Merck KGaA

Merck bleibt optimistisch – aber etwas verhaltener

Der Kapitalmarkttag der Darmstädter Merck KGaA brachte keine schlechten Nachrichten, doch zwischen den Zeilen schwingt nurmehr verhaltener Optimismus durch. Die Prognose von Wachstum für das laufende Jahr wird aufrechterhalten, doch etwa im Pharmasegment leicht nach unten revidiert. Die eigenen Innovationen brauchten mehr Zeit, so dass Akquisitionen von außen wahrscheinlicher werden um die Pharmapipeline zu füllen.

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Die Rückschläge in der Pharmaentwicklung haben Folgen für Merck, Darmstadt. Beim Kapitalmarkttag passte Konzernchefin Belén Garijo das mittelfristige Wachstumsziel für die Pharmasparte an. Sie erwartet hier nur noch ein leichtes Wachstum von wenigen Prozent. Zuvor war ein Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt worden. Die eigenen Innovationen bräuchten zudem mehr Zeit, so dass offen über die Einlizenzierung externer Wirkstoffkandidaten, vor allem im späten Entwicklungsstadium, gesprochen wird. „Wir suchen nach ergänzenden Assets, die Chancen bieten, ohne das Risiko für unsere Pipeline zu erhöhen“, sagte Garijo in Darmstadt.

Im Juni musste Merck mitteilen, die Studien für ein wichtiges Krebsmedikament einzustellen. Das Krebsmittel Xevinapant galt Beobachtern als zukünftiger Blockbuster im Merck-Portfolio. Schon damals stellte sich die Frage, wie es um die Pharma-Pipeline von Merck wirklich bestellt ist. Denn Ende vergangenen Jahres war das Multiple-Sklerose-Medikament Evobrutinib in der letzten von drei klinischen Entwicklungsphasen gescheitert. Solche Rückschläge treffen Merck hart: Das Unternehmen braucht dringend neue Medikamente, denn 2027 läuft der Patentschutz für das MS-Medikament Mavenclad aus, das dem Unternehmen zuletzt knapp eine Milliarde Euro pro Jahr einbrachte.

Mit dem deutlichen Hinweis auf externe Akquisition für die schrumpfende eigene Pipeline, bricht Merck zwar mit keinem Tabu, doch insgesamt wirkt die eigene Forschung im Vergleich zum Wettbewerb etwa bei Boehringer Ingelheim nicht robust genug. Im Juni 2024 startete das Unternehmen eine Phase III-Studie mit Cladribin-Kapseln zur Behandlung der neurologischen Erkrankung Myasthenia gravis. Für Enpatoran, das zur Behandlung von Lupus erythematodes entwickelt wird, rechnet Merck mit den vollständigen Ergebnissen der Phase II-Studie Anfang 2025. Für Pimicotinib zur Behandlung gutartiger Tumore der Gelenke werden die Ergebnisse der Phase III-Studie noch in diesem Jahr erwartet. Die nächsten Monate werden also entscheidende Ergebnisse liefern, da auf der anderen Seite viele weitere Projekte bei Merck im Bereich der Onkologie noch in sehr frühen Entwicklungsphasen stecken. Dorthin hat Garijo den Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten gelegt, die Ergebnisse aus diesen Projekten werden aber noch viele Jahre auf sich warten lassen.

Der Pharmasektor verblasst bei Merck fast etwas gegenüber dem Bereich Life Sciences, in dem Merck als Zulieferer von Lösungen, Geräten und Substanzen für die Branche auf einem guten Entwicklungspfad unterwegs ist, für den die Wachstumsprognose auch beibehalten wurde. Auch dort „bleiben Akquisitionen ein integraler Bestandteil der Strategie von Merck“, wie die Vorstandschefin betonte. Zum 31. Juli 2024 hat Merck das US-amerikanische Life-Science-Unternehmen Mirus Bio übernommen. Der Spezialist für Transfektionsreagenzien hilft dabei, genetisches Material in Zellen zu übertragen, und spielt mit seinen Technologie eine Schlüsselrolle bei der Herstellung von viralen Vektoren für Zell- und Gentherapien, einem Zukunftsfeld.

Für größere zukünftige Transaktionen liege nun sogar der Fokus von Merck auf dem Bereich Life Science. Bei der Einlizenzierung von Medikamentenkandidaten in Healthcare will Garijo keinem Kaufrausch frönen. Belén Garijo sagte: „M&A bleibt eine wichtige Priorität für Merck. Und wir sind dabei diszipliniert und geduldig, um die strategische Wirkung aller Akquisitionen zu maximieren. Unser Grundsatz ist und bleibt: Das richtige Ziel zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Preis.“

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