Semarion Ltd. erhält Ignite Award der SLAS
Das britische Start-up Semarion Ltd. hat auf der SLAS Europe 2024 in Barcelona den Preis für das innovativste Unternehmen im Bereich Laborautomatisierung erhalten.
Jedes Jahr zeichnet die 19.000 Mitglieder zählende Society for Laboratory Automation and Screening (SLAS) ein Unternehmen mit dem Ignite Award aus. Verliehen wird dieser für bahnbrechende Fortschritte in der Laborautomation in Europa. Dieses Jahr ging der hochbegehrte Preis anlässlich der 5. SLAS Europe 2024 in Barcelona an das britische Start-up Semarion Ltd. (Cambridge). Bereits zuvor hatte die Ausgründung von Jeroen Verheyen (CEO) und Tarun Vemulkar (CTO) aus dem Cavendish Labor der Universität Cambridge ein gutes Dutzend Partner aus der Pharmabranche vorzuweisen. Getreu dem Motto des SLAS Ignite Awards verspricht Semarions Semacyte-Plattform echte Fortschritte in der Medikamentenentwicklung.
Die Plattform ermöglicht es, adhärent wachsende Zellen mittels Microcarriern zu mobilisieren, magnetisch auszurichten und zu verfolgen, ohne dass die Morphologie und Funktion der Zellen verloren geht, so dass sie mit Standard-Liquid-Handling-Robotern gehandhabt und optisch analysiert werden können. Dies ermögliche eine deutlich schnellere Datengenerierung als mit Hochdurchsatz-Screening-Tools, so Verheyen bei der Präsentation der Finalisten in Barcelona. Zugleich werden für Screenings rund 100-mal weniger Zellen benötigt und diese können gefroren gelagert werden.
„Unsere SemaCyte Zellassay-Mikroträger funktionieren als ultraminiaturisierte, mobile, mit Barcodes versehene Wells, die kleine Kolonien anhaftender Zellen tragen“, erläuterte Verheyen vor der Preisübergabe. „Sie können mit Liquid Handling Tools bewegt werden, sind magnetisch lenkbar und können als testbereite Zellen eingefroren werden.“ Laut Semarion werden die Barcodes mittels Hellfeldmikroskopie betrachtet und mit Hilfe der Semalyse-Software digital dekonvolutiert. Durch Multiplexing und Kombination verschiedener mit Barcodes versehener anhaftender Zelltypen in einem Well ist ein gepooltes Zellscreening möglich, das Drug-Screeningkampagnen beschleunigt und den Ressourcenaufwand für Zelltests erheblich reduziert. Bei der Preisübergabe erklärte Jeroen: „Die Auszeichnung mit dem SLAS Ignite Award ist eine enorme Ehre. Bei Semarion revolutionieren wir die Arzneimittelforschung in vitro mit unserer proprietären SemaCyte-Plattform, die neuartige Materialphysik nutzt, um anhaftende Zellen zu mobilisieren und mit Barcodes zu versehen. Unsere Technologie behebt grundlegende Engpässe bei der schnellen Datengenerierung und bietet eine zehnfache Steigerung des Durchsatzes und eine sechsfache Kostensenkung bei den Arbeitsabläufen der Arzneimittelforschung. Der SLAS Ignite Award unterstreicht das Potential unserer Technologie bei der Transformation der Automatisierung der Zellbiologie und ist eine unschätzbare Bestätigung für unseren weiteren Fortschritt. Wir haben vor kurzem das Early-Adopter-Programm für unsere SemaCyte-Mikroträgerplattform gestartet und arbeiten bereits an spannenden Projekten mit Pharmaunternehmen und CROs. Während wir uns auf eine vollständige kommerzielle Einführung in Großbritannien und der EU vorbereiten und den US-Markt erschließen wollen, steigert diese Auszeichnung unsere Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit bei potenziellen Kunden und Investoren. Wir freuen uns darauf, unsere Mission fortzusetzen, die Arzneimittelforschung zu beschleunigen und der Biopharmaindustrie bahnbrechende Lösungen zu liefern.“
Gemeinsam mit Semarion hatten sich vier Unternehmen für das Finale der Ignite Awards qualifiziert und präsentierten ihre Technologien bei der SLAS Europe:
Die in Paris ansässige Oria Bioscience SA unter der Leitung von CEO Alexandre Santinho präsentierte eine mikrofluidische Plattform für das Screening ganzer Organellen, die das Testen von Zielen wie dem lysoresidenten Protein zur Behandlung lysosomaler Speicherkrankheiten in ihrer natürlichen Umgebung mit einem Durchsatz von bis zu 50.000 Verbindungen pro Woche ermöglicht. Das bislang mit 800.000 Euro finanzierte Unternehmen baut neben dem Lizenzgeschäft auch eine eigene Pipeline auf.
