Bund lockt Industrie: 12 Mrd. Euro für Start-ups
Auf dem von der Bundesregierung erstmals zusammen mit vielen Organisationen initiierten Deutschen Start-up-Summit verkündeten Bundeskanzler Olaf Scholz, Vizekanzler Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner den Startschuss für ein Unterstützungspaket von deutschen Start-ups in der Größenordnung von 12 Mrd. Euro. Ein Teil des Geldes soll von Versicherungen, Banken und der Industrie kommen und gemeinsam mit der KfW verwaltet werden. Ob die Summe erreicht wird sowie weitere Details der Vergabe und des inhaltlichen Zuschnitts der Förderungen ist noch unklar.
Erst kürzlich hatte der Deutsche Start-up-Verband die Lage der Neugründungen und der Gründer in Deutschland deutlich gemacht. Laut einer Vorabmeldung des Deutschen Start-up Monitors 2024 des Start-up-Verbandes stabilisiere sich zwar das Start-up-Geschäftsklima im positiven Bereich. Hingegen bleibe das für Start-ups wichtige Investmentklima weiterhin angespannt. Insgesamt bewerten 39% der auf die jährliche Umfrage des Start-up-Monitors antwortende Startups die aktuelle Geschäftslage als gut, 48% als befriedigend und 13% als schlecht. Bei der Geschäftserwartung für die kommenden sechs Monate überwiegt die positive Einschätzung mit 58 %. Zudem gehen vier von fünf Gründer von einer Verbesserung der Geschäftslage bis Ende 2025 aus. Trotz der Unsicherheiten blicken Start-ups optimistisch in die Zukunft und rücken die Chancen in den Fokus.
Neben dem Geschäftsklima hat sich das Investmentklima etwas stabilisiert, die Stimmung ist hier aber insgesamt deutlich negativer. Die aktuelle Investmentlage wird von 51% als schlecht und nur von 17% der Befragten als gut bewertet. 42% rechnen mit zeitnaher Besserung und nur 17 % mit einer Verschlechterung der Bedingungen. Laut Sebastian Pollok, stellvertretender Vorsitzender beim Start-up-Verband und Investor, brauche es einen gemeinsamen Kraftakt, um den Start-up-Standort nach vorne zu bringen: „Jetzt sind alle gefragt – Politik, institutionelle Investoren und etablierte Unternehmen. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um Deutschland als Gründungsstandort langfristig zukunftsfest zu machen.
Passend dazu trafen sich die führenden Vertreter der Ampelkoalition zum Stelldichein beim eigens organisierten Deutschen Start-up-Summit in Berlin, um auf diese langjährigen Forderungen mit geeigneten Maßnahmen publikumswirksam zu reagieren. Das Beispiel für eine funktionierende Start-up-Investitionslandschaft ist hierbei Frankreich. Französische Start-ups haben es wesentlich einfacher, an Wachstumsfinanzierung heranzukommen, da es schon unter Präsident Sarkozy, aber auch neuerlich unter Emanuel Macron, Versicherungen, Banken und weiteren institutionellen Anlegern vorgegeben wird, einen Teil der Anlagen auch in riskante Start-ups zu tätigen.
Seit gestern macht Deutschland nun im Rahmen der WIN-Initiative (Wachstums- und Innovationskapital für Deutschland) mobil: „Ziel ist es, private Investitionen in Wagniskapital, in Start-ups und in innovative Technologien zu mobilisieren“, so Bundeskanzler Olaf Scholz. Er, Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kündigten gestern gemeinsam auf dem Start-up Germany Summit in Berlin ein 12 Mrd.-Euro-Paket an. Große Versicherer wie Allianz und Debeka, aber auch Banken wie Deutsche Bank und Commerzbank sowie Konzerne wie Henkel und Telekom füllen den Wagniskapital-Topf mit ihrem Geld.
Vorbild ist Tibi in Frankreich, das 2019 startete und immerhin 6,4 Mrd. Euro mobilisieren konnte. In Deutschland ist es die KfW, die die 12 Mrd. Euro verwalten soll. Ob diese Summe jedoch überhaupt zusammenkommt ist genauso wenig ausgemacht wie die rege Beteiligung der Industrie oder auch die inhaltliche Ausrichtung einer solchen finanziellen Unterstützung. Zudem ist ein weiterer Milliarden-Topf bei der KfW eingelagert, der bereits Geld für Firmenwachstum bereitstellt. Jetzt schon ist die KfW vorrangiger institutioneller Anleger in den Life-Sciences-Fonds der VC-Gesellschaften, die ihrerseits in deutsche Start-ups investieren. Auch den High Tech-Gründerfonds gibt es ja bereits als ein Vehikel von öffentlichem und privatem Industriegeld.
Wie stark die Biotechnologie-Branche von diesem neuen Instrument profitieren wird, ist damit derzeit fraglich. Vielleicht ein Grund, warum sich auch der Branchenverband BIO Deutschland nur verhalten optimistisch zeigt. Dessen Vorsitzender Oliver Schacht, PhD, sagte gegenüber |transkript: „Wir sind natürlich zufrieden, dass die Regierung bei der VC-Finanzierung ins Handeln kommt. Ob sich das Instrument positiv auf unsere Unternehmen auswirkt, bleibt abzuwarten.“