
Boehringer kooperiert mit Cue Biopharma
Boehringer Ingelheim schließt eine Entwicklungskooperation mit Cue Biopharma (Boston, USA), die eine präklinische Technologieplattform zur T-Zell-Modifikation einbringt. Damit sollen verschiedene Autoimmunerkrankungen angegangen werden. Der Deal reiht sich ein in aktuelle Partnerschaften mit frühen Projekten oder wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem Broad Institute. Gleichzeitig treibt Boehringer die gut gefüllte eigene – und weit fortgeschrittene – Pipeline voran. Bleibt nur die Usicherheit mit den US-Zöllen, da die Ingelheimer vom US-Markt besonders abhängig sind.
Boehringer Ingelheim (BI) baut seine Forschungspartnerschaften aus und schließt ein strategisches Bündnis mit der US-amerikanischen Cue Biopharma zur Entwicklung von Autoimmuntherapien. Im Zentrum steht CUE-501, ein bispezifischer Wirkstoff zur selektiven B-Zell-Depletion, also der Eliminierung der antikörperproduzierenden Zellen, die als Ausgangspunkt der autoimmun wirkenden Antikörper und damit mehrerer Autoimmunerkrankungen angesehen werden. BI zahlt im Voraus 12 Mio. US-Dollar. Bei Erfolg könnten für Cue Biopharma Meilensteinzahlungen von bis zu 345 Mio. US-Dollar sowie zusätzliche Lizenzgebühren auf spätere Produktverkäufe folgen.
Die niedrige Vorabzahlung reflektiert, dass sich das Wirkstoffprogramm noch in der präklinischen Phase befindet, also „früh“ ist. Nun soll es im Rahmen der vierjährigen Forschungskooperation zügig weiterentwickelt werden. BI erhält exklusive weltweite Rechte zur Entwicklung und Vermarktung. Gleichzeitig passte Cue Biopharma eine bestehende Lizenzvereinbarung mit dem Albert Einstein College of Medicine an, um die Unterlizenzierung an Boehringer zu ermöglichen. Die Kooperation stärkt Boehringers wachsendes Engagement im Bereich Autoimmunerkrankungen und markiert einen weiteren Schritt, frühe Innovationen in Partnerschaften strategisch zu fördern. Für Cue Biopharma ist das Bündnis nicht nur ein finanzieller Hoffnungsschimmer angesichts negativer Free-Cashflow-Werte, sondern auch ein potentieller Wendepunkt in der Pipeline-Entwicklung.
Die Zusammenarbeit reiht sich ein in Boehringers aktuelle Aktivitäten, die Forschungspräsenz international auszubauen. Man kann die zunehmende Zahl strategischer Allianzen – auch im Frühstadium der Arzneimittelentwicklung – als Signal werten, dass Boehringer gezielt auf externe Innovationsquellen setzt, um die eigene Pipeline zukunftssicher aufzustellen. Diese eigene Pipeline ist der ganze Stolz der Ingelheimer und umfasst derzeit rund 50 Wirkstoffe, von denen mehrere kurz vor der Zulassung stehen.
Führender deutscher Pharmakonzern
Mit einem Umsatz von 26,8 Mrd. Euro im vergangenen Jahr hat sich das Unternehmen als größter deutscher Pharmakonzern erneut nach dem erstmaligen Erreichen der Top-Position 2023 von Bayer und sogar der Merck-Gruppe abgesetzt. Treiber dieses Wachstums: Blockbuster-Medikamente wie das Diabetesmittel Jardiance und Ofev gegen Lungenfibrose. Gemeinsam stehen beide mit rund 12 Mrd. Euro für fast die Hälfte des Humanpharmaumsatzes. Auch in der Sparte Tiermedizin kann Boehringer mit einem Antiparasitenmittel einen Blockbuster vorweisen. Gleichzeitig rüstet sich das Unternehmen für die Zukunft – mit vielversprechenden neuen Medikamentenkandidaten gegen Lungenfibrose und Krebs, die schon in diesem Jahr auf den Markt kommen könnten und damit die Bandbreite der Indikationen für das Unternehmen verbreitern, das sich bisher aus der Onkologie ferngehalten hatte.
5,7 Mrd. Euro wurden allein in Forschung und Entwicklung investiert – mit rund 23% eine überdurchschnittlich hohe Quote, die zeigt, dass Boehringer auf Innovation setzt, anstatt nur bestehende Produkte zu verwalten. Bleiben die Unsicherheit und die Herausforderungen wie potentielle US-Zölle oder Engpässe in Lieferketten, die mit der hohen Abhängigkeit und Aktivität in und von den USA einhergehen. Knapp 37% der Umsatzerlöse stammen aus den Verkäufen in den Vereinigten Staaten, wo ein Gutteil der Forschungsausgaben, aber auch hohe Investitionen in den Ausbau der Produktionskapazitäten vor Ort getätigt werden. Ob das Trump befriedigen wird? Mit dem Ausbau der Kooperationen wie im Falle von Cue vergrößert Boehringer seinen Fußabdruck in Übersee jedenfalls erneut.