Nano-DNA-Fabrik CPTx erhält 29 Mio. US-Dollar
Die Verkapselung von Wirkstoffen in der Pharmazie hat die bekannte Pille längst hinter sich gelassen. Nukleinsäure-Wirk- oder Impfstoffe aus RNA haben die Lipid-Nanopartikel salonfähig gemacht. Die Zell- und Gentherapie benötigt eine Umhüllung für den Transport des modifizierenden Genmaterials. Doch die üblichen Vektoren dafür stoßen an Kapazitätsgrenzen. Unternehmen, die neue Verfahren für die molekulare Verkapselung entwickeln, sind gefragt. Das zeigt die Ausgründung CPTx der TU München, die gerade 29 Mio. US-Dollar von deutschen und internationalen Investoren einwerben konnte.
CPTx (kurz für Composite Programmable Therapeutics) wurde 2021 als Spin-off der Technischen Universität München von Prof. Dr. Hendrik Dietz, Dr. Christian Sigl und Prof. Dr. Ralf Wagner gegründet. Letzterer ist ein bekannter Unternehmensgründer, der bereits 1999 die Firma Geneart in Regensburg gründete und später an die Börse brachte, bevor Life Technologies und später Thermo Fisher das Unternehmen aufkauften. Wagner war auch an weiteren Unternehmensgründungen beteiligt. Seriengründer Dietz brachte im Bereich DNA-Origami die Firma Plectonic Biotech hervor, die sich im Business Center Hallbergmoos am Münchner Flughafen niedergelassen hat.
Das heutige Biotech-Unternehmen CPTx entwickelt eine neuartige Plattformtechnologie, die die sogenannte DNA-Nanofabrikation (eine innovative Technik der Nanotechnologie) mit der synthetischen Biologie kombiniert, um maßgeschneiderte Objekte in skalierbaren Mengen zu erzeugen, die verschiedene Funktionen in der Wirkstoffentwicklung übernehmen können. Bei diesem Verfahren wird zunächst ein Zielmolekül entworfen und dessen 3D-Form und Funktionalität in DNA-Stränge kodiert, die dann chemisch oder biotechnologisch hergestellt und durch Temperaturanlagerung zusammengefügt werden. Kombiniert mit zusätzlichen Funktionalitäten eröffnet die CPTx-Plattform vielversprechende neue Möglichkeiten für die Entwicklung antiviraler Therapeutika sowie den Einsatz in den Bereichen Gentransfer und Impfstoffe.
An der Finanzierung in Höhe von 29 Mio. US-Dollar beteiligt sich Bayern Kapital, die regionale Wagnis- und Wachstumskapitalgesellschaft des Freistaats Bayern. Angeführt wird die Finanzierungsrunde jedoch von Blueyard Capital und SPRIND, der deutschen Agentur für Sprunginnovationen, die bereits auch das Unternehmen Plectonic unterstützt hat. Neben Bayern Kapital haben auch die Marius Nacht Group, Andrej Henkler sowie mehrere branchenerfahrene Business Angels, darunter Stefan Oschmann (ehemaliger CEO der Merck KGaA), in CPTx investiert.
Ein Anwendungsbeispiel für die CPTx-Technologie ist die Entwicklung von Therapeutika zur Behandlung von Viruserkrankungen. Eine Möglichkeit der Medikation besteht darin, die Viren im Körper des Patienten durch Verkapselung zu neutralisieren. Das Problem: Die Verkapselung ganzer Viren erfordert den Bau großer, massiver, makromolekularer Hüllen, was bisher eine Herausforderung für die Nanotechnologie darstellte. CPTx ist es mit seiner Technologie gelungen, aus speziell kodierten DNA-Strängen funktionsfähige Wirkstoff-Prototypen zu entwickeln, die die Replikation der Viren erfolgreich stoppen. Die verkapselten Viren können dann von den Fresszellen des Immunsystems eliminiert werden.
CPTx wird die finanziellen Mittel in die Weiterentwicklung seiner antiviralen Plattformtechnologie und in den Ausbau des Teams investieren. „Wir freuen uns sehr, dass ein Konsortium branchenerfahrener Investoren das große Potential unserer Plattformtechnologie erkannt hat“, so Hendrik Dietz, CEO und Gründer von CPTx. „Damit sind wir in der Lage, die präklinische Entwicklungsphase abzuschließen und weitere Anwendungsfelder zu erschließen.“
„Aus den Erfahrungen der COVID-Pandemie, aber auch der jährlichen Grippewellen wissen wir, wie wichtig Behandlungsmöglichkeiten für Viruserkrankungen sind“, sagt Monika Steger, Geschäftsführerin von Bayern Kapital. „Hinter CPTx steckt jahrelange intensive Forschungsarbeit, die neue Möglichkeiten wie den Einsatz der DNA-Nanofabrikation in skalierbarem, kosteneffizientem Maßstab erst möglich gemacht hat. Das akademische und unternehmerische Know-how des Teams ist enorm. Wir sehen großes Potential für CPTx, ein führendes Unternehmen im Bereich der Nanotechnologie zu werden.“