Those Vegan Cowboys

Hochland setzt auf mikrobielles Casein

Die Allgäuer Hochland Group geht eine Partnerschaft mit Those Vegan Cowboys (Niederlande) ein, um tierfreien Käse mit mikrobiellem Casein zu entwickeln. Dazu hat der deutsche Käsehersteller eine gemeinsame Entwicklungsvereinbarung mit dem belgisch-niederländischen Unternehmen getroffen.

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Einer der größten deutschen in Privatbesitz befindlichen Käsehersteller, die Allgäuer Hochland-Gruppe, hat eine gemeinsame Entwicklungsvereinbarung mit dem belgisch-niederländischen Unternehmen Those Vegan Cowboys getroffen, um die Produktion von tierfreiem Käse unter Verwendung von mikrobiellem Casein zu erforschen. Ziel der Zusammenarbeit sei es laut Those Vegan Cowboys, das tierfreie Milchprotein für die Herstellung von halbhartem und Hartkäse in größerem Maßstab zu entwickeln. Die Hochland-Gruppe äußerte sich bisher nicht zu der Partnerschaft.

Mikrobielles Casein, das durch präzise Fermentation gewonnen wird, repliziert die funktionalen Eigenschaften des traditionellen, tierischen Caseins, wie Schmelzen und Dehnen, und bietet dabei ökologische Vorteile. In einem LinkedIn-Beitrag zur Ankündigung der Partnerschaft erklärte Those Vegan Cowboys: „Mit Hochlands monumentalem Käse-Know-how und Marktabdeckung sind sie der Traumpartner, um mikrobielles Casein auf den Markt zu bringen – in Käse, die für alle verfügbar sind.“

Die Herstellung von mikrobiellem Casein gilt als ressourceneffizient, da sie nur ein Fünftel des Landes und Wassers benötigt, das für die traditionelle Milchproduktion erforderlich ist. Zudem reduziert der Prozess die CO2-Emissionen um 80% und eliminiert Methan vollständig. Kombiniert mit pflanzlichen Fetten, entsteht Käse, der frei von gesättigten Fetten, Laktose und Cholesterin ist und somit eine gesündere Alternative zu traditionellem Käse darstellt.

„Immer mehr Menschen entscheiden sich für unterschiedliche Ernährungsweisen. Unser Milchgeschäft bleibt unser Kerngeschäft, aber wir sehen eine steigende Nachfrage nach Alternativen und möchten unseren Verbrauchern die beste Qualität bieten. Milchproteine, die durch präzise Fermentation gewonnen werden, könnten eine großartige Lösung sein“, sagte Hochland-CFO Hubert Staub.

Der Weg zum Markt und Verbraucher ist jedoch in Europa noch lang, in Übersee und Asien soll es schneller gehen. Da mikrobielles Casein als neuartiges Lebensmittel eingestuft wird, sind vor der Markteinführung regulatorische Zulassungen erforderlich. Those Vegan Cowboys wollen noch in diesem Jahr die Marktzulassung in den USA beantragen und bis 2025 eine kommerzielle Einführung zu erreichen. Anschließend sollen erste Schritte in Asien unternommen werden, während der europäische Markteintritt erst innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre erwartet wird. Um sich auf die Kommerzialisierung vorzubereiten, plant Those Vegan Cowboys noch in diesem Jahr erste Käseverkostungen in den Niederlanden. Damit nutzen sie eine regulatorische Nische, die die niederländische Regierung bewusst für innovative Unternehmen im Lebensmittelbereich geschaffen hat, um den Verbraucher frühzeitig einzubinden.

Robert van den Breemer, Chief Commercial Officer von Those Vegan Cowboys, erklärte: „Diese neue Art der Käseherstellung kann Milchbauern von mehreren gesellschaftlichen Problemen entlasten, mit denen sie konfrontiert sind. Wir können über die physischen Begrenzungen der Kuh hinauswachsen und mit der gleichen Menge Land fünfmal so viele Menschen ernähren. Landwirte könnten so ihre Rolle als Hüter des Landes zurückgewinnen und für ihre Leistungen über die Milchproduktion hinaus anerkannt werden.“ Das deutsche Vorzeige-Food-Start-up Formo ist ebenfalls mit mikrobiellem Casein gestartet. Nun liebäugelt es mit einem schnelleren Marktzugang in Asien für damit hergestellte Produkte. Zugleich hat es in weniger regulierten Bereichen der fermentativen Lebensmittelzusätze – etwa aus traditionellen Pilzen mit Pilzproteinzusätzen zu Streichkäsen – ein weiteres Standbein aufgebaut.

Die Hochland-Gruppe experimentiert seit 2015 mit veganen Milch- und Käseprodukten auf Planzenbasis und konnte laut Lebensmittelexperten bereits Produkte im Supermarktsortiment etablieren. Ende vergangenen Jahres hatte das traditionelle Unternehmen im beschaulichen Allgäu für Unruhe gesorgt, weil der langjährige CEO im Streit über die „Auffassungen zum Führungsverständnis“ das Unternehmen verlassen musste.

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