Das schwedische Unternehmen Lucero Bio A/S, das im März 2020 über ein Matching-Programm der Chalmers E-School/Chalmers Ventures gegründet wurde und von CEO Christopher Jacklin geleitet wird, präsentierte eine chipbasierte automatisierte Plattform für die Kultivierung, Sortierung und das Screening von 3D-Sphäroiden/Organoiden. Dadurch soll die größtenteils manuelle Arbeit im Zusammenhang mit der Verwendung menschlicher Organoidmodelle zur Leitstrukturoptimierung und metabolischen Profilierung reproduzierbarer, kostengünstiger und handhabbarer werden.
Das spanische Unternehmen Loop Diagnostics SL widmet sich dem medizinisch unbeantworteten, aber wichtigen Thema der frühen Sepsisdiagnose. CEO Enrique Hernandez will dies zehnmal schneller und dreimal effektiver machen als bisherige kulturbasierte Methoden, die mit Serum-Biomarkern arbeiten oder auf Erregernachweis (in der Regel PCR-basiert) basieren. Dazu verwendet das Unternehmen einen neuartigen Immunantwort-Test namens Septiloop mit 90% Sensitivität. Kurz zusammengefasst: Blut wird inkubiert und dann die Immunantwort gemessen. Der Prognosetest könnte die Sepsismortalität um 10-25% senken und soll ab 2025 in Großbritannien und dann in der EU kommerzialisiert werden.
Das deutsche Spin-off der Universität Ulm, Sensific GmbH, kombiniert Mikrofluidik mit bildbasierter Analyse, Zellsortierung und Mikroskopie, um eine probengesteuerte Zellsortierung zu ermöglichen. Laut CEO Daniel Geiger fügt das Flaggschiffprodukt ODIN Mikroskopen oder kundenspezifischen Setups Hochgeschwindigkeits- und Hochdurchsatz-Echtzeit-Bildverarbeitungsfunktionen hinzu. Sie können ihr Experiment markierungsfrei im Hellfeld oder gleichzeitig mit bis zu drei zusätzlichen Fluoreszenzbildgebungskanälen analysieren. ODIN misst automatisch Partikel, Zellen, Tröpfchen, Algen, Bakterien und Tröpfchen in mikrofluidischen Systemen. Seine intelligenten Algorithmen liefern mehr als 30 Parameter des Objekts, darunter Größe, Umfang, Seitenverhältnis oder Helligkeit, und zeigen sie in einer benutzerfreundlichen Oberfläche an.
Mit der sehr gut besuchten SLAS Europe knüpft die SLAS an ihre Erfolge in ihrem Gründerland USA an, die nun nach Europa exportiert werden sollen und durch stärkere Vernetzung der Akteure, Kooperationen zwischen Innovatoren und Großunternehmen, Ausbildung von Talenten, Integration neuer Technologieoptionen, beispielsweise KI, mehr Innovationen in Europa hervorbringen sollen. Ein Mittel dazu ist ein von der Gesellschaft angebotenes LinkedIn für den Bereich Life Sciences Automation. Ein anderes ist das vielfältige Konferenzprogramm mit den beiden großen Jahreskonferenzen in den USA und Europa. Dass die SLAS Europe 2025 in Hamburg stattfindet, ist kein Zufall. Der Verein arbeitet daran, mehr Biowissenschaftler und Biotechnologen aus Deutschland für die europäische Community und die SLAS-Europakonferenz zu gewinnen.