in dieses Feld ein. Ein Jahr später tätigte Bruker eine ungenannte Mehrheitsinvestition in Acuity Spatial Genomics und verhalf diesem Unternehmen damit zur Gründung.

Im Jahr 2022 brachte Canopy – jetzt eine Tochtergesellschaft von Bruker – das CellScape™-System auf den Markt, das für die gezielte räumliche Proteomik einzelner Zellen für komplexe Ganzgewebeanalysen der Tumormikroumgebung sowie für die Erstellung tiefgehender Immunprofile für Anwendungen in der Immunologie, den Neurowissenschaften und bei Infektionskrankheiten konzipiert ist.

Bruker wurde 1960 in Karlsruhe gegründet, ein zweites und drittes großes Standbein baute die Firma in Bremen sowie in der Schweiz durch erste Übernahmen auf. Viele weitere Übernahmen pflastern die Firmengeschichte, die heute mit dem Sprung über den Großen Teich oft als eine amerikanische angesehen wird. Der Großteil der Forschung und Entwicklung wie auch der Beschäftigten ist jedoch in Europa und Deutschland angesiedelt.

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