Bayer-Tochter kauft US-Firma Tavros
Die amerikanische Bayer-Biopharma-Tochter Vividion baut ihre Kompetenzen im Bereich der funktionellen Genomik aus. Dazu übernimmt sie das US-amerikanische Unternehmen Tavros Therapeutics aus Durham im US-Bundesstaat North Carolina, wie die beteiligten Unternehmen mitteilten.
Vividion Therapeutics, eine 100-prozentige Tochter der Leverkusener Bayer AG, hat die Übernahme von Tavros Therapeutics bekannt gegeben, um seine Expertise in der funktionellen Genomik auszubauen. Tavros bringt eine proprietäre, modulare Genomik-Plattform ein, die es ermöglicht, neue Zielmoleküle zu identifizieren und bekannte Targets weiterzuentwickeln. Die Kombination von Tavros‘ Plattform mit Vividions Chemoproteomik-Technologie werde „die Entwicklung potentieller Best-in-Class- und First-in-Class-Therapeutika für Krebs und Immunerkrankungen erheblich vorantreiben“, heißt es dazu vom Unternehmen.
Beide Firmen arbeiten seit zwei Jahren zusammen, um neuartige Präzisionstherapeutika zu entwickeln, die schwer adressierbare Tumorproteine gezielt angreifen. Diese Validierungsphase der Tavros-Plattform ist wohl erfolgreich verlaufen. Die Übernahme soll die Entdeckung und Entwicklung von niedermolekularen Arzneimitteln beschleunigen und Vividion ermöglichen, Schwachstellen in Tumorzellen effizienter zu identifizieren und neue Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit hohem medizinischen Bedarf zu entwickeln.
Dr. Jürgen Eckhardt von Bayer erklärte, dass dies der erste Schritt einer neuen Akquisitionsstrategie im Bereich Pharmabusiness sei, bei der Vividion weiterhin unabhängig agieren soll. Tavros‘ Plattform habe bereits in Partnerschaften mit anderen Unternehmen wie Zentalis Pharmaceuticals und OpenBench ihre Wirksamkeit gezeigt. Finanzielle Details der Transaktion wurden nicht veröffentlicht.
Bayer blickt auf das bekannte Patentkliff und hat in der nächsten Zeit mit dem Patentablauf von Xarelto einen Jahresumsatz von rund 4 Mrd. US-Dollar zu ersetzen. Das Patent ist eigentlich bereits im April 2024 abgelaufen, doch Generikaprodukte dürfen bisher nur eine bestimmte Dosierungsstufe ersetzen, da zumindest in Europa eine Verlängerung des Patentes bis 2026 genehmigt worden ist. Der schrittweise Umsatzverlust durch weitere Generika-Konkurrenzprodukte hilft Bayer, Alternativen aufzubauen.Die 2022 an Bord geholte US-Amerikanerin Christine Roth hat als neue Chefin der strategischen Einheit Onkologie bei Bayer Pharma freie Hand bekommen, weltweit nach externen Innovationen zu suchen, die sich schnell in Umsatzbringer ummünzen lassen.
Doch auch in den USA ist Bayer seit der Monsanto-Übernahme keine uneingeschränkt strahlende Marke mehr. Daher gehört es vielleicht auch ganz bewusst zu dieser Strategie, die US-Tochtergesellschaft Vividion quasi in „eigenem Namen“ agieren zu lassen, ohne die Verbindung zu Leverkusen oder den ewigen Glyphosat-Streitigkeiten zu betonen. Dabei wird spannend sein, ob derartige fast wie ein Heimspiel wirkende US-amerikanische Akquisitionen nun noch häufiger passieren werden.